von Alice
Zwei Plünderer stehlen Cyberware in Night City. Sie sind ein gutes Team, welches sich jedoch im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt. Tasha strebt danach, die berüchtigtste Gangsterin der Stadt zu werden und geht deshalb immer höhere Risiken ein. Mirak sehnt sich dagegen nach einem einfachen, friedlichen Leben. Inspiriert davon wurde er durch ein Braindance, in dem er miterlebt, wie ein Familienvater von Frau und Kind verlassen wird, weil sie sich in der Stadt ein aufregenderes Leben erhoffen. Da Braindance häufig auf echten Erinnerungen basiert, macht sich Mirek auf die Suche nach dem Familienvater, um herauszufinden, ob er noch lebt und was aus ihm geworden ist.
In Night City herrschen raue Sitten. Für manche Menschen bedeutet dies allerdings Abenteuer, andere wünschen sich dagegen ein einfaches, friedliches Leben, auch wenn dies langweilig erscheint. Jeder muss seinen Weg finden, doch da es sich um sehr grundsätzliche Dinge handelt, können durch diese unterschiedlichen Bedürfnisse Freundschaften oder sogar Familien zu Bruch gehen. Dies ist ein Thema, dass sich auf die Realität übertragen lässt und zum Nachdenken anregt.
Cyberpunk-Stimmung kommt vor allem in den Szenen von Night City auf, als die beiden Plünderer auf Raubzug sind. Man bekommt Einblicke in ein Gangsterleben, wie es dort zum Alltag gehört. Diese Szenen wechseln sich ab mit der Geschichte aus dem Braindance. Für die jeweiligen Handlungsstränge kommt ein eigener Zeichenstil zum Einsatz, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Die Geschichte aus dem Braindance hat Illustrationen in hellen, harmonischen Pastellfarbtönen mit einer weichen Strichführung. Die idyllische Stimmung auf einer Farm kommt dadurch hervorragend zur Geltung. Ein starker Kontrast dazu bilden die Szenen von dem Raubzug. Die Linienführung ist hart und kantig und die Farben sind greller. Die Charaktere, insbesondere deren Gesichter werden grob dargestellt und wirken jedoch seltsam verzerrt. Diese Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeichenstilen darzustellen, ist eine grandiose Idee.
Wer das Genre Cyberpunk mag, wird somit mit diesem Comic Freude haben, unabhängig davon, ob er das Videospiel kennt oder nicht. Alles für das Verständnis notwendige wird ausreichend erklärt, und da es sich um eine eigenständige Geschichte mit neuen Charakteren handelt, spielt es auch keine Rolle, ob man die anderen Comics dieser Reihe bereits gelesen hat. Mit nur 64 Seiten ist dieser Comic jedoch der Kürzeste dieser Reihe. Zudem kommt man schnell durch den Comic durch, da es wenig Details zum Verweilen gibt.
Fazit: „Cyberpunk 2077: Big City Dreams“ erfordert keine Vorkenntnisse und ist somit für jeden geeignet, der sich mit dem Genre wohlfühlt. Die Handlung ist actionreich und greift ein interessantes Thema auf. Die beiden Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeichenstilen darzustellen, ist eine grandiose Idee, wenn auch einer der beiden Zeichenstile etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Cyberpunk 2077 – Big City Dreams
Comic
Bartosz Sztybor, Filipe Andrade, Alessio Fioriniello
Panini Comics 2024
ISBN: ?978-3-7416-3826-8
64 S., Softcover, deutsch
Preis: 10,00 EUR
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