Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben

Willow versucht Xander vom Vampirdasein zu befreien und begibt sich auf die dunkle Seite. Faith sieht eine andere Lösung und greift nach einem Holzpflock. Der wildgewordene Xander zeigt ihr seine Zähne und blickt sehnsüchtig auf ihren nackten Hals. In all dem Chaos versucht Buffy, sich einen Reim darauf zu machen, warum alles aussieht wie in den 1990er Jahren. Spielt die Zeit verrückt? Nicht nur die Charaktere auf dem Cover von „Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben“ werden von Jeremy Lambert auf den Kopf gestellt!

von Daniel Pabst

Eine Besonderheit sticht bei „Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben“ ins Auge. Liest man die Namen des Comic-Kreativteams sorgfältig, stellt man fest: Jeremy Lambert ist für die Geschichte eigenständig zuständig gewesen. Jordie Bellaire, die die vorigen Comics dieser Reboot-Serie mitschrieb, ist nicht dabei. Das macht neugierig. Auch bei den Zeichnungen hat sich neben Ramon Bachs etwas getan. Die Zeichnerinnen Valentina Pinti und Marianna Ignazzi sind dazugekommen. Da sich nicht jede Erneuerung positiv auswirken muss, stellt sich die Frage: Wie hat sich der Wandel auf das „Buffy“-Universum ausgewirkt?

Der Titel „Eine Welt ohne Krabben“ ist schon einmal außergewöhnlich (englischer Originaltitel: „The World without Shrimp“). Wenn Buffy dann beim Beißen in einen heißen Krabben-Tacco Willow fragt: „Was ist eine ‚Krabbe‘?“, hat das folgenden Hintergrund: Es gibt mehrere Sunnydales! Nach den Vorgängerbänden ist das eine sehr gelungene Lese-Überraschung – auch wenn von Anfang an klar war, dass diese Comic-Reboot-Reihe nicht unmittelbar in der TV-Landschaft von Joss Whedon spielen wird. Aber dass in diesem Comic Buffy und ihre Freunde auf ihre Ebenbilder in einem anderen Universum treffen, ist schon sehr cool eingefädelt worden.

Überhaupt ist es Jeremy Lambert gelungen, in „Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben“ ein wahres Star-Aufgebot zu präsentieren. Denn hier werdet ihr insbesondere folgende Charaktere (und ihre „Doppelgängerinnen“ und „Doppelgänger“) sehen: Buffy, Willow, Xander, Kendra, Faith, Cordelia, Giles, Wesley, Ethan, Anya, Morgan, Rose, Robin und sogar Angel! Zudem wird in diesem Band nicht nur geredet und geknutscht, sondern wieder richtig gegen Dämonen gekämpft. Das ist sehr unterhaltsam und sorgt dafür, dass das erste Mal beim Lesen dieser Comic-Reboot-Reihe echte Flashbacks zur „Buffy“-TV-Serie aufkommen.

Die Zeichnungen verstärken die erzählerisch-dichte Atmosphäre. So gibt es als Kulisse dieses Comics in der Parallelwelt den Club „Bronze“, die ikonische Schul-Bibliothek, den Friedhof von Sunnydale, die „City Hall“ samt Schuldirektor Snyder und dem Bürgermeister sowie Anyas Kuriositätenkabinett. Die Farben von Raúl Angulo tauchen dazu in die 1990er Jahre ab. Passenderweise konstatiert Buffy: „Und bei dem ganzen Lila und Türkis müssen wir in der Zeit zurückgereist sein. Oder uns hat keiner gesagt, dass Neunziger-Abend ist.“

„Wo Licht ist, ist auch Schatten.“ Dieses Sprichwort ist nicht nur Buffy bestens bekannt. Auch in „Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben“ gibt es Gutes und Schlechtes. Denn obwohl Jeremy Lambert mit dem Multiversum und zahlreichen Anspielungen es geschafft hat, diesen Comic aus der Reihe herausstechen zu lassen – und sogar Vorfreude auf weitere Comics in dieser Richtung erzeugen konnte –, ist die Geschichte durch den „Bruch“ im Autoren-Duo noch unübersichtlicher geworden. Ob so manch loser Handlungsstrang der Vorgängerbände aufgenommen wird, ist fraglich. Vielmehr hat man das Gefühl, dass hiermit alles neu startet.

Auch die Zeichnungen von Ramon Bachs bleiben gewöhnungsbedürftig. Wie angenehm sind dagegen die gezeichneten Kapitel von Valentina Pinti und Marianna Ignazzi, die den (hauptsächlich) weiblichen Charakteren würdevoll und auf Augenhöhe begegnen. Wenn Kendra mit Rose bei Marianna Ignazzi abends gemeinsam und ineinander gekuschelt auf der Couch sitzen, um ihre Lieblingsserie zu schauen, ist das sehr gefühlvoll und von den gezeichneten Proportionen her um Längen besser als das, was der männliche Zeichner so produziert hat.

Trotz einiger Mankos bleibt es dabei, dass der Comic empfehlenswert ist. Endlich, so hat man beim Lesen das Gefühl, wird man Buffy – und damit ihrem Schöpfer Joss Whedon – gerecht. Die Mischung aus Dark Fantasy, Mystery, Zauberei, Drama, Teenager-Sorgen, Coming-of-Age, Liebeskummer, jeder Menge Horror und auch Action versammelt sich in diesem Comic-Format. Es hat lange gebraucht (eigentlich zu lange, um an der Reihe dranzubleiben). Jetzt aber werden Fans des „Buffy-Universums“ den Kauf eines Reboot-Comics nicht bereuen!

Fazit: Wer jede Folge von „Buffy – the Vampire Slayer“ beziehungsweise „Buffy – Im Bann der Dämonen“ gesehen hat oder sich inmitten eines Serienmarathons befindet, der wird mit „Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben“ glücklich werden. Man sollte die Buffy-Reboot-Comic-Reihe sogar mit diesem Band starten. Denn bis auf die klasse Kurzgeschichte über Faith von Eleonora Carlini aus dem Vorgängerband hat man wenig verpasst. Viel Spaß also mit diesem gelungenen Comic, der gute Laune und pure Nostalgie versprüht!

Buffy – the Vampire Slayer 7: Eine Welt ohne Krabben
Comic
Joss Whedon, Jeremy Lambert, Marianna Ignazzi u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3080-4
116 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 17,00

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