von KaiM
„Cosmic Frog“ ist ein Strategiespiel für 2 bis 6 Spieler, das uns auf eine Reise durch das Universum schickt, in der wir als gigantische Frösche einen interdimensionalen Kampf um die Scherben von Aeth ausquaken. Das Ziel? Möglichst viele Landstücke fressen und im eigenen kosmischen Magen lagern, um sie anschließend in das Sternenlager zu kotzen. Klingt skurril? Ist es auch. Bis zu sechs Rayna – so heißen die zwei Meilen großen, unverwundbaren und unsterblichen Frösche – mit einem Mindestalter von 14 Jahren, treten gegeneinander an und in 45 bis 90 Minuten soll die Schlacht vorüber sein. Die Angaben auf der Box passen durchaus gut, wobei auch jüngere Kids die Regeln schnell verstehen könnten. Hier ist es eher das Thema und der damit verbundene Humor, die eine Partie mit Jüngeren weniger reizvoll machen.
Das Material
Die Illustrationen der Frösche, wie zum Beispiel jene, die auf der Box zu sehen ist, sind mit weitem Abstand das Highlight der grafischen Gestaltung. Sie retten das gesamte Spielgefühl, denn abgesehen von den sechs Miniaturen scheint die restliche Gestaltung doch eher aus einem Hobbyprojekt übernommen worden zu sein. Um es positiv zu formulieren, könnte man sagen, das Design unterstreicht in fast allen Belangen den trashigen Gesamteindruck. Das Material, inklusive der Neoprenspielmatte, ist ansonsten sehr gelungen.
Die Regeln hingegen machen ihrerseits nicht sonderlich viel Spaß. Wenig luftig sind die Textabschnitte aneinandergereiht, und nicht immer hat man das Gefühl, dass über die Struktur sonderlich viel nachgedacht wurde. Zudem wurde sehr viel unterstrichen und hervorgehoben, wenn nicht sogar kursiv geschrieben. Aber wahrscheinlich entgegen der Hoffnung der Autoren, haben mir diese optischen Hilfsmittel wegen ihres übermäßigen Einsatzes überhaupt nicht geholfen, sondern eher das Gegenteil bewirkt. Sind die Regeln erst mal verstanden, gibt es hier und da ein paar Details, die nicht ganz eingängig sind. Zum Beispiel gibt es einige verschiedene Aktionen zur Auswahl, die an dem Ort hängen, an dem sich der Frosch gerade befindet. Das führt zwar hier und da zu Verwirrung, aber im Großen und Ganzen ist es auch kein kompliziertes Spiel. Die Spielhilfe, die allen zur Verfügung steht, hilft da ein wenig, könnte aber noch ausführlicher sein.
Der Spielablauf
Der Spielablauf dreht sich um Sprünge durch die Dimensionen (Bewegung der Miniaturen), das Fressen von Land, epische Kämpfe um die besten Splitterstücke, den Einsatz von Allmacht und natürlich die Sicherung von Siegpunkten durch das Erbrechen der Länder in das eigene Sternenlager. Zu Beginn bekommt jeder Spieler einen Frosch und eine einzigartige, geheime Fähigkeit. Dann springen alle nach und nach auf die Scherbe, die aus mehreren interdimensionalen Landschaften besteht. Dort werden dann die vorgenannten Aktionen durchgeführt und man schlägt sich durch die Dimensionen und versucht zudem den anderen Fröschen die Ländereien wieder aus dem Magen zu reißen, nur um sie dann selbst zu verschlingen.
Damit die gefressenen Landschaften anschließend in Sicherheit gebracht werden können, muss man sich von der Scherbe in den Aether begeben, um das eigene, sogenannte Sternenlager zu erreichen. Dort angekommen, kann ein Kampf aber verheerende Folgen haben, denn mit etwas Pech wird man in die nullte Dimension geschleudert, wo man den räuberischen Ambitionen der Gegner schutzlos ausgeliefert ist. Normalerweise kommen im Kampf die Fähigkeitskarten zur Geltung, die zeigen, wie stark die Kröte ist, und die gegebenenfalls weitere Möglichkeiten bieten, um den Kampf zu beeinflussen. Also werden die Karten aufgedeckt, sofern sie nicht schon offenbart waren, und es wird Allmacht ausgegeben, um sich zu stärken. Dann werden die Würfel geworfen, und schon fliegt ein besiegter Verteidiger über den Spielplan oder ein erfolgloser Angreifer prallt wirkungslos an seinem Gegner ab. Zudem darf man dem Gegnerfrosch noch Landschaften entreißen und diese selbst verschlingen. Dann geht es auch schon weiter, und der nächste Zug steht an.
