Deadly Dinner – Killing Woodstock

Mit „Deadly Dinner“ erhält man ein Krimidinner für zuhause. 7 bis 10 Spieler lösen gemeinsam einen Mordfall oder beschuldigen sich gegenseitig. Bei „Killing Woodstock“ versetzt man sich in eine Zeit Anfang der 1970er und schlüpft in die Rolle eines in einer Kommune lebenden Hippies, eines Rockers oder eines Mitglied einer Rockband.

von Alice

Eine Hippie-Kommune und die Rockband „Joint Failure“ haben es sich zum Ziel gemacht, ein Festival zu organisieren, das so eindrucksvoll werden soll wie Woodstock. Während der Vorbereitungen ereignet sich jedoch ein außergewöhnlicher Todesfall. Zum allabendlichen Friedenskreis raucht der Guru, der spirituelle Anführer der Kommune, von seiner Friedenspfeife. Plötzlich kommt weißer Schaum aus einem Mund und er kippt tot um. Die Vermutung, dass mit dem Stoff etwas nicht in Ordnung war, liegt nahe, doch wer hatte alles Zugang dazu?

Bevor es losgeht, bekommt jeder geheime Informationen zu der Person, in deren Rolle er an jenem Abend schlüpfen wird. Es empfiehlt sich, Details vorab durchzulesen und zu verinnerlichen, damit man seine Rolle besser ausspielen kann. Wer möchte, kann sich auch verkleiden, was für reichlich Unterhaltung sorgen kann. Ob Rockstar, Rocker oder Hippie, jeder Charakter bietet eine einfache Möglichkeit dazu. Im Gegensatz zu manch anderen Krimidinnern, ist es nicht so wichtig, das Vorbild optisch genau zu treffen, es reicht, sich etwas herauszusuchen, das thematisch passt, was für viele Spieler eine Hürde nehmen kann.

Sobald das Dinner losgeht, darf jeder im Geheimen die nächsten Einzelheiten durchlesen, die der Runde 1 zugeordnet sind. Daraufhin versucht man, sich gegenseitig zu befragen und herauszufinden, wer der Mörder sein könnte. Schon bald wird sich herausstellen, dass es mehrere Verdächtige gibt, die ein nachvollziehbares Motiv hätten. Durch Nachforschungen stößt man auf weitere unangenehme Geheimnisse der Charaktere, die genauso interessant sein können wie der Mordfall. Somit ist es gut möglich, dass man diese ebenfalls auflösen möchte.

Im Laufe des Abends hat außerdem jeder die Möglichkeit, sein persönliches Objekt zu finden, das belastende Informationen über andere enthält. Diese können bei der Auflösung hilfreich sein oder gezielt in die Irre führen. Manche davon sind auch einfach nur sehr lustig. Zusätzlich hat jeder noch ein persönliches Ziel, was ebenfalls für Verwirrung und reichlich Unterhaltung sorgen kann. Als Unterstützung kann man den Tathergang auf einer beigefügten Karte und Spielfiguren rekonstruieren. Für ein passendes Ambiente sorgt eine eigens für das Spiel erstellte Playlist. Gemeinsam beschließt man, wann Runde 1 endet und die nächste Runde beginnt. Es bietet sich an, zwischen den Spielrunden zu speisen, was aber individuell entschieden werden kann. Insgesamt gibt es 3 Runden, dann schreibt jeder auf einen Zettel, wen er verdächtigt und aus welchem Grund. Am Ende liest einer alle Zettel vor und zählt die Stimmen.



Lebhafte Diskussionen und unangenehme Fragen werden den Abend prägen. Jeder versucht so gut wie möglich im Sinne seiner Rolle zu handeln, was bei den sehr unterschiedlichen oft speziellen Personen eine spannende Herausforderung sein kann. Gelegentlich wird man sich ärgern, weshalb der eigene Charaktere etwas so Dummes tut oder einfach herzhaft darüber lachen. Bei der Beantwortung von Fragen dürfen die Spieler nicht lügen, außer der Mörder. Jeder erhält wohldosierte Details, die er am Tag des Mordes mitbekommen hat. Da häufig Einzelheiten fehlen und jeder Charakter seine eigene Art hat, diese zu interpretieren, führt dies zu einer interessanten Rekonstruktion der Ereignisse.

