von Daniel Pabst
Die von Joss Whedon erschaffene Serie „Buffy – the Vampire Slayer“ wird im dritten Band des Comic-Reboots munter fortgesponnen. Die Autorin Jordie Bellaire erzählt auf 132 Seiten (inklusive 26-seitiger Cover-Galerie), wie die Welt ohne Buffy weitergeht. Wie schon das Cover andeutet, übernimmt eine neue Jägerin das Feld. Ein ganzer Comic mit dem Titel „Buffy“, ohne dass diese darin auftaucht, ist schon gewagt, mag man sich denken. An wen richtet sich „Buffy – the Vampire Slayer 3: Aus der Tiefe“? Werden wir gut unterhalten?
Aufgrund Buffys Abwesenheit, hat sich die Stimmung im Comic verdüstert. Willow und Rose streiten sich ungehemmt. Xander wird auf dem Friedhof von einem Blutsauger angegriffen, was seine dunkle Seite weckt. Cordelia wird von einem Unbekannten auf dem Schulweg überwältigt und in einen Keller eingesperrt, und Giles vertieft sich schlechtgelaunt und mit Dreitagebart in seiner Bibliothek, wenn er nicht gerade mit seiner Freundin heftig über die vergangenen Geschehnisse diskutiert. Am Ende einer weiteren Tirade wird er des Hauses verwiesen und steht mit sich allein in den dunklen Straßen von Sunnydale.
In dieser hoffnungslosen Zeit betritt Kendra die Bühne des Comics. Woher kommt sie so plötzlich? Wie mächtig ist sie? Und warum taucht sie bei Buffys Freund Robin auf? Antworten werden gegeben, aber sie bedeuten auch neuen Ärger. Nach einer tapferen Rettungsaktion gewinnt Kendra das Vertrauen und sogar die Bewunderung von Rose. Was wohl Willow dazu sagen würde, dass sich ihre Freundin plötzlich für Kendra interessiert – auch wenn sie erstmal treffsicher in ein Fettnäpfchen tritt, das zeigt, dass auch Kendra so ihre Probleme hat, die allerdings in diesem Band nicht vertieft werden?
Willow und Xander treffen das erste Mal auf die neue Jägerin, als sie versucht, Xander auf dem Friedhof zu pfählen. Nun ja, wie hätte sie auch wissen können, dass sie einen der Guten vor sich hat. Kaum wäre das geklärt, eskaliert die Friedhofsszene. Zombies und Vampire taumeln umher und Robin macht eine seltsame Verwandlung durch. Das ist alles so willkürlich, dass es sowohl Fans, als auch Neueinsteigerinnen und Neueinsteigern in das „Buffy“-Universum schwindelig wird. Getoppt wird dies durch Horden von Untoten, die zugleich über Sunnydale herfallen und Rose in höchste Gefahr bringen …
Bei „Buffy“ denkt man an die sehr gelungene TV-Serie und die Fantasy-Welle an neuen Serien und Büchern, die Joss Whedon ermöglicht hat, wie etwa „Twilight“, „Vampire Diaries“, sehr aktuell „Riverdale“ oder die Hörspielreihe „Faith – The Van Helsing Chronicles“. Eine Reboot-Comic-Reihe bietet die Möglichkeit, Altbekanntes aufzugreifen, Lücken zu füllen, mitunter zu überraschen und gut zu unterhalten. Das zumindest wünscht man sich auch als Fan. „Buffy – the Vampire Slayer 3: Aus der Tiefe“ kommt mit diesen Erwartungen nicht zurecht. Es fehlt an der spannenden Handlung und der nachvollziehbaren Weiterentwicklung der Figuren. Vor allem aber fehlt es an Buffy. Auch wenn im Vorwort von Steffen Volkmer Kendra als „runderneuerte, aber erneut großartige Kendra“ angekündigt wird, so fehlt es in diesem Band einfach an Tiefe der TV-bekannten Figur. Auch dass sie ohne großartige Konversationen direkt mit Rose anbändelt, ist unglaubwürdig. Damit scheint die Autorin uns Lesenden allein einen neuen Konflikt zwischen Rose und der ohnehin schon verzweifelten Willow heraufzubeschwören. Schade, denn dieser Comic ist eigentlich düster genug.
Auch die Zeichnungen von David López, der wie schon im vorigen Band Dan Mora abgelöst hat, trösten über die Handlung nicht hinweg. Man hat sich an seinen Zeichenstil jetzt gewöhnt, aber beeindruckend ist er nicht. Zu allem Überfluss gibt es am Ende des Comics eine Ankündigung für den Comic-Band „Hellmouth“, der vor diesem Band gelesen werden müsste, um zu verstehen, was Buffy gerade durchsteht. Wer bisher keine Berührung mit Buffy hatte, könnte sonst sehr irritiert sein, dass die Protagonistin die Welt verlassen hat. Aber eben dieser Comic ist noch nicht in Deutsch aufgelegt worden. Bis es soweit ist, lässt man diesen dritten Band besser aus und greift direkt zum nächsten Band der Reboot-Serie, wenn es heißt: „Buffy is back“.
Fazit: Mit einer neuen Jägerin erwartet man auch eine neue (spannende) Handlung. Wenn schon keine Buffy auftaucht, so sollen sich wenigstens die anderen Figuren weiterentwickeln. Das gelingt Jordie Bellaire in diesem Band nicht, zu konstruiert wirken die Geschehnisse und mittelmäßig gezeichneten Gefühle. Sei es drum, geben wir dem Reboot noch eine letzte Chance, wenn Buffy im nächsten Band aus dem Höllenschlund – und mit ihr hoffentlich auch die Spannung und der Charme – zurückgekehrt sein wird. Bis dahin bleibt ein wehmütiger Blick in die alten „Buffy“-Fernsehfolgen, die nur zu empfehlen sind.
Buffy – the Vampire Slayer 3: Aus der Tiefe
Comic
Joss Whedon, Jordie Bellaire, David López
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2296-0
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 17,00
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