Buffy – the Vampire Slayer 5: Das böseste Böse

Was haben Buffy, Kendra und Faith gemeinsam? Sie sind Jägerinnen! Wer sich im „Buffy“-Universum auskennt, der erinnert sich an die alles bestimmende Prophezeiung, die besagt, dass in jeder Generation nur eine Jägerin geboren wird. (Ausnahmen bestätigen die Regel.) In dem Comic-Reboot „Buffy – the Vampire“ von Jordie Bellaire wird dies schlichtweg neu interpretiert. Dazu paaren sich jede Menge Romanzen, und es wird – so gar nicht vampirtypisch – eifrig geküsst.

von Daniel Pabst

Der Comic-Reboot der populären TV-Serie „Buffy – the Vampire Slayer“ von Joss Whedon geht bereits in die fünfte Runde. Das schöne Titelbild von David Lopez kündigt an, dass die zwei Jägerinnen Buffy und Kendra gemeinsam kämpfen werden. Gegen wen sie da kämpfen werden, wird allerdings offen gelassen. Kombiniert mit dem Superlativ im Titel dieses Bandes („Das böseste Böse“) macht der erste Eindruck Hoffnung auf einen Comic, der diese bislang nur mittelprächtige Comic-Reboot-Reihe aufleben lässt. Jordie Bellaire hat sich für diesen Band mit Jeremy Lambert einen Partner für die Story geholt. Na wenn das nicht verheißungsvoll ist …

Der Anfang liest sich dann auch sehr interessant. Wir begleiten den Wächter Wesley Wyndam-Pryce, wie er den Auftrag erhält, mysteriöse Morde im Wächterrat aufzuklären. Dies wird farbenfroh und munter illustriert, da der Zeichner Andrés Genolet gekonnt zwischen der realen Welt und der Gedankenwelt von Wesley wechselt. Hinzu tritt die Begleitung eines Geistes namens Ethan. So mischt das erste Kapitel für Fans bekannte Charaktere aus der Serie mit einem Kriminalfall. Die Farben von Raúl Angulo füllen die Zeichnungen von Andrés Genolet passend aus. Dieser Comic hat jedoch nicht nur ein, sondern insgesamt vier Kapitel – und nach dem schönen Einstieg nimmt das Niveau stark ab. Die angekündigte dritte Jägerin mit Namen „Faith“ (was die Fan-Herzen erneut freuen könnte) braucht einige Kapitel bis sie zu sehen ist. Und dann fragt man sich leider, ob es sie handlungstechnisch gebraucht hätte. Der Titel jedenfalls kündigt mehr an, als in diesem Band geschehen wird.

In „Buffy – the Vampire Slayer 5: Das böseste Böse“ wurden die Kapitel erneut nicht von einem Zeichner entworfen. Drei von vier Kapiteln zeichnete Ramon Bachs (der auch für den Brachiosaurus aus dem letzten Buffy-Comic verantwortlich war). Dieser Wechsel wäre gar nicht so negativ, wenn die Handlung durch den Comic tragen würde. Doch leider ist in diesem Band auch das nicht gelungen. Willow ist zurückgekehrt – okay. Auch Rose und Jenny sind quickfidel –  das ging aber schnell. Statt dass es nun aber auf Vampirjagd geht oder andere Allegorien präsentiert werden, möchte Buffy die Nacht mit Robin verbringen. Rose gesteht Kendra ihre Liebe. Willow hat ein gebrochenes Herz, und Jenny schaut bei Giles vorbei, um ihn überschwänglich zu küssen und ihm sogleich ihren Abschied aus Sunnydale zu verkünden – what? Als Buffy heulend bei Willow und Rose aufkreuzt, um zu sagen, dass sie glaubt, es mit Robin „vermasselt“ zu haben, ist der Zeitpunkt, an dem man die alte VHS rauskramt oder die verstaubte DVD-Box aus dem Regal nimmt, um zum Original zurückzukehren.

Ja, es gibt in diesem Comic auch ein paar phantastische Momente, zum Beispiel wenn Willow einen Zauber beschwört, mit dem sie zu Xander findet, und dies in neongrün illustriert wurde, oder wenn ein Taxifahrer in einen Vampir mutiert. Aber das reicht nicht aus, um der Faszination „Buffy“ gerecht zu werden. Zumal für die heutige Zeit die Zeichnungen von Ramon Bachs nicht angemessen sind. Da es hauptsächlich weibliche Charaktere gibt, die er zu zeichnen hat, fällt auf, dass alle eine Wespentaille haben, fast immer bauchfrei rumlaufen und die engen Jeans zu rutschen scheinen. Eine Karikatur der Serie wollte man mit diesem Reboot sicher nicht schaffen. Warum man dann aber nicht wenigstens etwas mehr Abwechslung und Feingefühl reingebracht hat, wird wohl Jordie Bellaires (und Ramon Bachs) Geheimnis bleiben. Die Kriminalgeschichte mit dem Wächter Wesley als Ermittler zu Beginn von „Buffy – the Vampire Slayer 5: Das böseste Böse“ wird (natürlich) nicht aufgelöst, und so soll man dieser Reboot-Serie wohl weiter treu bleiben. Es gibt einen bösen Cliffhanger. Schade.    

Fazit: Dieser Comic ist enttäuschend. Wer sich etwas von diesem Comic-Reboot erhofft hatte, der wird aufs Neue hingehalten. Aus der Serie von Joss Whedon spinnt Jordie Bellaire ein konfuses Liebesspiel. Nicht dass man etwas gegen illustrierte Küsse in comicform hätte, aber das hat nichts mit den vielversprechenden Titel-Covern und einer Kult-Vampirjägerin zu tun. Hier trifft es bis dato zu, dass die Nostalgie rund um ein Original mehr als begründet ist. Also heißt es am Ende dieser Rezension ausnahmsweise einmal: Fernseher an!   

Buffy – the Vampire Slayer 5: Das böseste Böse
Comic
Joss Whedon, Jordie Bellaire, Jeremy Lambert u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2787-3
116 S., Softcover, Deutsch
Preis: EUR 15,00

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