Batman – One Dark Knight

Stromausfall! Plötzliche Dunkelheit. Chaos. Unsicherheit. Angst, Gewalt und Verzweiflung machen sich breit. In Gotham City spielt diese Katastrophe in die Hände eines mysteriösen Verbrechers namens E.M.P. und lockt die randalierenden Gangs aus ihren Gassen und Verstecken. Die Polizeibeamten des GCPD sind ratlos angesichts der Übermacht von Gefahren. Es ist Zeit für Batman – den einen dunklen Ritter!

von Daniel Pabst

Wie schlägt sich der britische Comic-Künstler Mark Simpson (besser bekannt unter seinem Pseudonym „Jock“) bei der Kreation eines Batman-Comics? Wer das herausfinden möchte, findet die Antwort in dem in diesem Jahr bei Panini Comics unter dem DC Black Label erschienenen Band „Batman – One Dark Knight“. In diesem hat er sich nicht nur als Zeichner, sondern gleich auch als Autor verewigt. 164 Seiten, aufgeteilt in drei Kapitel, ist dieser eigenständige Comic stark, und bringt mit E.M.P. einen brandneuen Superschurken nach Gotham City.  

Spricht man den englischen Comic-Titel „One Dark Knight“ laut aus, so lässt er sich zu Deutsch nicht nur mit „Ein dunkler Ritter“, sondern ebenfalls mit „Eine dunkle Nacht“ übersetzen. Diese zweite Übersetzung macht überaus viel Sinn in Bezug auf den Inhalt dieses Comics. Denn in Gotham City wird der Strom ausfallen, wodurch die Nacht noch dunkler und schwärzer sein wird, als sie es ohnehin schon ist. Gut, dass die Dunkelheit das natürliche Habitat von Fledermäusen ist und Gotham als Schutzengel eine große Fledermaus hat …

Nach der Besprechung des gelungenen Titels dieses Comics, widmen wir uns der Geschichte von Jock. Edward M. Pressler (E.M.P. – steht auch für „Elektromagnetischen Puls“) sitzt im Gefangenenkraftwagen und soll vom Arkham Asylum ins Blackgate-Gefängnis auf Blackgate Isle überstellt werden. Dies läuft jedoch gewaltig aus dem Ruder. Während James Gordon auf einer parallel stattfindenden Veranstaltung Rita Vasquez, die Leiterin der Gefängnisbehörde, ehrt, muss sich Batman – die Fledermaus – vom Himmel herabschwingen, um E.M.P. nach einem Hinterhalt aus einem Feuerwall herauszuziehen. Dabei entgehen sie haarscharf dem Tod.

Bereits nach diesen wenigen Seiten ist man mittendrin in der Geschichte und wird von den ersten Zeichnungen beeindruckt sein. Denn diese füllen die großformatigen Seiten (25 x 32 cm) kunstvoll und prächtig aus. Mal sieht man Batman über eine ganze Seite und ein anderes Mal strecken sich die Geschehnisse großflächig über zwei Seiten. Zudem entsteht das Gefühl, man befände sich „live“ vor Ort in Gotham City – so eindrucksvoll gelingen Jock die Bilder. Vertieft wird dies durch die Farbgebung. Es wechseln sich die Farben der Dunkelheit (Blau, Schwarz und Grün) mit den Farben der Explosionen und Mündungsfeuer (Rot, Orange und Gelb) ab.

   

Bilder alleine machen jedoch noch keinen guten Comic. Schon oft hat sich leider gezeigt, dass entweder die Zeichnungen oder die Handlung überzeugt, nicht jedoch die Kombination beider. Wenn sich dann sogar ein Künstler den Zeichnungen und der Handlung eigenständig annimmt, trägt dies ein noch größeres Risiko, dass das Gesamtergebnis nicht vollends überzeugen wird. Wie also geht es für diesen Comic – nach der sehr starken Einstiegsszene und den grandiosen Zeichnungen – auf den folgenden Seiten weiter?

Die Uhr tickt. Denn mit jeder verstrichenen Sekunde, die E.M.P. auf freiem Fuß ist, wird seine Inhaftierung unwahrscheinlicher. Auch wenn er noch geschwächt ist, so zeigt der von ihm verursachte Stromausfall, zu was er fähig ist. Seine Stärke zieht er zu allem Übel aus jeglicher Stromquelle, die er finden kann (was soweit geht, dass er die elektrischen Impulse der menschlichen Synapsen für sich nutzen kann). Der Stromausfall könnte also zu einem Dauerzustand werden! Nicht grundlos heißt es: „Er wird in Gotham zur tickenden Atombombe.“

Jock versteht es, den „langen“ Weg, den Batman mit E.M.P. durch die Dunkelheit schleicht, sprintet und springt stetig mit explosiven Hindernissen zu versehen. Dabei spielt er hervorragend mit den Möglichkeiten an Panel-Gestaltungen und Kadrierungen. Beinahe vergisst man, dass es sich um einen Comic und keinen Blockbuster à la „James Bond“ oder „Stirb Langsam“ handelt. Wie eine Gruppe von Gangstern einen Zugwaggon auf Batman schiebt, damit dieser E.M.P. nicht weiter auf seinen Schultern nach Blackgate Isle tragen kann, oder wie Batman von den Häuserdächern in einen Straßenablauf springt, um in der Kanalisation in noch dunkleren Gefilden auf neue Gefahren zu treffen, sind nur zwei Beispiele dieser actionreichen Perfektion, in der ein Spektakel das nächste jagt.

Am Ende des Comics gibt es als Bonus vier ganzseitige Variant-Covers, eine Seite mit Figurenentwürfen sowie eine Seite, die repräsentativ für die Arbeitsschritte von Jock steht und zeigt, wie aus einer Skizze ein farbiges Bild wird. Da es bei der Vielzahl an Batman-Geschichten und Interpretationen auf dem Markt nicht leichtfällt, etwas Schönes zu produzieren, das ohne Einschränkungen zu empfehlen ist, freut es besonders, dass „Batman – One Dark Knight“ problemlos weiterzuempfehlen ist. Hier stimmen die Zeichnungen und auch die Geschichte!

Leseprobe

Fazit: Eine sehr überzeugende Batman-Geschichte und großartige Zeichnungen – das gibt es in diesem Comic. Der Stromausfall in Gotham City läutet eine düstere Geschichte ein, die effektvoll durch enge Gassen, über Dächer und in die Kanalisation führt. Das alles ist wie gemacht für den dunklen Ritter, der seinen Weg und sein Ziel nie aus den Augen verliert. Auch die Leser und Leserinnen werden diesen Comic nicht so schnell aus den Augen und dem Gedächtnis verlieren, denn er ist eine riesige Freude. Nachdem die letzte Seite von „One Dark Knight“ umgeblättert ist, mag man Jock zurufen: „One More Time!“

Batman – One Dark Knight
Comic
Jock
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3029-3
164 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 29,00

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