Blade Runner 2029 Band 3 – Erlösung

Der dritte Band von „Blade Runner 2029“ verkündet die „Erlösung“. Wer die vorigen „Blade Runner“-Comics gelesen hat und zu schätzen weiß, der erwartet einen Höhepunkt. Jetzt wollen wir wissen, wie die – fürs Gute kämpfende – Replikanten-Jägerin Ash am Ende belohnt wird. Oder wird sie eines dramatischen Todes sterben? „Blade Runner“ ist Kult! Kann diese Reihe den Erwartungen gerecht werden? Schon gespannt auf das Fazit?

von Daniel Pabst

„Blade Runner 2029 – Erlösung“ lautet der dritte Band der Comic-Reihe „Blade Runner 2029“. Die Story ist von Mike Johnson und die Kreativberatung kommt von Michael Green, Mellow Brown und K. Perkins. Für die Zeichnungen verantwortlich war Andrés Guinaldo und die Farben sind von Marco Lesko. Veröffentlicht wurde der Comic bei Panini Comics. Wie von der „Blader Runner“-Serie gewohnt, befinden sich im Anschluss an den Comic zahlreiche Cover (jeweils drei auf einer Seite) sowie Bonus-Material, das den Kreativprozess näherbringt (Cover-Entstehung, Layout-Panels in Schwarz-Weiß und sechs Manuskript-Seiten mit passenden Zeichnungen).

Die schlechte Nachricht für alle, die diese Comic-Reihe von Beginn an begleiten: „Blade Runner 2029“ endet mit diesem Band. Die gute Nachricht lesen wir im letzten Panel: „Weiter geht es in … Blade Runner 2039“. Damit steht also fest, dass es eine weitere Fortsetzung geben wird! Was aber haben das Comic-Duo Mike Johnson und Andrés Guinaldo noch auf Lager? Hat man nach diesem Band überhaupt Lust auf mehr?

In „Blade Runner 2029 – Erlösung“ sehen wir erst einmal nicht viel Neues. Die Replikanten-Jägerin Aahna „Ash“ Ashina und ihre Replikanten-Freundin Freysa sind weiter auf der Jagd nach dem Replikanten Yotun. Dieser reizt seine Allmachtsphantasie bis an die Grenzen des Erträglichen aus. Das bekommen in erster Linie seine Getreuen zu spüren. Um selbst weiter leben zu können, lässt er sich mit dem Blut seiner Replikanten versorgen – was dazu führt, dass diese krank und immer schwächer werden und am Ende sterben müssen.

Auch Ash und Freysa sieht man die vergangenen Ereignisse an. Freysa leidet unter dem Verlust ihres rechten Auges und Ash macht der Rücken zunehmend zu schaffen. Bildlich wird dieser Schmerz von Andrés Guinaldo gut umgesetzt. Seine Zeichnungen lassen nicht nur die Gesichter des Liebespaares hart und kantig wirken. Auch der (neue) Replikanten-Jäger mit Namen Marlowe ist emotionslos gezeichnet, wenn er seine Patronen in Replikanten schießt. Dazu kommen die Farben von Marco Lesko, die ohne große Nuancen auskommen, was für die Stimmung des regnerischen, repetitiven und trostlosen „Blade Runner“-Universums von großem Vorteil ist.

In der Gesamtschau erzählt „Blade Runner 2029 – Erlösung“ aber auch den trostlosesten Handlungsstrang von allen. Ohne große Explosionen scheint hier alles sein Ende zu nehmen. Und tatsächlich: Viel Neues passiert nicht. Dadurch zieht sich dieser Comic leider auch in die Länge. Dann jedoch lesen wir kurz vor Ende etwas von einem „Tyrell“, was zu einer sonderbaren Vermutung führt! Kann der Mensch seinen eigenen Tod besiegen?

Wer nun findet in diesem Band seine „Erlösung“? Das ist schwer zu sagen, da man sich für „Blade Runner“ einerseits als Abschlussband einen Höhepunkt gewünscht hätte. Andererseits soll die Geschichte mit der Ankündigung im Jahre 2039 ja auch irgendwie weitergehen. Ehrlich gesagt wäre es Zeit für einen neuen Film, der die Ereignisse auf der Kinoleinwand präsentiert, statt die Comic-Reihe weiterzutreiben. Ash und Freysa haben sich kaum noch was zu sagen, sodass sogar ihr erzählerische Potenzial auf der Strecke geblieben ist.

Abschließend trägt in „Blade Runner 2029 – Erlösung“ auch nicht die Figur des Replikanten-Jägers Marlowe zur Besserung der Geschichte bei. Zu vorhersehbar ist sein Agieren und zu wenig erfahren wir über ihn. Warum sehen wir keine Rückblenden? Dafür bietet sich die Comic-Form eigentlich hervorragend an! So aber entsteht keine Tiefe und es kommt keine Spannung auf. Handlungstechnisch sonderbar ist es auch, dass das Los Angeles Police Department, Ash ausschalten will – betrachtet man, was sie zuvor alles bewirken konnte. Sehr schade.     

Fazit: Wie schön wäre es gewesen, wenn man mit „Blade Runner 2029 – Erlösung“ einen Höhepunkt dieser – bis dahin – sehr guten Comic-Reihe gesetzt hätte. Doch dieser Band überzeugt nicht. Er wirkt wie ein Intermezzo für die angekündigte Reihe von „Blade Runner 2039“. Vor allem, da die Jägerin Ash das Potenzial hatte, dem Replikanten-Jäger Rick Deckard Konkurrenz zu machen, ist man irgendwie sprachlos. Besser, man schaut den Klassiker „Blade Runner“ (1982) von Ridley Scott, gefolgt von „Blade Runner 2049“ (2017) von Denis Villeneuve – oder führt sich den Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen“ (1968) von Philip K. Dick zu Gemüte. Das ist alles lohnenswerter. Leider.

Blade Runner 2029 Band 3 – Erlösung
Comic
Mike Johnson, Andrés Guinaldo
Panini Comics 2022
ISBN: 978-37416-3077-4
116 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 15,00

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