Buffy – the Vampire Slayer 4: Beste Feinde

Buffy is back! Kendra und Buffy gehen gemeinsam auf Jagd in Sunnydale. Das macht Laune und ist eine interessante Handlungsentwicklung. Gleichzeitig prallen zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander. Als dann das Höllenfeuer auf bekannte Figuren zugreift, wird es dramatisch.

von Daniel Pabst

Nach dem letzten, nicht zu empfehlenden Reboot-Comic-Band hat sich das Kreativteam um Jordie Bellaire erweitert. Für die Zeichnungen zuständig sind nun Ramon Bachs, Rosemary Valero-O'Connell und Julian Lopez. Auch die Farbgebung durch Raúl Angulo wurde verstärkt durch Eleonora Bruni und Francesco Segala.
Gleichgeblieben ist der Abdruck einer Cover-Galerie, die diesmal jedoch nur acht Seiten füllt. Insgesamt ist die Seitenanzahl auf 116 zurückgegangen. Das Cover weckt die Hoffnung, dass es diesmal stimmungsvoller zugeht und auch die Figurenentwicklung nicht auf der Stelle tritt.

Kendra, über die Leserinnen und Leser allein dieses Reboots so gut wie nichts erfuhren, wird zu Beginn von „Buffy – the Vampire Slayer 4: Beste Feinde“ eine eigene Geschichte gewidmet. Wir sehen sie in bunten Farben in Jamaika, wie sie ihre Kindheit als angehende Jägerin verbringt. Ihre Tante Vea kümmert sich liebevoll um sie und ist für die Erziehung und den Haushalt zuständig, während ein Wächter namens Zabuto ihre Ausbildung übernimmt. Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein. Vampire jagen die Touristen und Zabuto und Kendra müssen ihnen mit Kampfkünsten und „Mr. Spitz“ (so bezeichnet Kendra den angespitzten Stock zum Pfählen) begegnen. Doch es gibt nur Action, es werden auch ein paar sehr elementare Fragen zum Dasein einer Jägerin gestellt. Wie frei ist man wirklich? Das ist starker Tobak für Kendra und auch wir Lesende erhalten gleich zu Beginn eine Geschichte, die es in sich hat, wenn man nochmal darüber nachdenkt.

Ein neues Kapitel aufgeschlagen, sehen wir Buffy. Sie sitzt – wie könnte es anders sein – im „Tuna Verse“. Ihr gegenüber hat Robin Platz genommen. Sie gesteht ihm: „Es ist so viel passiert, während ich weg war“, und dem stimmen wir nur zu. Wenn sie ahnen würde, wer Robin in Wirklichkeit ist ... Doch so blicken sich beide verliebt in die Augen, auch wenn Buffy darauf besteht, dass „das kein Date“ ist. Bei der Umarmung wird es kurz spooky, wenn Robin ihr mit verstohlenem Blick zur Seite zuhaucht: „Ich bin immer für dich da“.

Da in Sunnydale eigentlich nur für eine Jägerin Platz ist, ist das Verhältnis zwischen Kendra und der zurückgekehrten Buffy angespannt. Und auch Giles kann die verhärteten Fronten in seiner Bibliothek nicht wirklich auftauen. Zuhause haben sowohl Buffy als auch Giles ihre Probleme. Denn Buffys Mutter entwickelte sich durch die Zeit, in der Buffy im Höllenschlund war, zu einer wahren Helikoptermutter, die ihre 16-jährige Tochter von der Schule abholt. Wie war noch gleich diese Sache mit der Freiheit der Jägerinnen? Giles dagegen findet keine Ruhe mit Jenny. So langsam fragt man sich, ob die beiden den aus Band zwei entstandenen Zwist je auflösen werden können. Noch immer geht es Jenny nicht aus dem Kopf, dass Giles jeden Menschen opfern würde, um Buffy zu beschützen. Giles weiß, dass er sich dabei selbst keinen Gefallen tut, doch steht für ihn das große Ganze über dem Schicksal von Sunnydale. Mit zwei Jägerinnen könnte das Böse diesmal für alle Zeit gebannt werden, oder?

Ganz so leicht wird es Buffy, Kendra und Giles auch in diesem Comic-Band nicht gemacht. Willow kämpft in einer Parallelwelt mit ganz eigenen Dämonen, und aus Robin wird man nicht wirklich schlau. Rose datet Kendra, und Xander nimmt mit zwei betörenden Vampirinnen vorlieb. Das Erzähltempo dieses Comics ist angemessen für einen Reboot. Doch man würde sich an manchen Stellen ausführlichere Einblicke wünschen, die dann nicht so klischeehaft rüberkommen. Gerade die Auftaktgeschichte von Kendra ist da ein großes Plus, löst sie doch Fragen aus dem vorigen Band auf.

Durch die vielen verschiedenen Künstlerinnen und Künstler erhalten wir einen Mix an Zeichenstil und Farbgebung. Beinahe hat man den Eindruck eines Kurzgeschichtenbandes. Das ist sehr abwechslungsreich und vielleicht als (bisheriges) Highlight der Reboot-Serie zu betrachten, vorausgesetzt man legt den Fokus nicht auf die Handlung. Auch in diesem Band gibt es bebilderte Träume, was zum geheimen Markenzeichen der „Buffy“-Reboot-Serie werden könnte. Besonders kreativ ist daher die Doppelseite, auf der sie auf dem Brachiosaurus „Zeppo“ in orange, rosa, blauen Farben durch die Nacht reitet. Und sieh mal einer genauer hin: Ist das etwa Angel, der neben ihr sitzt?

Fazit: Die ausgelebte Kreativität in diesem Band überträgt sich beim Lesen. Die Kapitel geben den Figuren mehr Raum als bisher, um sie kennenzulernen. Aber weiterhin wirkt diese Comic-Serie nicht rund. Willow taucht in diesem Band zum Beispiel nur kurz auf und wir wissen nicht, wie sie auf Kendra reagieren wird. Es scheint am Gesamtkonzept zu fehlen. So verliert diese Reihe die alten Fans von „Buffy“ und könnte dennoch neue Fans von Streaming-Serien erreichen. Gut möglich nämlich, dass das Skript in einer TV-Adaption mit High-End-Aufnahmen und Beleuchtungen – à la Riverdale – besser aufgehoben ist als im Comic-Format. Einzig die Sorge um Rose und Jenny, deren Weiterleben als Cliffhanger offen bleibt, weckt Interesse am Fortgang der Handlung.

Buffy – the Vampire Slayer 4: Beste Feinde
Comic
Joss Whedon, Jordie Bellaire, Ramon Bachs u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2499-5
116 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 15,00

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