Gruselkabinett 193: Flaxman Low – Der Fall Yand Manor House

In der 193. Episode der langlebigen „Gruselkabinett“-Reihe kehrt abermals Geisterjäger Flaxman Low zurück, dem wir bereits bei einigen Fällen begleiten durften. Mal sehen, ob sich dieser Ausflug in die Geisterwelt auch lohnt.

von Jens Krohnen

Der 1876 geborene Hesketh Vernon Prichard erlangte einige Bekanntheit als Abenteurer, Großwildjäger und Schütze. Als Major der britischen Armee diente er im ersten Weltkrieg. Darüber hinaus war er auch Schriftsteller. Gemeinsam mit seiner Mutter, Kate O’Brien Ryall Prichard, ersann er den fiktionalen Charakter Flaxman Low, der in den 1890ern in verschiedenen Geschichten auf Geisterjagd gehen durfte. Publiziert haben die beiden ihre Geschichten unter dem Pseudonym „E. & H. Heron“. Low gilt in der Literaturwissenschaft als erster Detektiv des Paranormalen. Eben jenen Klassiker hat Marc Gruppe nun für eine weitere Ausgabe seiner „Gruselkabinett“-Reihe gewidmet.

Es ist scheinbar ein Abend wie jeder andere im Anwesen Lows. Doch dann erhält er unverhofft Besuch. Der berühmte französische Philosoph Therry stellt sich ein, um ein weiteres Mal – offensichtlich gab es bereits frühere Begegnungen – ein erbauliches Streitgespräch über das Paranormale zu führen. Denn der Franzose ist der festen Überzeugung, dass es das Übersinnliche nicht gibt. Low bietet seinem Gesprächspartner ein gewagtes Experiment an, denn der Geisterjäger arbeitet just an einem interessanten Fall. Vielleicht wird ein gemeinsamer Besuch im Landhaus Yand Manor House den Philosophen von der Existenz von Gespenstern überzeugen?

Was sich dann allerdings bei den Besuchen Lows und Thierrys im Yand Manor House ereignet, geht weit über eine einfache Spukerscheinung hinaus. Tatsächlich begeben sich beide in akute Lebensgefahr. Und es gilt einiges für Low zu recherchieren, bevor er das Geheimnis des Geistes lüften kann.

Während mich der letzte Auftritt Lows in der 179. Ausgabe nicht wirklich überzeugen konnte, ist „Der Fall Yand Manor House“ wieder von einem anderen Kaliber. Zwar gibt es auch hier einige Schwachstellen, die man bereits von den Low-Erzählungen gewöhnt ist: Die Erzählung erfolgt in Retrospektive (was nahelegt, dass alle Protagonisten die Handlung unbeschadet überstehen werden), und auch die Auflösung des Falles ist wenig innovativ. Doch gerade das Zusammenspiel mit dem französischen Philosophen Thierry, welcher die Rolle des Skeptikers einnimmt, wertet das Hörspiel deutlich auf. Auch weiß die eigentliche Spukerscheinung zu unterhalten und ist erstaunlich kreativ. So tappt man tatsächlich zunächst einmal völlig im Dunkeln, womit man es hier genau zu tun hat.

Abermals hervorragend gelungen ist die technische Umsetzung dieser „Gruselkabinett“-Episode. Die Toneffekte und verwendete Musik passen hervorragend. Hier erkennt man Gruppes routinierte Handschrift. Und auch die Sprecher wissen ihre Rollen mit Leben zu füllen. Insbesondere David Berton in seiner Rolle als Monsieur Thierry gelingt es, den französischen Akzent dezent genug einzusetzen, um nicht zu stören. Das von Bastien Ephonsus gestaltete Titelbild ist qualitativ hochwertig und reiht sich nahtlos in die optische Gestaltung der Reihe ein. Auch technisch gibt es damit eine gute Note.

Fazit: Gut interagierende Charaktere, eine interessante Spukerscheinung und technisch hochwertig wie immer: „Der Fall Yand Manor House“ gehört nicht nur zu den besseren „Flaxman-Low“-Fällen, sondern auch zu den absolut empfehlenswerten Ausgaben der „Gruselkabinett“-Reihe.

Gruselkabinett 193: Flaxman Low – Der Fall Yand Manor House
Hörspiel nach E. & H. Heron
Marc Gruppe
Titania Medien 2024
ISBN: 978-3-7857-8693-2
1 CD, ca. 64 min., deutsch
Preis: 8,99 EUR

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