Schade an dieser Stelle ist, dass gelegentlich Details weggelassen werden, die nicht fehlen sollten. Dazu gehören selbstverständliche Bestandteile des Tagesablaufes oder allgemeine Informationen über die Kommune und das geplante Festival. Diese befinden sich bruchstückchenhaft in den einzelnen Charakterheftchen, sodass man gemeinsam erst einmal besprechen muss, um was genau es hier überhaupt geht. Einige dieser Beschreibungen hätte man besser in den Prolog untergebracht. Hinzu kommt, dass erklärt wird, was die Charaktere untereinander, teilweise im Geheimen, besprochen haben. Seltsamerweise steht nur bei einem der Beteiligten, um was es ging. Der Spieler, der dieses Wissen hat, geht automatisch davon aus, das die anderen ebenfalls Bescheid wissen. Es ergibt logisch keinen Sinn, dass dies nicht der Fall ist, was den Spielablauf stören kann. Hinzu haben sich Fehler eingeschlichen, zum Beispiel eine falsche Beschreibung der Position eines bestimmten Charakters. Derartige Unstimmigkeiten sind bedauerlich, bei dem sonst grandiosem Spielprinzip. Bei dem inzwischen dritten Fall der „Deadly-Dinner“-Reihe bestand die Hoffnung, dass aus Fehler der Vergangenheit gelernt wurde.

Die optimale Besetzung für eine Spielrunde beträgt 5 männliche und 5 weibliche Spieler. Falls dies nicht der Fall ist, besteht die Überlegung, ob man einen Charakter des anderen Geschlechts spielt oder das Geschlecht des Charakters verändert. Es empfiehlt sich, das Geschlecht beizubehalten, da manche Handlungsstränge sonst nicht mehr passen könnten. Die Spieleranzahl kann man bis auf 7 Spieler reduzieren, was nur bedingt empfehlenswert ist, da es die Handlung mit allen Spielern deutlich spannender ist. Welche Rolle man am besten weglassen sollte, wird in den Regeln beschrieben. Die Betroffenen wurden so gewählt, das die Ermittlungen wegen des Mordfalls weiterhin funktionieren, doch gehen dadurch wichtige Informationen und vor allen sehr lustige Nebenhandlungen verloren. Zusätzlich fallen wichtige Objekte raus. Es kann außerdem dazu führen, dass ein Charakter etwas untergeht, da die fehlenden Rollen spannende Beobachtungen gemacht haben.

Der Gastgeber liest die Spielanleitung und trifft die Vorbereitungen, ist aber sonst selbst uneingeschränkt Bestandteil des Spiels, da er ebenfalls nicht weiß, wer der Mörder ist. Für die Vorbereitungen lohnt sich ein Blick auf die Website deadly-dinner.de, auf der man Rezeptvorschläge, Ideen für ein passendes Ambiente und alle Charaktere zum Download findet. Bei der Planung sollte man beachten, dass die Spieldauer 3 bis 4 Stunden zuzüglich der Zeit für die Einnahme der Speisen beträgt. Ein grundsätzliches Problem bei einem Krimidinner ist, wenn ein Spieler spontan absagt, wodurch wichtige Details verloren gehen können. Möglicherweise ist dann die Rolle des Mörders nicht mehr besetzt, was sehr schade wäre. In solchen Fällen sollte man das Event besser verschieben, was bei 10 Spielern organisatorisch eine Herausforderung sein kann.

Das Spielmaterial ist hochwertig und liebevoll gestaltet, insbesondere der Raumplan, welcher aus Stoff besteht, statt lediglich einem Stück Papier. Enthalten sind auch hübsche Einladungskarten, die man den Spielern zukommen lassen kann. Von diesen Einladungskarten abgesehen lässt sich das Spielmaterial vollständig wiederverwenden und kann somit weitergegeben werden.

Fazit: „Deadly Dinner – Killing Woodstock“ sorgt für einen unterhaltsamen Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die gewählte Thematik ist für eine Verkleidung besonders gut geeignet. Sowohl das Spielprinzip als auch das Material sind grandios. Die Ausarbeitung der Texte hätte jedoch sorgfältiger sein können. Die Spieleranzahl beträgt 7 bis 10, allerdings empfiehlt sich eine Vollbesetzung, was organisatorisch eine Herausforderung sein kann.

Deadly Dinner – Killing Woodstock
Spiel für 7 bis 10 Spieler ab 16 Jahren
Lukas Setzke, Martin Student, Verena Wiechens
Pegasus Spiele 2022
EAN: 4250231730481
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,99

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