von Daniel Pabst
„Buffy“ hat in den sieben Staffel mit insgesamt 144 Folgen in den Jahren 1998-2003 so einiges erlebt: Sie ist gestorben, ist wiederbelebt worden, ist auferstanden, hat Freunde gewonnen und verloren, hat geliebt und ist geliebt worden sowie hat schier unzählbare Dämonen und Vampire besiegt. Ihren Freundinnen und Freunden ist es ähnlich gegangen. Was war das für eine Highschool- und Uni-Zeit! Alle Zuschauerinnen und Zuschauer durchlebten mit jeder Folge „Himmel und Hölle“ in der kleinen amerikanischen Stadt „Sunnydale“. Von einem „Buffy“-Kult zu sprechen, scheint daher nicht übertrieben. Besonders in Erinnerung geblieben sind einem die einzelnen Charakter der Serie, mit all ihren Ecken und Kanten. Künstlerisch boten die einzelnen Folgen nicht nur Unterhaltung, sondern jede Menge starke Figuren. Kein Wunder also, dass es Potenzial für weitere Staffeln gab. Die Comic-Fortsetzungen, beginnend im Jahre 2007, erschienen ursprünglich bei Dark Horse Verlag, ehe Panini Comics diese in die deutsche Sprache übersetzte.
In dem ersten Hardcover-Band „Buffy – Höllenschlund-Edition 1 – Staffel 8“ von Panini Comics beginnt Steffen Volkmer mit einer zweiseitigen Zusammenfassung der sieben TV-Staffeln. In aller Kürze geht er dabei auch die Highlights von Staffel 1 bis Staffel 7 ein. Das bietet für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger einige Anhaltspunkte, wie phantastisch und vielfältig die Welt von „Buffy“ ist – ist aber eher für all diejenigen gedacht, die die Staffeln bereits gesehen haben und ihr Gedächtnis auf lustige Art und Weise „auffrischen“ möchten. Sodann schlägt Steffen Volkmer den Bogen in die Zukunft – genauer gesagt zu Staffel 8. Statt weniger Jägerinnen, hat sich Joss Whedon nämlich für Staffel 8 gedacht, dass er direkt mal eine Organisation an Jägerinnen in das Abenteuer schickt! Buffy und Xander, Willow, Faith, Giles und auch Dawn sind selbstverständlich mit dabei und kämpfen an vorderster Front gegen das Böse.
Überraschend mag beim Lesen dieses Comics sein, dass die Charaktere gar nicht gealtert sind. Bei Buffy, Faith und Willow hat man den Eindruck, als hätten sie die Jugend für sich gepachtet. Wie magisch. Natürlich bietet das Comic-Format hierfür die passende Möglichkeit und mit ein paar Pinselstrichen lassen sich die natürlichen Gesetze des Alterns leicht umgehen. Das ist zwar nicht verkehrt und auch schön anzusehen, widerspricht aber dann doch der Stringenz der TV-Serie. Verantwortlich für die Zeichnungen in diesem Comic-Band sind Georges Jeanty und Paul Lee gewesen. Die Farben stammen von Dave Stewart. Das Cover ist von Jo Chen gestaltet worden. Am Ende des Bandes sind sogar 22 weitere Cover-Variation – jeweils auf einer eigenen Seite – abgedruckt worden.
Neben all der Nostalgie und schönen Gestaltung des Comics muss aber auch die Handlung stimmen. Und was gibt es hier zu sagen? Auf den 300 Seiten gibt es insgesamt vier Geschichten zu lesen. Davon hat Joss Whedon die ersten drei verfasst: „Der lange Weg nach Hause“, „Die Kette“ und „Überall und nirgends“. Die letzte Geschichte des Bandes „Ohne Zukunft“ hat sich Brian K. Vaughan ausgedacht. „Der lange Weg nach Hause“ beginnt spektakulär. Wir sehen, wie Buffy und ihre Jägerinnen aus einem Helikopter springen, um eine Mission in einer abgelegenen Ruine zu erfüllen. In ihren Händen halten die Jägerinnen riesige Blaster. Im Innern der Ruine stellen sie sich sonderbaren Sumpfmonstern. Actionreich geht es auch weiter. Wir sehen einen riesigen Krater – das ehemalige Sunnydale – und erfahren von einem US-Militärkommando, welches nach Buffy sucht. Bekommt es Buffy zur Abwechslung mit gar keinen Untoten zu tun?
