von Dennis Bisenius
In „Excavation Earth“ reisen Archäologen unterschiedlichster Alienrassen auf der Erde umher und sammeln Artefakte von Ausgrabungsstätten, welche eine unbekannte, vor langer Zeit ausgestorbene primitive Zivilisation hinterlassen hat, um diese zum bestmöglichen Preis zu verkaufen. Neben dem regulären Markt, wo die Artefakte nur verkauft werden können, steht den Spielern auch ein Schwarzmarkt zur Verfügung, wo zwielichtige Halunken Artefakte zu horrenden Preisen verkaufen oder zu Schleuderpreisen kaufen.
Das Spielmaterial
Das Spielmaterial besteht aus vielen einzelnen Teilen. Neben einem farbenfrohen Spielbrett gibt es einen Bereich, um die Käufer zu verwalten, und das Mutterschiff, wo die Käufer die Ware hinbringen und die Verkäufer Einfluss auf das Geschehen nehmen können. Das Spiel hat 5 Rassen, wobei eine der Rassen ausschließlich für das Solo-Spiel verwendet wird und als Nichtspieler-Rasse konzipiert wurde.
Jede Rasse bringt drei Archäologen und 22 Händler mit, zudem je einen Marker für die Initiative-Reihenfolge. Das Besondere an den Archäologen ist, das diese Holzfigürchen bedruckt und nicht mit einem Aufkleber beklebt sind. Zudem beinhaltet das Spiel einen Stapel Aktions-, Bewegungs- und Händlerkarten. Zusätzlich gibt es für den Solo-Modus noch Karten, um die gegnerische Fraktion zu steuern. Zudem gibt es noch die Käufer für den Markt in Form von kleinen Holzwürfel der entsprechenden Farbe. Darüber hinaus gibt es noch einige Marker wie Credits/Siegpunkte und Artefakte.
Das Spiel
„Excavation Earth“ wird in drei Runden gespielt, die in je drei Phasen unterteilt werden.
1. Vorbereitungsphase
In dieser Phase werden sechs Punkte abgehandelt, die die nächste Runde beeinflussen. Unter anderem werden der Käufermarkt aktualisiert, neue Artefakte tauchen auf der Karte auf und die Zugreihenfolge wird neu erstellt.
2. Aktionsphase
In der Aktionsphase führt jeder Spieler in Zugreihenfolge zwei Aktionen durch. Dies geht so lange, bis alle Spieler gepasst haben. Es stehen den Spielern acht Aktionen zur Verfügung, die sie ausführen können. Für jede Aktion muss eine der Aktionskarten abgeworfen werden, die man zu Beginn der Runde oder während der Aktion „Verkaufen“ bekommen hat. Zur Auswahl stehen:
Bewegen: Wirf eine Karte ab (Aktions- oder Bewegungskarte) und bewege einen oder mehre deiner Archäologen so viele Felder weit, wie auf der Karte angegeben.
Ausgraben: Wirf eine Aktionskarte ab, um an bis zu zwei Feldern Artefakte zu bergen, die mit der Farbe der Karte übereinstimmen und auf denen einer deiner Archäologen steht.
Marketing: Wirf eine Karte ab; das Symbol auf der Karte muss mit dem Symbol des Marktes übereinstimmen, den du beeinflussen möchtest und es muss einer deiner Archäologen auf diesem Marktfeld stehen. Hier beeinflusst du die Käufer im Markt und du darfst einen Verkäufer in diesen Markt entsenden.
Verkaufen: Wirf eine beliebige Karte ab. Nun darfst du an bis zu drei Märkten Artefakte einer Farbe verkaufen. Es muss mindestens einer deiner Verkäufer in jedem Markt sein, an denen du ein Artefakt verkaufen möchtest und es muss mindestens ein Käufer der entsprechenden Farbe (und/oder ein Joker) in den Märkten stehen. Je mehr Käufer der entsprechenden Farbe im Umlauf sind, desto mehr Credits bekommt der Spieler für den Verkauf. Verkauft der Spieler an zwei oder drei Märkten, bekommt er einen Bonus von drei oder acht Credits und eine weitere Aktionskarte vom Aktionskartenstapel. Zum Schluss werden alle Verkäufer und alle Käufer ins Mutterschiff versetzt.
Kommandieren: Wirf eine Karte mit dem Symbol des Marktes ab, den du kommandieren möchtest. Nun kannst du einen Verkäufer in den Markt entsenden und entweder einen Verkäufer ins Mutterschiff schicken oder zurückrufen. Das Entsenden und Zurückrufen muss im entsprechenden Kommandozonen-Feld des Mutterschiffs passieren.
