Gruselkabinett 111: Die Grube und das Pendel

Edgar Allan Poe gilt zurecht als Vater der modernen Horrorliteratur. Seine Kurzgeschichte „Die Grube und das Pendel“ ist ein rechter Klassiker und hat zahlreiche Umsetzungen erfahren. Wie gelungen ist die „Gruselkabinett“-Version dieses Meisterwerks?

von André Frenzer

Über Edgar Allan Poe muss ich an dieser Stelle wahrscheinlich wenig Worte verlieren. Der 1809 in Boston geborene Schriftsteller prägte mit seinen Werken die Kriminalliteratur, die Science-Fiction und natürlich das Genre des Horrors nachhaltig. Vor seinem Tode 1849 schuf er zahlreiche Geschichten und seine Fußspuren lassen sich überall in der Populärkultur wiederfinden. Kein Wunder also, dass sich mit „Die Grube und das Pendel“ sein Werk auch in der beliebten „Gruselkabinett“-Reihe wiederfindet.

Ein wenig neugierig war ich schon auf die 111. Ausgabe des „Gruselkabinetts“. Nicht nur, weil ich bereits zahlreiche Hörspiel- und Hörbuchvarianten von Poes Meisterwerk „Die Grube und das Pendel“ verschlungen habe. Sondern auch, weil ich darauf gespannt war, wie es Marc Gruppe gelungen ist, mit der recht kurzen Originalgeschichte eine über eine Stunde dauernde Hörspielproduktion zu füllen. Um es vorweg zu nehmen: Gruppe hat einen kleinen Trick angewandt, um die Geschichte auf volle Länge zu bringen; tatsächlich hat er Poes Spätwerk „Das Fass Amontillado“ mit der Titelgeschichte verknüpft. Die Verwebung ist dabei gar nicht einmal sehr elegant, wirkt aber sehr passend und damit in keinster Weise störend.

Worum aber geht es jetzt eigentlich genau? „Die Grube und das Pendel“ behandelt die Todeswerkzeuge der römischen Inquisition, durch die der Protagonist – der junge Adlige Montrésor – nach seinem durch Folter erpressten Geständnis zu Tode kommen soll. Die in völliger Finsternis daliegende Todesgrube und das später über dem gefesselten Montrésor schwingende Pendel mit der „rasiermesserscharfen, sichelförmigen Klinge“, sind aus der Horrorliteratur kaum mehr wegzudenkende Standards. Nur mit Glück überlebt Montrésor die Inquisition, nur um in späteren Jahren auf den Richter zu treffen, der ihn damals zum Tode verurteilte. Sein Racheplan mündet schließlich in der Geschichte „Das Fass Amontillado“, mit dem Montrésor den verhassten Gegenspieler in seinen Gewölbekeller lockt, um ihm alles heimzuzahlen …

Das besondere an diesen Geschichten Poes ist wohl, dass keine übernatürlichen Elemente eingesetzt werden, um den ihnen innewohnenden Gruselfaktor zu erreichen. Alleine der Mensch, seine Abgründe und sein Wille, anderen Menschen unglaubliche Grausamkeiten zuzufügen, sind die Quelle der Furcht in diesen beiden Klassikern. Damit ergänzen sich die Geschichten nicht nur erstaunlich gut, sie machen auch diese „Gruselkabinett“-Ausgabe zu etwas besonders Fürchterlichem.

Die beiden Sprecher Eckart Dux (der den Montrésor gibt) und Jürgen Thormann (als sein Konterpart Fortunato) sind wahre Legenden deutscher Hörspielproduktionen. Es ist eine Wonne, diesen Beiden zu lauschen, während sie sehr überzeugend und mit großem Elan ihre Figuren verkörpern und mit Leben erfüllen. Gerade Dux trägt mit seiner Rolle als Erzähler durch das gesamte Hörspiel. Die wie so oft gut gewählten und mit Bedacht eingesetzten Toneffekte runden den Hörgenuss ab.

Fazit: „Die Grube und das Pendel“ enthält gleich zwei Poe-Klassiker, die wenig innovativ, aber sehr überzeugend miteinander verquickt wurden. Die hervorragende technische Umsetzung und die absolut überzeugende Sprechleistung münden in einer glatten Kaufempfehlung für alle Genrefans. Empfehlenswert.

Gruselkabinett 111: Die Grube und das Pendel
Hörspiel nach der Geschichte von Edgar Allan Poe
Marc Gruppe
Titania Medien 2016
ISBN: 9783785752548
1 CD, ca. 67 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

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