Gruselkabinett 103: Das ägyptische Parfüm

Als dem jungen Anwalt Thomas Keston der wohlvertraute Duft eines ägyptischen Parfüms in die Nase steigt, ahnt er noch nicht, was in den nächsten Tagen und Wochen mit ihm geschehen wird. Die erfolgreiche „Gruselkabinett“-Reihe lädt uns in ihrer 103. Episode ein, seinem Geschick zu folgen.

von André Frenzer

Thomas Keston ist ein junger und bislang recht erfolgloser Anwalt, der sich nach seinem erfolgreichen Studium mit dem Verfassen von Artikeln für Fachzeitschriften mehr schlecht als recht über Wasser hält. Gerne zehrt er von den Erinnerungen an seine Vergangenheit, bereiste er doch vor seinem Studium lange Zeit Ägypten, wo er auch erst- und zugleich letztmals – auf den Geruch des „Ägyptischen Parfüms“ stieß. Als ihm dieser wohlvertraute Duft an einem Dezemberabend des Jahres 1932 wieder begegnet, entspinnt sich eine Folge von Ereignissen, mit der nicht zu rechnen war.

Ich möchte nicht weiteren Elementen der Handlung vorgreifen und beende daher an dieser Stelle die Zusammenfassung der Handlung. Fraglich bleibt aber, ob sich diese waltende Vorsicht auch wirklich lohnt, denn Überraschendes hat die 103. Episode des „Gruselkabinett“ leider nicht zu bieten. „Das ägyptische Parfüm“ bietet eine seichte Gruselgeschichte ohne große Höhepunkte, in deren sacht dahinplätschernder Handlung für Grauen oder gar Horror kein rechter Platz zu sein scheint. Insbesondere das Finale mit seinem kitschig-versöhnlichen Ende hat mir wenig zugesagt.

Spannender ist da fast schon ein Blick auf die Lebensgeschichte des Autors, Charles Webster Leadbeater. Der 1934 verstorbene Priester der anglikanischen liberalkatholischen Kirche machte in den frühen 1910ern von sich reden, indem er von seinen Reisen aus Indien angeblich den wiedergeborenen Jesus Christus mit nach Europa brachte. Während seiner Zeit in Indien publizierte er in der – zeitweise von ihm selbst herausgegebenen – Zeitschrift „The Theosophist“ – darunter auch „Das ägyptische Parfüm“, das Marc Gruppe nun als Grundlage für sein Hörspiel verwendete.

Sagt mir die doch arg seichte Handlung der 103. Episode nicht wirklich zu, so ist die technische Umsetzung zugegebenermaßen umso gelungener. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich den Auftritt von Hörspiellegende Eckart Dux als ägyptischen Händler mit stark orientalischem Akzent als gelungene Pointe oder doch Zuviel des Guten betrachten soll. Davon abgesehen haben aber alle Sprecher – allen voran Jonas Baeck, der Thomas Keston vertont – perfekt in ihre Rollen gefunden. Noch besser allerdings hat mir die Musikauswahl gefallen, die mit leisen, melancholischen Klängen ein ums andere Mal jene unheilvolle Stimmung zu erzeugen weiß, die der eigentlichen Handlung fehlt. Das Cover wurde in gewohnter Qualität von Ertugrul Edirne angefertigt.

Fazit: Ein wenig hin- und hergerissen bin ich ehrlicherweise schon: eine recht seichte Geschichte ohne echte Höhepunkte in einer glanzvollen, technischen Ausstattung in höchster Qualität. Sicher nicht die beste Ausgabe des „Gruselkabinett“, aber auch kaum ein kompletter Fehlkauf.

Gruselkabinett 103: Das ägyptische Parfum
Hörspiel nach einer Kurzgeschichte von Charles Webster Leadbeater
Marc Gruppe
Titania Medien 2015
ISBN: 9783785751633
1 CD, ca. 51 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

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