Gruselkabinett 164: Die Toten vergeben nichts

Amerika, genauer gesagt: Texas. Cowboys, Saloon-Feeling, Pferdehufe, Pferdewiehern, Lagerfeuer, Steppengrillen, Saloon-Piano-Musik, und ein gefährlicher Colt. „Die Toten vergeben nichts“ versetzt uns in die Zeit von 1877, in der Rinder durch die Prärie getrieben werden müssen und jeder Tag neue Gefahren bietet. Wir begleiten den Cowboy James „Jim“ Gordon, der ein riskantes Spiel spielt.

von Daniel Pabst

„Gruselkabinett 164: Die Toten vergeben nichts“ ist die Hörspielversion einer Geschichte von Robert E. Howard (1906-1936). Howard war ein Autor, der in West-Texas aufwuchs und daher mit dem Thema Western in gewisser Weise verbunden war. Eine „Gruselkabinett“-Geschichte, die in diesem Genre spielt, ist neu, kennt man von der Reihe doch eher klassische Werke der Schauer-Romantik. Eine gelungene Abwechslung?

Der Sprechercast ist für ein Hörspiel von circa 45 Minuten sehr umfassend. Sprecherinnen und Sprecher wie David Nathan („James A. Gordon“), Dietmar Wunder („John Elston“), oder Ingeborg Kallweit („Jezebel“) stehen da nur beispielhaft für die Qualität dieser „Gruselkabinett“-Folge. Erschienen ist das Hörspiel 2020 bei Titania Medien.

Die Geschichte, bei der wir den Cowboy James Gordon begleiten, ist durchgehend packend. Bereits der Beginn, in dem eine Rückblende mit tödlichen Schüssen zu hören ist, bietet einen gelungenen Einstieg. Sogleich hören wir den Cowboy, wie er aus seinem Albtraum erwacht und einen von sich geschriebenen Brief vorliest. So erhalten die Hörerinnen und Hörer direkt eine „enge Bindung“ zu dem Protagonisten, der den Eindruck eines rechtschaffenen, bekannten und sympathischen Ehrenmannes macht. Es folgt die Erklärung, warum er diesen Brief geschrieben hat beziehungsweise gerade „live“ aufsetzt. Diese Erklärung erfolgt durch die Stimmen der vielen Sprecherinnen und Sprecher, sodass das Schicksal des Erzählers spannend in Echtzeit „gespielt“ wird. In der Stadt lebt, so erfahren wir, eine Frau, die die Zukunft vorhersagen, Menschen heilen, aber diese auch mit Todesflüchen belegen kann. Ob auch James Angst vor ihr haben sollte?

Die Geschichte wird immer wieder unterbrochen durch James, der aus dem Brief vorliest. Die dann folgenden Szenen sind atmosphärisch sehr dicht und versetzten einen in die Stimmung eines Western-Dorfes sowie der umgebenden Prärie und Flüsse. Hierbei vergeht die Zeit wie nichts. Ehe man sich versieht, befindet man sich in einer Gerichtsverhandlung und hört verschiedene Zeugenaussagen. Worum es in dieser Verhandlung vergeht? Am besten, man hört es selbst. Ohne vorzugreifen trafen unseren Protagonisten mysteriöse Unglücksfälle, die er sich zu erklären versucht. Den Brief setzt er auch nur auf, um etwas Schriftliches als Beweis vorweisen zu können …

Das Cover des Hörspiels ist, wie von den aktuellen Folgen gewohnt, von Ertugrul Edirne gestaltet worden. Das düstere Städtchen, in denen der Saloon im Innern hellbeleuchtet ist, fängt die Schlüsselmomente gut ein und schaut man in den Himmel, so grinst einen die unheimliche Frau „Jezebel“ an. Ein rundum stimmiges Cover.

Stellt sich abschließend die Frage, ob Western und „Gruselkabinett“ zueinander passen? Hier lautet die Antwort eindeutig: Ja. Es macht Spaß, dem Protagonisten durch die wilde Vergangenheit zu folgen. Dass Amerika zu dieser Zeit von Rassismus durchdrungen war und daher auch Sklavenhandel thematisiert oder rassistische Äußerungen zu hören sind, verdichtet die Atmosphäre und ergibt ein erschreckend (gruseliges) realistisches Abbild dieser Zeit.

Fazit: Die Abwechslung mit „Gruselkabinett 164: Die Toten vergeben nichts“ ist gelungen. Es geht wild daher, und auch die Grusel-Momente sind garantiert. Die Struktur mit Rückblenden, Brief-Vorlesen, Live-Action und der Gerichtsverhandlung erzeugt ein bleibendes Hörerlebnis. Aufgrund der kurzen Spieldauer kann man das Hörspiel also einfach erneut abspielen und dabei beste Unterhaltung genießen.

Gruselkabinett 164: Die Toten vergeben nichts
Hörspiel nach der Geschichte von Robert E. Howard
Marc Gruppe
Titania Medien 2020
ISBN: 978-3785781913
1 CD, ca. 45 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

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