Everdell: Pearlbrook

In den dichten Wäldern westlich des Immerbaums schlängelt sich ein Fluss. Dort, verborgen unter der Wasseroberfläche, sollen an geheimnisvollen Orten seltsame Unterwasserwesen über wertvolle Perlen wachen. Doch wie können wir dorthin gelangen? Vielleicht weiß der Frosch mehr über diesen noch unbekannten Perlenbach.

von Oli Clemens

„Pearlbrook“ ist die erste Erweiterung zu „Everdell“, die es in Deutschland – nach seinem Ursprung als Kickstarter-Projekt – nun als Handelsversion zu kaufen gibt. Das Herzstück dabei ist sicher der nierenförmige Flussspielplan, der links an den Hauptspielplan angelegt wird. Auf ihm befinden sich fünf neue Einsatzfelder, die mit einem Froschfuß markiert sind.

Eines davon nennt sich die Untiefe. Dort können die Spieler zwei beliebige Ressourcen und zwei ihrer Handkarten abwerfen, um eine Perle zu bekommen. Das Symbol lässt aber nur zu, dass die neue Figur, der Froschbotschafter, dort eingesetzt werden kann. Gleiches gilt auch bei den anderen vier neuen Einsetzfeldern. Welche Aktion sich dort verbirgt, ist aber zuerst unklar. Dort liegen nämlich verdeckte Karten, die erst entdeckt werden müssen. Erst wenn die eigene Stadt die Bedingungen erfüllt, die an den Feldern vorgegeben ist, kann der Ort aktiviert werden. So müssen zum Beispiel schon drei grüne Produktionskarten in der eigenen Auslage platziert sein. Der Spieler, der als erstes diese Voraussetzung erfüllt und seinen Frosch dort hinschickt, bekommt zusätzlich eine Belohnungsperle.



Neu in der Erweiterung sind auch die beiden Spielplanauflagen, die rechts und links neben den Immerbaum gelegt werden. Sie überdecken die bisherigen Einfachen Ereignisse. Die werden nun auch nicht mehr benötigt und bleiben in der Spielkiste. Stattdessen befinden sich dort die neuen Wunder, die zwischen 10 und 25 Punkte für die Abschlusswertung bringen. Das ist viel, kostet aber auch viel. Um sie zu bekommen, braucht man unter anderem seine mühevoll gesammelten Perlen.

Perlen braucht es aber auch, um die neuen Schmuckstückkarten auszuspielen, von denen man zwei zu Spielbeginn erhält. Was sie genau bringen, hält man vor den anderen Spielern geheim. Alle diese Karten haben einen einmaligen Effekt beim Ausspielen und bringen zusätzlich noch individuelle Punkte für das Spielende. Der richtige Zeitpunkt zum Ausspielen bewirkt dann häufig einen Schub an Ressourcen. Und die kann man in „Everdell“ ja immer gebrauchen.



Natürlich wirkt sich das Vorhandensein des Flusses auch auf die eigene Stadtauslage aus. Die neuen Bauwerke und Wesen aus der Erweiterung werden in den Nachziehstapel eingemischt. Sie spielen sich genauso wie im Grundspiel. Damit kommt Abwechslung in die eigene Auslage.

Insgesamt fügt sich die Erweiterung sehr geschmeidig in das Grundspiel ein. Am Ablauf einer Partie ändert sich nichts, an der Spieldauer eigentlich auch nichts. Jedoch kommt durch die verborgene Kartenauslage am Fluss eine deutliche Prise Zufall in das Spiel. Die neuen Wunder bringen im direkten Vergleich zu den bisherigen Einfachen Ereignissen deutlich mehr Punkte. Und auch für Perlen, die am Schluss noch im Besitz der Spieler sind, werden Punkte für den Endpunktestand vergeben.



Als neue Arbeitertiere können jetzt auch die Otter ausgewählt werden. Alles sieht „Everdell“ gemäß wieder wunderschön aus und passt optisch hervorragend in den Stil des Grundspiels. Die wenigen neuen Regeln, die es für „Pearlbrook“ zu kennen gilt, werden in der Spielanleitung klar und verständlich beschrieben. Wer das Grundspiel kennt, hat auch damit keine Probleme.

Und auch das direkte Duell im der Solo-Variante gegen Füsselwurz ist natürlich bei „Pearlbrook“ möglich.



Deutliche Kritik hagelte es dennoch direkt nach der Veröffentlichung an dem Umfang der deutschen Erweiterung im Vergleich zur englischen Originalausgabe. Für den gebotenen Inhalt sei der Preis zu teuer. Pegasus hat sich diese Rückmeldung zu Herzen genommen. Die nächste „Pearlbrook“-Auflage, die im September erscheint, beinhaltet zukünftig das sogenannte „Freshwater Upgrade-Pack“. Dann werden die deutschen Fans im Wesentlichen die gleichen Inhalte wie die Besitzer der englischen „Collector’s Edition“ haben, also auch drei neue Völker, neue Karten und 3D-Wunder. Wer die erste Ausgabe von „Pearlbrook“ schon hat, kann das Material sogar über den Handel oder Pegasus direkt kostenlos bekommen.



Fazit: Die Erweiterung bringt Neuerungen, die sich nahtlos in das Grundspiel integrieren. Fans von „Everdell“ greifen hier natürlich zu. Durch die vier Einsatzfelder am Fluss, die zu Beginn durch Zufall verteilt werden und den Spielern lange unbekannt bleiben, wird eine Prise Zufall eingestreut. Das muss man mögen. Außerdem bringen die Schmuckstücke individuelle Punktebooster, die zum Ende einen Unterschied für die Wertung machen können.

Everdell: Pearlbrook
Brettspiel-Erweiterung für 1 bis 4 Spieler
James A. Wilson
Pegasus Spiele 2021
EAN: 4250231727528
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 49,95

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