Bis ins Mark (Heldenwerk)

Schon wieder zwei Monate ist es her, dass uns ein neuer „Aventurischer Bote“ ins Haus stand. Höchste Zeit also, die nächste Ausgabe der dem Boten beiliegenden „Heldenwerk“-Reihe näher in Augenschein zu nehmen. „Bis ins Mark“, so der Titel des neuesten Abenteuers. Klingt ein wenig nach Vampirroman.

von André Frenzer

Mitnichten nimmt uns Autor Julian Härtl mit auf eine romantische Tour voller glitzernder Vampire und sinnlicher Küsse im Abendrot. Nein, „Bis ins Mark“ hat mit dem „Biss“ nun eben so gar nichts zu tun. Stattdessen bezieht sich die Doppeldeutigkeit des Titels eher auf „Mark“. Doch genug der fachfremden Vorrede, worum geht es nun eigentlich?

Das Abenteuer spielt in der Markgrafschaft Rommilyser Mark. Dieser Landstrich hatte in den vergangenen Jahren eher wenig zu lachen. Denn zuerst wurde das Land von dem herannahenden Endlosen Heerwurm des Dämonenmeisters Borbarad verwüstet (nachzuspielen in der „Das Jahr des Feuers“-Kampagne). Nachdem Borbarad vernichtet wurde, verwandelte sich dieses, dem Herzen des Reiches so nahegelegene Gebiet in die sogenannte „Wildermark“. Hier regierten zahlreiche Kriegerfürsten, die sich gegenseitig bekämpften und ihre eigene Machtposition zu festigten suchten. Erst im Jahr 1035 BF konnte Kaiserin Rohaja von Gareth die Wildermark befrieden und erneut dem Mittelreich hinzufügen. Seither arbeitet die neu eingesetzte Markgräfin Swantje von Rabenmund mit ihren Untertanen tapfer am Wiederaufbau der Provinz.

Vor diesem Hintergrund einer zwar aufstrebenden, aber gleichfalls kriegsmüden Provinz stoßen die Helden auf ein Rittergut. Hier werden sie eingeladen, die Nacht zu verbringen. Doch das Gut wird überfallen und die Ritterin – voraussichtlich – tödlich verwundet. Rasch stellt sich heraus, dass der Überfall nicht von einfachen Strauchdieben durchgeführt wurde. Stattdessen hat sich ein Ritter auf einen Rachefeldzug begeben gegen all jene, die zu Zeiten der Wildermark in seinen Augen Unrecht getan haben. Es ist nun an den Helden, den mordenden Ritter aufzuhalten. Eine aufreibende Verfolgungsjagd quer durch die Mark steht ihnen bevor.

„Bis ins Mark“ gelingt es, eine spannende und kurzweilige Geschichte zu erzählen. Das Abenteuer ist darüber hinaus gut in das aventurische Setting und den aktuellen Stand des Metaplots eingebettet, ohne sich jedoch in erzwungener Epik zu verlieren. Hier können die Helden noch Helden sein, und ihre eigenen Handlungen entscheiden über Wohl und Wehe der beteiligten Personenriege. So ist es schlussendlich sogar möglich, dass sich die Helden der Sache des mordenden Ritters anschließen. Neben der großen Handlungsfreiheit der eigentlichen Geschichte hat der Autor auch dankenswerterweise an eine Reihe optionaler Szenen gedacht, welche die Reisen durch die Rommilyser Mark abwechslungsreich gestalten können. Von einer Räuberbande, deren Anleihen an „Robin Hood“ allerdings mehr als überdeutlich sind, über den wandernden Kiepenkerl bis hin zur Geburt eines Kindes auf dem Rittergut gibt es die eine oder andere bunte Vignette, um das Abenteuer lebhaft für die Helden zu gestalten und die Mark zum Leben zu erwecken.

Optisch unterscheidet sich „Bis ins Mark“ – wenig überraschend – kaum von den Vorgängerbänden. Layout und Optik sind bekannt, die Illustrationen machen einen ordentlichen Eindruck. Insbesondere die Porträts wissen zu gefallen, während gerade die Karte des Schauplatzes des finalen Kampfes wieder einmal viel zu klein ausgefallen ist. Technisch ist „Bis ins Mark“ damit sauber publiziert, wenn auch nach wie vor Potenzial – insbesondere bei den Karten – besteht.

Fazit: „Bis ins Mark“ erzählt eine dramatische Geschichte vor unverbrauchter und doch äußerst klassischer Kulisse. Die hohe Handlungsfreiheit der Helden und die zahlreichen, eingestreuten Vignetten sorgen für eine runde Vorstellung der Rommilyser Mark. Empfehlenswert.

Bis ins Mark (Heldenwerk)
Abenteuerband
Julian Härtl
Ulisses Spiele 2019
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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