Ähnlich wie bei dem Spiel „Aeons End“ gibt es ein Kartendeck, das die Reihenfolge der Frösche festlegt. Jede Spielerfarbe ist mehrfach hineingemischt, und nach einem Zug wird einfach eine Karte aufgedeckt und man sieht, wer als nächstes dran ist. Zudem befinden sich in dem Deck zwei Sonderkarten. Ein Kometeneinschlag zerstört die Welt mit jedem Aufdecken ein Stück mehr und lässt das Spielende ein Stück näher kommen. Die andere Sonderkarte löst Mutationen aus und die Frösche müssen ihre Fähigkeiten austauschen. Das bringt Abwechslung in die Runde und Schwung in die Kämpfe. Im Laufe der Partie zerbröselt die Scherbe durch die Habgier der Frösche und durch Kometeneinschläge, bis die Welt schließlich kollabiert und das Spiel sofort endet.
Spielaufbau und Spielgefühl
Der Aufbau ist leider eine der Schwächen des Spiels und kann zu Beginn etwas nerven. Die verschiedenen Landschaftsplättchen müssen sortiert und zu einem Spielfeld arrangiert werden. Dies nimmt je nach Spielerfahrung und Anzahl der Teilnehmer schon eine Weile in Anspruch. Man muss jedoch auch zugeben, dass es Vertreter unter den Brettspielen gibt, die noch deutlich schlimmer unterwegs sind. Hier fällt es nur besonders auf, da dieses Spiel von Dynamik lebt und schnell sein will. Dazu passt der etwas langatmige Spielaufbau leider nicht.
Wie eben schon geschrieben, will das Spiel schnell sein und so kann man es auch spielen. Man springt auf die Scheibe, verschlingt ein Stück Land und schon ist der nächste dran. Fähigkeiten sind hierbei ein wichtiges Element, denn die wirklich toll gestalteten und großen Karten verleihen jedem Frosch ganz unterschiedliche Kräfte, die je nach Bereich auf dem Spielplan variieren können. Mehrfach mutieren die Frösche während des Spiels und bekommen eine neue Karte, die zunächst verdeckt ausgelegt wird, sodass man sich selten sicher sein kann, mit welcher Art Frosch man es eigentlich zu tun hat. Das gibt dem Ganzen die extra Würze, um es über die gesamte Spieldauer frisch und abwechslungsreich zu halten.
Die Froschreihenfolge ist dabei ein weiterer Clou des Spiels. Die chaotische Abfolge der Züge macht schon wirklich Spaß, kann aber auch frustrierend sein. Wir hatten eine Partie, bei der in der letzten, entscheidenden Runde fast das gesamte Deck durchgespielt wurde und ein Frosch kein einziges Mal an die Reihe kam, weil alle Karten wie durch ein göttliches Wunder unten im Deck gelandet waren. Aber das sagt eigentlich auch schon alles darüber aus, was das Spiel sein will oder wie es gespielt werden sollte. Es wird von schnellen Entscheidungen dominiert, persönlichen Rachefeldzügen, hitzigen Diskussionen, unwahrscheinlichen Würfelwürfen und Überraschungseffekten durch die Fähigkeitskarten. Natürlich wird am Ende ein Siegerfrosch gekürt, aber häufig ist dann doch egal, wer gewinnt, denn stärker als bei vielen anderen Spielen dieser Art, ist der Weg viel wichtiger als das Ziel.
Fazit: Ein Drogenrausch von einem Spiel, mit viel Jubel, Tränen und Trashtalk am Tisch. Wenn man durch immer wiederkehrende Konzepte gelangweilt ist und die richtige Spielgruppe hat, kann man mit diesem Stück eine Menge Spaß haben. Vielleicht nicht jeden Abend, aber dafür immer wieder.
Cosmic Frog
Brettspiel für 2 bis 6 Spieler ab 14 Jahren
Jenna Felli
Corax Games 2024
EAN: 4255682704661
Sprache: Deutsch
Preis: 79,99 EUR
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