DC PRIDE

Vielfalt und Akzeptanz in unseren Comics und in unserer Gesellschaft! Unsere Gesellschaft ist vielfältig und bunt! Und das gilt auch für die Welt der DC Comics! Mit diesem Band feiern wir unsere Vielfalt! Ob homo-, hetero- oder bisexuell, nonbinär oder transgender – so wie die Menschen in unserer realen Welt sind auch die Held*innen des DC-Universums! – Klappentext

von Nick

Uff, das sind viele Ausrufezeichen. Schauen wir mal, was uns DC Comics da präsentiert.

Kurz gesagt: Es ist ein Comic-Sammelband über die Probleme und den täglichen Kampf der LGBTQ+-Held*innen des DC-Universums. (Na, da bin ich doch als 40+-Hetero genau der Richtige, um das zu bewerten. Wie dünn ist das Eis unter mir? Ach, kein Problem.)

Auf 148 Seiten sind mehrere (sehr kurze!) Storys in diesem Sammelband enthalten. Erzählt werden Geschichten von Batwoman, Midnighter und Extrano, Question, Harley Quinn und Poison Ivy, Green Lantern und Obsidian, Flash, Pied Piper, Dreamer, Monsieur Mallah und Brain, John Constantine, Crush, Harley Quinn und Renee Montoya sowie Aqualad. All diese Helden*innen erzählen aus ihrem Leben oder sie erleben eine Episode oder sie erinnern sich an einen Moment. Übergreifendes Thema sind hierbei die Vorurteile, mit denen sie zu kämpfen haben. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, da manche Storys so kurz sind, dass man sie in ein oder zwei Sätzen erzählen könnte. Auffällig ist aber, dass sehr oft im inneren Monolog über Gefühlswelten und Beziehungen nachgedacht wird. Das kann man machen, klar. Aber ist es das, was wir von Superhelden-Comics wirklich wollen/erwarten (völlig ungeachtet jeder sexuellen Ausrichtung)? Da scheiden sich die Geister.

Das Hauptproblem dieses Comics liegt aber meines Erachtens in der Kürze der Geschichten. Wenn man sich als DC schon die LGBTQ+-Fahne auf die Brust klebt und sagt „Hey, schaut her, wir machen mit!“, wäre es dann nicht besser, den Geschichten mehr Raum zu gönnen? So bleibt nur zu sagen, dass manche Geschichten nett zu lesen sind, aber leider zu früh enden (Pied Piper hat 4 (!) Seiten). Dazu kommt, dass auch nicht jede Geschichte zündet. Einige sind eher belanglos und plätschern nur so ein paar Seiten vor sich hin und sind dann fertig. Da hätte man ehrlich mehr daraus machen können. Vielleicht zwei oder drei Charaktere weniger, aber den anderen dann eine ausführlichere, längere Story spendieren – das wäre nicht dumm gewesen.

Apropos Charaktere. Es fällt schon auf, dass mehrere dieser Helden*innen eher Exoten sind (Monsieur Mallah? Pied Piper? Extraño?). Klar, die haben womöglich auch ihre Fans, aber da ist wieder dieser Beigeschmack: Bloß die „Haupt“-Helden*innen nicht angehen. Man will ja die Stammkundschaft nicht vergraulen. Dabei könnte es doch problemlos eine Erde geben, auf der etwa Superman nicht Lois Lane vom Hochhaus fallend rettet, sondern Louis Lane! Das wäre dann auch für Leser unterhaltsam, die sich nicht perfekt in allen kleinen Nischen des DC-Heldenkosmos auskennen.

Fazit: „DC Pride“ mag mit gutem Ansinnen entwickelt worden sein (wie man liest anlässlich der CSD-Saison 2022). Aber so richtig begeistern kann der Comic nicht. Im Endeffekt bekommt man sehr kurze Geschichten über teils recht unbekannte Held*innen, die oft mehr reden oder nachdenken als handeln. Vielleicht bewertet die queere Community die Anthologie besser, als schönen Querschnitt diverser Held*innen. Für mich war er – rein vom Handwerklichen – nicht spannend genug.

DC PRIDE
Comic
James Tynion IV, Mariko Tamaki, Andrew Wheeler u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2753-8
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,00

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