Buffy – the Vampire Slayer 2: Der erste Biss

Der Reboot der „Buffy“-Comic-Serie geht weiter. Buffys neuer Freund Xander schwebt in Lebensgefahr, ihre neue Freundin Willow entdeckt eine dunkle Seite an sich und Buffy ist frustriert, weil sie irgendwie immer „im Dienst“ ist, obwohl sie viel lieber ein normales Teenie-Leben führen würde. Reichlich Konfliktstoff ist also vorhanden – ganz abgesehen davon, dass die Vampirin Drusilla den Höllenschlund von Sunnydale öffnen will.

von Frank Stein

Der zweite Band der Reboot-Reihe beginnt mit einer frustrierten Buffy. Ihr Beziehungsleben ist schwierig, denn ein Junge – Xander – liebt sie, aber sie ihn eigentlich nicht, und bei einem zweiten – Robin – ist sie sich unsicher und überhaupt besteht ihr ganzes Leben sowieso nur aus dem Kampf gegen Vampire und andere unheilige Kreaturen. Doch es kommt noch schlimmer, denn Xander wurde von der fiesen Vampirin Drusilla gebissen und dann mehr tot als lebendig Buffys Mentor, dem Wächter Giles, vor die Haustür gelegt. Ein Zeichen? Eine Warnung? Willow, die seit Kindertagen mit Xander befreundet ist, bricht zusammen, und als Xander auch noch Anzeichen von Vampirismus zeigt, müssen drastische Maßnahmen her, um ihn zu retten. Die Suche nach einem Seelenankerstein wird zur Prüfung für Buffy und Willow …

Doch das ist nur eins der Probleme in Sunnydale. Im Verborgenen sucht die Vampirin Drusilla nach dem Schlüssel, um den Höllenschlund zu öffnen. Willow entdeckt eine gefährliche dunkle Seite an sich (die Kennern der TV-Serie alles andere als unbekannt ist). Ein geheimnisvoller maskierter Mann zeigt Interesse an Buffy (man ahnt, um wen es sich handelt, und auch wenn er sich derzeit noch sehr dezent im Hintergrund hält, dürfte ein Auftritt mit Knalleffekt in Aussicht stehen). Und dann gerät auch noch Buffys Mutter in Lebensgefahr. Mehr als genug Ärger also, um Buffy den Schlaf zu rauben – und den Leser kurzweilig zu unterhalten.

Vier Heftausgaben (Kapitel 5 bis 8) sowie eine umfangreiche Cover-Galerie, die erfreulicherweise auch zahlreiche Variant-Cover zeigt, sind in dem 128-seitigen Sammelband enthalten. Jedes Kapitel erzählt dabei im Grunde eine längere Szene, einmal im Haus des Wächters Giles, dann in einer unterirdischen Höhle auf der Suche nach dem Seelenankerstein, danach in einem Albtraum und schließlich an einem Abend, an dem gleichzeitig eine Halloween-Party und eine Ausstellungseröffnung im örtlichen Museum stattfinden. Abwechslung ist also geboten und es passiert auch einiges mit den Figuren. Trotzdem lässt sich die Geschichte viel Zeit, ihre Haupthandlung – Drusillas Streben nach Macht – voranzutreiben. Aktuelle Streaming-Serien, die auch oft mehr Psychologie als Plot bieten, lassen grüßen.

Für „Buffy“-Kenner liest sich das trotzdem höchst kurzweilig (sieht man vielleicht von dem unnötig langen Albtraum-Kapitel ab). Man fragt sich immer wieder, inwieweit Figuren und ihr Schicksal vom Bekannten abweichen. Dabei fällt eindeutig eine beschleunigte Entwicklung auf. Willows dunkle Seite, der Auftritt von Angel … was in der TV-Serie mehrere Staffeln brauchte, tritt hier um des dramatischen Effekts willen schon sehr früh ein. So wird auch Xander praktisch in Band 1 zu einer Figur, die tragischer und potenziell gefährlicher interpretiert wird als in neun TV-Staffeln. Wie viel von diesem Lesevergnügen allerdings auf Neuleser abfärbt, ist schwer zu sagen. Für sie ist „Buffy“ lediglich eine weitere Urban-Fantasy-Comic-Reihe, die zwar interessante Hauptfiguren und schlagfertige Wortwechsel bietet, aber in Sachen Handlung kaum das Rad neu erfindet.

Die Illustrationen von David López sind leider bestenfalls von mittelmäßiger Qualität. Manchmal sind die Figuren schön getroffen, oft wirken sie aber verzerrt oder bloß rudimentär gezeichnet. Vor allem die winzigen Pupillen in viel zu großen Augäpfeln verleihen hier einen unwillkommenen Comic-Effekt. Es ist ein absolut uneinheitliches Bild, das geboten wird – allerdings waren die Illustrationen schon früher nicht gerade die Stärke der „Buffy“-Comics. Die Story war meist die Haupt-Triebkraft, die einen als Leser an die Seiten gefesselt hat. Was schade ist, denn „Buffy“ hätte Besseres verdient. Auch das Cover zündet leider nicht völlig, denn obwohl es ein nettes Motiv hat, zeigt es Buffy und Angel im etwas unvorteilhaften Profil, und zumindest Buffy sieht nicht wirklich wie sie selbst aus. Visuell hemmt der Comic somit die an sich schöne Story, etwas, das gerade im Comic eigentlich nicht passieren sollte.

Fazit: Es fällt schwer, ein abschließendes Urteil über den Band zu fällen. Es passiert viel, geht aber doch nicht so recht voran. Figuren kriegen Probleme, aber noch ist alles im Aufbau, es wird also nichts davon wirklich genutzt. Und die Illustrationen schwanken von gut bis potthässlich. „Buffy“-Kenner erfreuen sich immerhin an der frischen Interpretation der Figuren. Neuleser allerdings dürfte der Comic vermutlich nicht dazu reizen, Band 3 entgegenzufiebern. Ein Füllband eher als ein Highlight. Hoffen wir, dass die Reihe schnell noch eine Schippe drauflegen kann, vor allem optisch, aber auch, was das Abenteuer angeht. Zumal der Preis auf schwungvolle 17 Euro angehoben wurde, was schon eine ziemliche Ansage ist.

Buffy – the Vampire Slayer 2: Der erste Biss
Comic
Joss Whedon, Jordie Bellaire,  David López
Panini Comics 2020
ISBN: 978-3-7416-1993-9
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 17,00

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