Schmuggeln: Im Schwarzmarkt liegen Artefakte, die gekauft werden (für den Preis auf dem Artefakt plus eins) können, oder man verkauft (für den Preis auf dem Artefakt) Artefakte an den Schwarzmarkt. Man darf bis zu zwei Artefakte mit unterschiedlicher Farbe kaufen oder verkaufen. Je nach Seltenheit des Artefaktes ist der Wert des Artefaktes größer oder niedriger.
Forschen: Es liegen je nach Spieleranzahl Aktionskarten aus, die besagen, welche Artefakte in der nächsten Runde auf das Spielfeld gelegt werden. Mit dieser Aktion kann man eine Karte abwerfen und eine Handkarte auslegen. Man zieht zwei verdeckte Artefakte aus dem allgemeinen Vorrat der entsprechenden Farbe und darf eines der zwei für den doppelten Preis kaufen. Alle nicht gekaufte Artefakte kommen auf das Spielfeld. Karten, die in dieser Runde ausgetauscht wurden, dürfen kein zweites Mal ausgetauscht werden.
Passen: Der Spieler beendet seine Runde. Bis zu zwei nicht verbrauchte Aktionskarten darf der Spieler mit in die nächste Runde nehmen.
3. Mutterschiffphase
Es gibt für die Mehrheit an Verkäufern in jeder Kommandozone Kredits. Für jede weitere Runde gibt es mehr Credits.
Ende des Spiels
Nach der dritten Runde ist das Spiel beendet. Jedes Spielerboard hat ein Raster, auf dem festgehalten wird, welche Artefakte man im Verlauf des Spiels gesammelt hat. Dieses Raster gibt noch letzte Credits. Wer am Ende die meisten Credits hat, gewinnt das Spiel. Bei Gleichstand entscheidet, wer noch die meisten Artefakte in seinem Inventar hat (Anzahl nicht Preis).
Kritik
„Excavation Earth“ ist im Grunde ein sehr schönes Spiel, mit einem sehr gelungenem Artwork. Allerdings hat das Spiel ein paar kleine Punkte, die ich als Schwächen ansehen würde.
Für erfahrene Spieler ist „Excavation Earth“ durch die Begrenzung auf drei Runden ein recht schnelles Spiel, das viel Vorplanung erfordert. Ab Runde zwei werden die Aktionskarten gedraftet und natürlich nimmt man sich nach Möglichkeit die Karten, die man für seine Pläne benötigt. Leider kann diese Vorplanung schnell dazu führen, dass ein Mitspieler (willentlich oder unwillentlich) einem in die Parade fährt und man dann an einem Punkt steht, wo man bis zum Ende der laufenden Runde kaum Punkte machen kann. Dies kann je nach Spielertyp einen sehr frustrieren. Wobei man auch erwähnen muss, dass dies durch die Anzahl der Mitspieler deutlich variiert.
Beim Material gibt es auch ein paar Schwachpunkte. Die Einlage in der Schachtel ist nicht sehr transportfreundlich und flog bei mir recht schnell aus der Schachtel. Einige der Materialien wirken sehr liebevoll und akkurat entworfen (so haben die Käufer-Meeple je nach Farbe eine andere Form), dann kommen aber andere Materialien, die eher simpel wirken (so sind die Verkäufer einfach nur Holzwürfel, die zum Teil schlecht geschnitten sind).
Der Händlerkartenstapel reicht nicht, um den Markt am Anfang des Spiels komplett zu befüllen. Kurz bevor alle Märkte voll sind, geht der Stapel aus und man muss ihn neu mischen. Dies ist im Grunde kein großes Problem, fällt aber auf und man hätte dies durch je eine Karte jeder Farbe mehr einfach umgehen können. Zudem sehen die Aktionskarten nach zwei Partien schon recht mitgenommen aus und sollten vor dem ersten Spiel durch Kartenhüllen geschützt werden.
Die Regeln sind gut und verständlich geschrieben. Die beiliegenden Karten mit den möglichen Aktionen sind, wenn man die Art der Darstellung durchschaut hat, auch sehr verständlich und hilfreich. Wobei es auch Spieler gab, die diese Karten nicht so eingängig fanden wie ich.
Fazit: „Excavation Earth“ bietet einem einen sehr guten Unterhaltungswert mit viel taktischer Tiefe und nervenaufreibenden Momenten in der Zeit, in der die Mitspieler an der Reihe sind und einem die ganze Planung versauen können. Deswegen würde ich das Spiel eher Experten als Einsteiger empfehlen. Aber auch fortgeschrittene Einsteiger können mit diesem Spiel sicher viel Spaß haben.
Excavation Earth
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Dávid Turczi, Way Yee, Gordon Calleja
Mighty Boards/Asdmodee 2021
EAN: 4015566601697
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 49,99
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