Anspielungen zu den TV-Höhepunkten gibt es in den vier Geschichten reichlich. Dawn Summers ist weiterhin eine Riesin, die sich verständlicherweise in einem See wäscht, während Zander mit seiner Augenklappe den gebotenen Abstand hält und versucht, herauszufinden wie Dawn wieder zur Normalgröße schrumpfen könnte. Hier scheint die erste Liebe von Dawn entscheidend zu sein. Wer war dies nochmal? Auch Willow hat mit ihrer vergangenen Beziehung zu kämpfen. Noch immer denkt sie an den Tod von Tara. Kann ihre neue Partnerin ihr helfen, über den Verlust und die Trauer hinwegzukommen? Und Faith kämpft mit ihren eigenen inneren Dämonen. So verkraftet sie es nicht, dass alle Buffy lieben und sie in deren Schatten steht. Buffy dagegen gibt es in dem Staffelauftakt gleich mehrmals. Wer blickt da noch durch? Die Geschichten sind nicht immer leicht zu verstehen.
Die Sprünge zwischen den Handlungen sind rasant und man muss arg aufpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Vor allem in der ersten Geschichte „Der lange Weg nach Hause“ ist es sehr actionreich. Die Geschichte „Die Kette“ ist dagegen recht kurz gehalten und eher als „Standalone“ zu betrachten. Hier kämpft Buffy nicht gegen die US-Militäreinheiten, sondern eine Frau, die als „Buffy-Lockvogel“ agiert. Dieser Lockvogel rettet Leben und fürchtet weder eine Unterwelt noch Vampire. Gewidmet wurde diese Geschichte Janie Kleinman, einer Netzwerkmanagerin, mit der Joss Whedon zusammengearbeitet hat. Die nächste Geschichte „Ohne Zukunft“ stellt Faith in den Vordergrund. Sie lebt in einem heruntergekommenen Apartment. Als Giles bei ihr aufkreuzt, bringt er ihr einen mörderischen Auftrag mit. Sie soll die Jägerin Genevieve Savidge ermorden! Was hat sich Giles dabei gedacht? Wer ist Genevieve und wird Faith den Auftrag annehmen? Diese Geschichte ist spannend und für alle Fans von Faith sehr zu empfehlen. Den Abschluss dieses Comics dann macht die Geschichte „Überall und Nirgends“. Hier liegt der Fokus auf Buffy und Willow. Auf Willows Rücken fliegt Buffy in ein Versteck des Sephrilian und stellt sich dem Kampf mit der Bestie …
Die Mischung macht es. Man kann sich beim Lesen gut vorstellen, wie Joss Whedon diese Geschichten verfilmt hätte. Aber auch im Comic-Format machen sie ausreichend Spaß. Nicht stören lassen darf man sich an den einzelnen Zeichnungen, die die Figuren in keinster Weise haben altern lassen und die Jägerinnen durchgehend als sehr schlanke Models abbilden. Hier hätte Abwechslung sehr gut getan. Wer vorher keine Folge von „Buffy – The Vampire Slayer“ gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen. Erst danach bietet es sich an, einen Blick in den Comic zu werfen.
Fazit: Der Comic: „Buffy – Höllenschlund-Edition 1 – Staffel 8“ lässt die Faszination von Buffy fortleben. Der Auftakt zur achten Staffel ist ordentlich. Der Comic macht durch die Anspielungen und Bezüge viel richtig. Jedoch will die Stimmung, die die TV-Folgen verbreiteten, nicht so recht rüberkommen. Die Übergänge und Schnitte in der TV-Serie waren besser und flüssiger als im Comic. Auch das Tempo überzeugt einzig in der Geschichte mit Faith. Vermissen tut man den Humor. Mag sein, dass die weiteren Bände von Staffel 8 neue Tiefen bieten können. Die Comics wurden ja bis Staffel 12 fortgesetzt, sodass sie die Fans weiter begeistert haben müssen. Das Fazit lautet daher abschließend: Ein guter Comic in einer schönen Gestaltung, der bei Buffy-Fans Interesse an Fortsetzungen wecken mag und nostalgisch macht.
Buffy – Höllenschlund-Edition 1 – Staffel 8
Comic
Joss Whedon
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-74162-297-7
300 S., Paperback, deutsch
Preis: 29,00 EUR
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