All-Star Superman (Neuauflage)

Superman ist einer der „All-Stars“ der Comic-Welt. Das Logo auf seiner Brust ist zur Marke geworden. Neben den T-Shirts sind die vielen Merchandise-Produkte rund um den Globus zu sehen. Der Comic „All-Star Superman“ von Grant Morrison versucht die Faszination und Beliebtheit dieser Figur in eine neue, abgeschlossene Erzählung zu packen. Wer hat Lust auf Superman, Lois Lane, Jimmy Olsen und Schurken?

von Daniel Pabst

Was macht „All-Star Superman“ für viele zu der Superman-Geschichte schlechthin? Immerhin wurde sie mit mehreren Eisner-Awards, Harvey-Awards und Eagle-Awards preisgekrönt. Möglicherweise dient diese Geschichte sogar dem angekündigten Superman-Kinofilm im Jahre 2024 oder 2025 als Inspiration. Was also gibt es auf den 308 Seiten von Grant Morrison (Text) und Frank Quitely (Zeichnungen) zu lesen?

Praktisch ist „All-Star Superman“ ein DC-Black-Label-Werk – bevor es das DC Black Label gab. Die Geschichte wurde ursprünglich von November 2005 bis Oktober 2008 veröffentlicht. Die Panini-Neuausgabe versammelt alle 12 Einzelausgaben in einer Softcover-Ausgabe. Damit ist dieses Werk für Neueinsteiger ebenso geeignet wie für Langzeitfans des populären Helden. In der „All Star DC“-Reihe gab es lediglich einen weiteren eigenständigen Band mit dem Titel: „All Star Batman & Robin, the Boy Wonder“.

Hier lernt ihr Dutzende wichtige Figuren aus dem „Superman“-Universum kennen, meist mit dem Fokus auf deren essenzielle Persönlichkeitsmerkmale. Es handelt sich um keine „Origin-Story“, da vorausgesetzt wird, dass man die Figuren kennt. Auch werden diese alle etwas anders dargestellt. Statt eines Schönlings mit Nerdbrille ist Clark Kent nun wirklich ein gebückt-gehender, tollpatschiger Kerl. Seine Geliebte und Kollegin Lois Lane ist deutlich zynischer geworden und Supermans Freund Jimmy Olsen wird smarter dargestellt und hat nicht allein die Funktion, für Superman ein menschlicher Klotz am Bein zu sein, der ständig gerettet werden muss.

Durch die Länge von 308 Seiten müssen die Leser und Leserinnen etwas Geduld und Ausdauer mitbringen, um sich durch diesen Band zu lesen. Nicht jedes der 12 Kapitel ist mit Action gefüllt. Vielmehr dienen manche Kapitel der Präsentation neuer Figuren, die danach in diesem Band nie wieder auftauchen. Auch die Textblasen sind ausgiebig, sodass ihr länger auf den einzelnen Seiten verweilen werdet. Dieses „Gerede“ ist aber nicht um den „heißen Brei“ herum. Gerade in den Konversationen – auch der Antagonisten – steckt der Kern des Werks.

Der Autor Grant Morrison hat – wie bereits im Titel „All-Star“ angedeutet – die Motivik der Sterne, beziehungsweise der Sonne einfließen lassen. Im Prinzip steckt hinter der Superpower von Clark Kent eine Melancholie. Die Frage, die dieses Werk begleitet, lautet: Was wäre, wenn Superman Krebs hätte? Der Autor Grant Morrison hat zur Zeit der Entstehungsgeschichte des Comics seinen Vater verloren und deswegen seine Gefühle hier verarbeitet (auch Supermans Vater Jonathan Kent stirbt in „All-Star Superman“, da selbst ein Superman keine gottgleichen Kräfte zur Heilung besitzt).

Superman durchläuft in „All-Star Superman“ verschiedene Phasen, in denen er seine Kräfte mit Bedacht und Wohlwollen einsetzt, um den Planeten zu einem besseren zu machen. Das Schicksal will es in diesem Comic jedoch, dass ihm nur noch ein Jahr bleibt, um die Welt auf eine Welt ohne Superman vorzubereiten. Es ist faszinierend zu lesen, wie im Laufe der Erzählung die Mitmenschen und Schurken wie Lex Luthor von Superman mit dieser Wahrheit konfrontiert werden, und wie sie darauf reagieren.

Die Farben von Jamie Grant und die Zeichnungen von Frank Quitely übertragen die Gedanken von Grant Morrison in einer sehr passenden Form. Die Trennung von Clark Kent und Superman durch den unterschiedlichen Gang und das Aussehen ist sehenswert und macht die Beziehung zu Lois Lane glaubwürdiger als in so machen anderen „Superman“-Comics. Am Ende des Comics gibt es Zusatzzeichnungen, anhand denen die Figurengestaltung erklärt wird. So erhält man einen kleinen Einblick in den Kreativprozess.

Leseprobe

Fazit: Auf den ersten Blick wirkt diese Neuauflage von „All-Star Superman“ wie ein sehr dicker Comic-Band. 12 Heldentaten (wie einst der griechische Held Herakles) gibt es hier zu sehen und zu lesen. Darin beweist Superman wieder und wieder, dass ihn nicht seine Superkräfte so bewundernswert machen, sondern seine Menschlichkeit. Im Kontrast zu den anderen Wesen mit übernatürlichen Kräften zeigt Superman diesen ihre moralischen Schwächen auf. Nicht jede der Geschichten konnte überzeugen. Besonders berührend sind die Momente, in denen Superman preisgibt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Auf diesen „All-Star“ muss man sich einlassen können. Wer nur Action sucht, der wird sich langweilen. Alle anderen werden ein intensives Leseerlebnis haben.

All-Star Superman (Neuauflage)
Comic
Grant Morrison, Frank Quitely
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3532-8
308 S., Softcover, deutsch
Preis: 35,00 EUR

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