von André Frenzer
Montague Rhodes James, der 1936 im Alter von dreiundsiebzig Jahren verstarb, war nicht nur ein hochbegabter Altertumsforscher und Vorsteher des Eton College, sondern auch Schriftsteller. Im Laufe seines Lebens schuf er zahlreiche Geistergeschichten, die er mit seinen profunden historischen Kenntnissen zu untermauern wusste und ihnen so einen Anstrich von Authentizität verlieh. Bereits zu Lebzeiten erfreute er sich einer großen Beliebtheit und sogar der auf der anderen Seite des „großen Teiches“ schreibende H. P. Lovecraft fand lobende Worte für sein Schaffen.
Aus der Feder eben dieses M. R. James stammt auch „Zimmer 13“, dem sich – wie gewohnt in der „Gruselkabinett“-Reihe – Drehbuchschreiber Marc Gruppe annahm, um ein Hörspiel aus der Vorlage zu schaffen. Der junge Victor Anderson ist auf Forschungsreise in Dänemark unterwegs. In Viborg hofft er darauf, Unterlagen zu finden, die sich mit dem Untergang des Katholizismus in Dänemark befassen, war doch der letzte dänische Bischof in eben jener Stadt anzutreffen. Doch seine Forschungen geraten schnell in den Hintergrund, als sich des nächtens in seinem Hotel unheimliche Dinge zutragen. Plötzlich erscheint eine Tür zu „Zimmer 13“ – das es eigentlich gar nicht geben dürfte – auf dem Gang seines Zimmers, diabolisches Lachen dringt hinter der Tür hervor und alles deutet auf satanische Umtriebe hin …
Ein wenig gemächlich erscheint sie schon, die 92. Ausgabe des „Gruselkabinett“, passiert doch tatsächlich nicht viel während Andersons Aufenthalt im „Goldenen Löwen“. Auch dass Anderson selbst die Geschichte in Retrospektive seinem Cousin erzählt, trägt nicht gerade dazu bei, echte Spannung zu generieren. Tatsächlich ist es der hervorragenden technischen Umsetzung, die Gruppe abermals ins Feld führt, zu verdanken, dass ich „Zimmer 13“ in guter Erinnerung behalten werde. Gerade die eingesetzte Musik erzeugt eine finstere Vorahnung beim Hörer, die wohl nicht einmal die Protagonisten so empfunden haben dürften. Da verzeiht man als Hörer auch gerne den leicht überstrapazierten Einsatz des immer gleichen „Hexenlacher“-Samples. Leider wird das Finale dann in seiner gewollten Rätselhaftigkeit dem gekonnt aufgebauten Spannungsbogen nicht gerecht – zu abrupt und ohne echte Auflösung endet James? Erzählung.
Die Sprecher sind abermals in hervorragender Arbeitslaune und sollen daher positive Erwähnung finden. Gerade Christian Stark, der Anderson vertonen darf, macht seine Sache unaufgeregt und plausibel; Patrick Bach als Zimmernachbar Herr Jensen ist mit seiner markant-bekannten Stimme eine schöne Ergänzung des Ensembles und Antje von der Ahe, die nur in wenigen Szenen das Zimmermädchen verkörpern darf, hätte ich deutlich mehr Sprechzeit gewünscht. Das kompromisslose Cover steuert abermals Ertugrul Edirne in gewohnter Qualität bei.
Fazit: „Zimmer 13“ ist eine klassische Schauermär ohne viele Überraschungen und damit sicherlich keine schlechte Ausgabe des „Gruselkabinett“. Insbesondere die technische Umsetzung weiß hier abermals zu überzeugen und hebt die 92. Folge über den Durchschnitt der Reihe.
Gruselkabinett 92: Zimmer 13
Hörspiel nach M. R. James
Marc Gruppe
Titania Medien 2014
ISBN: 9783785750247
1 CD, ca. 49 min., deutsch
Preis: EUR 8,99
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