Batman – Krieg dem Verbrechen

Wenn es in 2022 (endlich) wieder heißt: „Ein neuer Batman-Film ist im Kino zu sehen!“, dann kann man sich mit dem Comic „Batman – Krieg dem Verbrechen“ zuvor noch einmal die Wurzeln des Erfolgs ansehen. In einem überdimensionalen Format der honorierten Künstler Paul Dini und Alex Ross hat Panini die Geschichte aus 1999 wiederaufgelegt. Und auch heute noch ist das ein lohnenswertes Erlebnis.

von Daniel Pabst

Der Comic „Batman – Krieg dem Verbrechen“ ist die deutsche Übersetzung von „Batman – War on Crime“. Paul Dini (Autor) und Alex Ross (Zeichner) heimsten dafür im Jahre 1999 Lob und Preise ein. So erhielten die beiden ein Jahr nach der Veröffentlichung des Werkes die besondere Ehre des Harvey Awards (benannt nach Harvey Kurtzman) sowie des Eisner Awards (benannt nach Will Eisner). Über 20 Jahre später bringt Panini diese Ausgabe wieder auf den Markt. Die Übersetzung stammt von Christian Heiss. In der Einleitung von Christian Endres springt der Slogan: „Große Comic-Kunst“ ins Auge. Bei dem Hardcover-Format von ca. 26x36cm (!) stimmt das in Bezug auf die Größe. Wie sieht es bei der „Comic-Kunst“ aus?

Den Beginn dieses Comic machen einleitende Worte von Christian Endres. Es folgt ein kurzes Inhaltsverzeichnis, das überraschenderweise zwei Geschichten aufgelistet hat. Bei der Seitenanzahl von insgesamt 76 Seiten ist diese Einteilung jedoch etwas fehlleitend. Denn die kurze erste Geschichte „Secret Origins“ (2002) nimmt nur drei Seiten gegenüber der eigentlichen Geschichte „Krieg dem Verbrechen“ ein und wird durch das zusätzlich abgedruckte Titelcover ergänzt, bevor es richtig losgeht. Was wir dann sehen sind – dem Format sei dank – großartige Batman-Zeichnungen. Alex Ross nutzt die von Paul Dini erdachten Szenen, um durch sehr realistische Zeichnungen in die Welt von Gotham City zu blicken und deren düstere Straßenzüge zu präsentieren. Durch den reduzierten Text, der einzig in grauen, rechteckigen Kästen abgedruckt wurde, staunt man über die Zeichnungen, die wie Fotografien wirken.

Doch wie sehr staunt man über die Geschichte? Die Motivik des Mitternachtsdetektivs, geschaffen von Bob Kane mit Bill Finger ist bekannt. Eine kurze Zusammenfassung lautet in etwa wie folgt: Da ist der Junggeselle und Milliardär Bruce Wayne, der zwei Leben führt. Mit seinem Reichtum kann er einerseits das Leben eines einflussreichen Mannes in Gotham City führen, der sich nach glamourösen Partys und Bällen in sein Anwesen zurückzieht, und andererseits schwingt er sich des nachts zur Verbrechensbekämpfung über die Dächer der Stadt, um von dort sein anderes Leben als Batman wahr werden zu lassen. Wo Unrecht aufkeimt und Gefahren lauern, ist er zur Stelle – immer in der Hoffnung, eines Tages eine glücklichere, aufblühende und friedvolle Stadt zu hinterlassen. Der Auslöser dieser zwei Leben ist in seiner Kindheit angesiedelt, nachdem er mitansehen musste, wie seine Eltern auf offener Straße ermordet wurden. Ende der Zusammenfassung.

Ohne zuviel zu verraten, ist genau diese legendäre Ausgangsgeschichte Inhalt von „Batman – Krieg dem Verbrechen“. Um an Batmans Seelenleben teilhaben zu können, dient hier neuartig ein Überfall, bei dem er zu spät kommt und ein Junge daher mitansehen musste, wie seine Eltern von einem Räuber erschossen wurden. Die Geschichte des jungen Batmans scheint sich damit zu wiederholen. Unterstützt wird diese sehr psychologische Erzählung durch die erzählerische Perspektive des „Ich-Erzählers“, sodass Bruce Wayne, beziehungsweise Batman, zur Leserschaft spricht. Auch die Action kommt zum Zuge, allerdings wurden sämtliche batmantypischen Fahrzeuge und Gadgets ausgespart. Wir nehmen in diesem Comic daher in erster Linie Teil an einer Milieustudie, anstatt eine Action- oder Kriminalgeschichte zu erleben. Das liegt an dem von Alex Ross charakteristischen Fotorealismus sowie an der Entstehungszeit von 1999, da der Comic zwischen den Kinofilmen „Batman und Robin“ (1997) und „Batman Begins“ (2005) liegt.

Als Bonus erhält man auf den letzten Seiten verschiedene Skizzen und eine Kurzinformation zur Entstehung der Batman-Maske, die Alex Ross damals extra als dreidimensionale Vorlage für seine Zeichnungen anfertigte.

Fragt man sich nun, für wen diese 76 kunstvollen Seiten konzipiert wurden, steht zuallererst fest, dass keine neue „Batman“-Geschichte vorgelegt wurde. Zudem muss einem klar sein, dass keine ikonischen Schurken aus Gotham City auftreten werden. Hier steht die realistische Zeichenkunst klar im Vordergrund. Seite um Seite erscheinen die Personen und man folgt ihnen wie in einem Film. Durch „Nahaufnahmen“ und unterschiedliche „Kameraperspektiven“ ist das ein Genuss. Die Spannung bleibt dabei, insbesondere im Vergleich zu neueren „Batman“-Comics und der Tatsache, dass man den inneren Grundkonflikt Bruce Waynes kennt, auf der Strecke. Dieser Comic ist daher bei dem angesetzten Preis ein Werk, das man sich gönnen kann, nicht aber muss.

Fazit: „Batman – Krieg dem Verbrechen“ ist gewiss eine Augenweide. Das überdimensionale Format von 26x36cm sticht aus der Fülle an Comics hervor. Da muss erst einmal ein passendes Bücherregal gefunden werden, will man diesen Comic sein eigen nennen. Zur Vorfreude auf einen „Batman“-Kinofilm eignet sich dieser neu aufgelegte „Comic-Kinofilm“ sehr gut.

Batman – Krieg dem Verbrechen
Comic
Paul Dini, Alex Ross
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2339-4
76 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 27,00

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