von Daniel Pabst
Wie schon im Vorgängerband ist Jeremy Lambert der Ideengeber für „Buffy – the Vampire Slayer 8: Ein Regenbogen auf ihrem Kopf“. Insofern wird diese „Buffy“-Geschichte einigermaßen sinnvoll weitergeschrieben, ohne dass man sich fragt, um was es gerade geht. Zu dieser Verbesserung zählt auch, dass der Zeichner Ramon Bachs nicht mehr mit von der Partie ist. Stattdessen sehen wir wieder Zeichnungen von Valentina Pinti sowie Carmelo Zagaria. Die Farbgebung ist von Raúl Angulo. Statt dreier Kapitel gibt es auf den 116 Seiten diesmal nur zwei Kapitel – und eine Kurzgeschichte von 40 Seiten. Diese Kurzgeschichte mit dem Titel „Teestunde“ („Tea Time“) stammt von Mirka Andolfo (Story), Siya Oum (Zeichnungen), Giuseppe Cafaro, Franzesca Follini und Dario Formisani (Tusche) sowie Eleonora Bruni (Farben). Hält der positive Trend des Vorgängerbandes an?
In den beiden Kapiteln wird die Hauptgeschichte fortgeschrieben. Das ist äußerst rasant, und der große Cast an Jägerinnen und ihren Freunden bietet eine Menge an aufregenden Szenen. Auch gelingt es Jeremy Lambert, die Leserschaft mit Vampirkämpfen zu versorgen – ohne die emotionale Ebene zu vernachlässigen. So bezweifelt Giles plötzlich, dass seine Alltagssorgen von Bedeutung sein können, wenn in einem Paralleluniversum die Welt untergeht. Buffy konnte zwar vorerst die Schule in Sunnydale retten; ihre inneren Dämonen konnte sie jedoch nicht bezwingen. Willow ist zu einer mächtigen Magierin geworden; kann ihre magischen Kräfte aber nicht vollends kontrollieren. Und Rose, Anya und natürlich auch die Jägerinnen Kendra, Morgan und Faith durchstehen ihre eigenen Querelen. Wie nur soll dieses Team die Welt(en) vor einem Untergang retten?
An der Anzahl an Charakteren und Ideen mangelt es bei „Buffy – the Vampire Slayer 8: Ein Regenbogen auf ihrem Kopf“ definitiv nicht. Auch die Zeichnungen sind für einen „Buffy“-Reboot-Comic ausreichend detailliert und nicht zu klischeebehaftet. Bei der Gestaltung der Panels sind diejenigen Zeichnungen hervorzuheben, die sich über eine ganze Seite strecken. Auch ist der Witz aus der TV-Serie „Buffy – the Vampire Slayer“ beziehungsweise „Buffy – Im Bann der Dämonen“ in diesem Comic enthalten geblieben. Wenn Giles von Cordelia im roten Chrysler Cirrus ihres Vaters mitgenommen wird, und auf der Rückbank – umrahmt von Kendra und Rose – beim Lied von Kenny Loggins lautstark mitsingt, ist das durchaus amüsant zu lesen.
Das eigentliche Highlight dieses achten Bandes aus der Reboot-Serie aber ist die Kurzgeschichte. Sie ist leicht zu lesen und hat zugleich einige starke Momente. Dass bei einer Geschichte mit dem Titel „Teestunde“ Giles im Vordergrund steht, war zu erahnen – ist Rupert Giles doch Engländer. Neu ist, dass Buffy, Willow und Xander (ja, hier ist Xander vorerst kein Vampir, sondern so lebendig wie man ihn aus der TV-Serie kennen und lieben gelernt hat) eines Abends in der Bibliothek sitzen und sich Gruselgeschichten erzählen. Wer hat schon Lust, die Bücher für Giles nach einem alten „Vampiraltar“ zu durchforsten? Diese Gruselgeschichten haben gemeinsam, dass Giles darin ein Vampir ist! Was wäre eigentlich, wenn dahinter nur ein Funken Wahrheit stecken würde?
Die Zeichnungen in der Kurzgeschichte – das sei angemerkt – unterscheiden sich deutlich von allen bisherigen „Buffy“-Comics. Siya Oum hat sich von den Gesichtern aus der TV-Serie verabschiedet. Ohne die typischen Farben könnten die Figuren auch in einem Manga zu finden sein! Und dennoch überzeugt dieser Stil. Denn ein blutverschmierter Giles, der sich im Hals von Buffy (sehnsuchtsvoll?) festbeißt, gewinnt durch diesen Stil ein ganz eigenes Gewicht. Und wer gerne Geschichten „in der Geschichte“ liest, dem wird die Abwechslung der Gruselgeschichten von Xander, Willow und Buffy in dieser Kurzgeschichte ebenfalls gut gefallen.
Am Ende des Comics gibt es – wie von den vorigen „Buffy“-Reboot-Comics gewohnt – Cover-Abbildungen, die unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler entworfen haben. Hierbei sind die Variant-Cover von Sam Beck (https://sambeck.ca/Buffy-the-Vampire-Slayer-27-Variant-Cover) einen Blick wert. Überraschend schön, wenn man am Ende eines Comics bei den Variant-Covern – in ganzseitigem Format – länger hängenbleibt, als dass man sie nur als nettes Beiwerk durchblättert. Variant-Cover gehören einfach immer auf eine eigene Seite!
Fazit: Die Durststrecke der „Buffy“-Reboot-Comics ist definitiv überwunden. Erneut hat man Lust bekommen, mehr über dieses Paralleluniversum (in seinem eigenen Paralleluniversum) zu erfahren. Die Zeichnungen sind auch auf der Höhe der Zeit angekommen und verunstalten nicht länger die (weiblichen) Figuren. Dank Mirka Andolfo, Siya Oum und Sam Beck verpufft dieser Comic nicht unmittelbar nach dem Lesen, sondern hat mit der Kurzgeschichte und den beiden Variant-Covern etwas zu bieten, was Fans von Buffy nachhaltig erfreuen kann. Ob sich deswegen ein Kauf dieses Bandes lohnt, muss jede und jeder für sich entscheiden. Spaß hat es gemacht.
P.S.: Der Titel „Ein Regenbogen auf ihrem Kopf“ bleibt ein Rätsel, das vielleicht eine Leserin oder ein Leser lösen kann. Soll das Bezug nehmen auf das Buffy-Multiversum? Wie dem auch sei: Wer Bitteschön kommt auf die Idee, den Original-Band „A Rainbow upon Her Head“ zu taufen? Besser keine Gedanken verschwenden – und sich in seinen Erwartungen nicht vom Titel irreführen lassen. Passende Titel fallen ja nicht vom Himmel …
Buffy – the Vampire Slayer 8: Ein Regenbogen auf ihrem Kopf
Comic
Joss Whedon, Jeremy Lambert, Carmelo Zagaria, Valentina Pinti u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3127-6
116 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,00
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Buffy – the Vampire Slayer 8: Ein Regenbogen auf ihrem Kopf
