von André Frenzer
Der 1876 geborene Hesketh Vernon Prichard erlangte einige Bekanntheit als Abenteurer, Großwildjäger und Schütze. Als Major der britischen Armee diente er im ersten Weltkrieg. Darüber hinaus war er allerdings auch Schriftsteller. Gemeinsam mit seiner Mutter, Kate O'Brien Ryall Prichard, ersann er den fiktionalen Charakter Flaxman Low, der in den 1890ern in verschiedenen Geschichten auf Geisterjagd gehen durfte. Publiziert haben die beiden ihre Geschichten unter dem Pseudonym „E. & H. Heron“. Low gilt in der Literaturwissenschaft als erster Detektiv des Paranormalen. Nun hat Marc Gruppe ein weiteres Abenteuer dieses Helden des Übersinnlichen für seine „Gruselkabinett“-Reihe ausgewählt.
Wie auch schon in „Der Geist von Baelbrow“ verschlägt es Flaxman Low in ein waschechtes Geisterhaus. Dieses Mal geht es um das Anwesen „The Spaniards“, welches von einem – wie könnte es anders sein – alten Freund Lows geerbt und seitdem vermietet wurde. Doch jener alte Freund, Lieutenant Roderick Houston, hat ein Problem: Kein Mieter hält es länger als wenige Wochen in dem Anwesen aus. Alle berichten von merkwürdigen Geräuschen und einer geheimnisvollen Gestalt. Gemeinsam machen sich Low und Houston daran, das Geheimnis von „The Spaniards“ zu ergründen.
Wie auch in den vorhergehenden Flaxman Low-Episoden hält „Der Fall Hammersmith“ keine allzu großen Überraschungen bereit. Natürlich sind die Phänomene tatsächlich übernatürlichen Ursprungs und wiederum lassen sie sich durch die Vergangenheit des Hauses und seiner vorhergehenden Bewohner erklären. So weit, so gewöhnlich. Was der Folge jedoch äußerst gut zu Gesicht steht ist, dass wir endlich ein wenig mehr von Flaxman Low als Charakter erfahren dürfen. So gibt es umrahmende Szenen mit seinem treuen Butler, welche ein inniges Verhältnis dieser Charaktere zeichnen und Low einen Hauch Zerstreutheit und Nahbarkeit verleihen. Das weiß zu gefallen. Ebenso sind die Szenen rund um die Geistererscheinung in „The Spaniards“ gut gestaltet und gerade das doch überraschende Ende der Geschichte sorgt für ein wenig Abwechslung im gewohnten Handlungsablauf.
Technisch kann „Der Fall Hammersmith“ ein weiteres Mal überzeugen. Die Sprecher erledigen ihre Aufgaben souverän. Auch Soundeffekte und Musik wissen zu gefallen. Das abermals von Ertugrul Edirne entworfene Coverbild ist gut gelungen, wenn auch die dargestellte Kreatur etwas überzogen wirkt. Handwerklich verbleibt damit abermals eine gute Note.
Fazit: Wie auch die vorhergehenden „Flaxman-Low“-Episoden bietet „Der Fall Hammersmith“ eine solide, wenig überraschende Gruselgeschichte. Dank einer besseren Charakterzeichnung und dem pointierten Ende ist es die bislang stärkste Low-Geschichte.
Gruselkabinett 167: Flaxman Low – Der Fall Hammersmith
Hörspiel nach E. & H. Heron
Marc Gruppe
Titania Medien 2020
ISBN: 978-3-7857-8194-4
1 CD, ca. 67 min., deutsch
Preis: EUR 8,99
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