Head Lopper 2: ... und der Blutrote Turm

Der „Head Lopper“ Norgal und seine nörgelnde Begleiterin, der Hexenkopf Agatha, sind zurück. Zuletzt wurde ein Inselreich vom Einfluss eines bösen Zauberers befreit. Nun sehnt sich das ungleiche Duo nach neuen Herausforderungen in fremden Ländern. Das Reiseziel diesmal: der blutrote Turm!

von Daniel Pabst

Nach „Head Lopper 1: Die Insel … oder eine Bestienplage“ setzt Andrew MacLean mit „Head Lopper 2: ... und der Blutrote Turm“ die Reise des professionellen Kopfabschneiders namens Norgal fort. Neben dem eigensinnigen Hexenkopf Agatha begleiten ihn Zhaania Kota Ka, eine Kriegerin des Volks der Kota, und deren Schülerin Xho. Dass es für diese Vier um Leben und Tod geht, ist allerspätestens klar, wenn wir das schwarze Cover des – bei Cross Cult erschienenen – Comics betrachten, auf dem uns der „Tod“ entgegenkommt.

Für Zhaania steckt hinter der Reise zum Turm eine eigene Motivation: Wenn kein Abgesandter ihres Volk den Herrscher des Turms besiegt, so sendet dieser Vögel aus, welche die Kinder ihres Volks entführen. Neben den Hauptfiguren begeben sich weitere Figuren in die „Höhle des Löwen“. Dabei sind Abgesandte der Fonga – ca. 30 cm große, pinke Wesen mit einem Gesicht ähnlich einer Kidneybohne – sowie eine Abenteurergruppe, bestehend aus einem Zyklopen, einer einäugigen Ritterin und einem grauen Wesen mit Stachelhelm.

Wer wird bis zur letzten Stufe des Turmes gelangen? Werden die Mutigen Reichtümer erhalten, die eigenen Rachefantasien befriedigen oder die ersehnte Macht erlangen? Als sich die Tore zum blutroten Turm öffnen, beginnt der Wettstreit mit den Worten: „Endlich!“ und „Venora sei gepriesen!“. Wüssten sie, welche Herkulesaufgaben ihnen bevorstehen, wären vermutlich nicht alle so freimütig in die Todesfalle gestiegen.

Der Herrscher Ulrich, der bereits zweimal von den Toten auferstanden ist, und dessen furchteinflößender Beschützer, der mit dem schlichten Titel „Berserker“ bezeichnet wird, beobachten das blutige Spektakel gemeinsam von der Spitze des Turms aus sicherer Entfernung. Gottesgleich fühlt sich Ulrich durch den Wettkampf gut unterhalten: Lasset die Spiele beginnen!

MacLean versprüht mit dieser Fortsetzung die gleiche Energie und Zeichenfreude wie bereits bei seinem Debüt.
Der Head Lopper bleibt ein faszinierender Protagonist, der trotz seiner rauen und wortkargen Natur eine gewisse Sympathie beim Leser hervorruft. Im Kampf gegen das Böse bevorzugt er es lieber, Taten sprechen zu lassen.

Ergänzt wird dieser Charakter durch den ulkigen Hexenkopf und die von Gerechtigkeit und Prinzipien geleitete Zhaania. In „Head Lopper 2: ... und der Blutrote Turm“ treten dazu die Vertreter der Fonga, die gleich bei ihrem ersten Auftritt auf Seite 1 von den Lesenden ins Herz geschlossen werden – und ganz nebenbei wie eine düstere Version der Ewoks aus „Star Wars“ agieren …

MacLeans visuelle Brutalität kehrt ebenfalls zurück. Da fliegen und rollen die Köpfe über die Comic-Seiten. Abermals sind die Panels überlegt angeordnet worden. So lenkt MacLean unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Sehr gelungen sind die jeweiligen Perspektiven, die die Handlungen und Charaktere zeigen. Beispielsweise gibt es eine Vogelperspektive, während sich die Heldengruppe unterhält. Auch die Verwendung von Nummern, die innerhalb eines Panels die Reihenfolge der Schwerthiebe definieren, ist mutig und kreativ.
 
Die Farbgebung in Andrew MacLeans Zeichnungen ist ebenfalls richtig gut. Starke, leuchtende Farben dominieren je nach Situation. Ein mystisches Blau erhellt eine Rätselkammer zum Thema Sternenhimmel. Die Flashbacks sind in sattem Gelb und Orange illustriert worden. Das Dschungelgrün wechselt sich mit Rosa-, Weiß- und Blautönen ab, jeweils passend zum geheimnisvollen Wald oder einer eisigen Landschaft. Besonders abwechslungsreich sind die Farben in diesem Comic insbesondere deswegen, da es in dem Innern des Turms viele unterschiedliche Kammern und Rätsel gibt, die alle ihre eigene Farbgebung erhalten haben.

Zum Abschluss dieses Werkes gibt es einen Epilog, Skizzen und eine Cover-Galerie. Eines der Cover hat Tony Sandoval beigesteuert („1000 Stürme“, „Wasserschlangen“ und „Doomboy“). Wer sich fragt, ob man „Head Lopper 1: Die Insel … oder eine Bestienplage“ zuerst gelesen haben muss, dem sei gesagt, dass das keinesfalls eine Voraussetzung ist. Denn der Einstieg ist auch mit diesem zweiten Band möglich. Um aber die Entwicklung der Beziehungen und die Motivationen besser zu verstehen, lohnt es sich, mit dem ersten Band zu starten.

Leseprobe

Fazit: Die Fortsetzung macht dem Namen „Head Lopper“ alle Ehre. Andrew MacLean hält den Erwartungen stand und hat einen sehr schönen Comic geschaffen. Der Spannungsaufbau ist gelungen, da sich im Laufe des Lesens offenbart, wieso das kolossale Bauwerk den Namen „Der blutrote Turm“ trägt. Damit ist dieser Comic nicht nur ein Ort, in dem sich der Head Lopper austobt, sondern auch wir Leser und Leserinnen ein Abenteuer erleben. Wer ist bereit für die zweite Runde in diesem „Gladiatoren-Kampf“? Der Kauf lohnt sich!

Head Lopper 2: ... und der Blutrote Turm
Comic
Andrew MacLean, Jordie Bellaire
Cross Cult 2022
ISBN: 978-3-96658-923-9
200 S., Hardcover, Deutsch
Preis: EUR 22,00

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