Batman `89

Tim Burtons „Batman“-Verfilmung aus dem Jahr 1989 gilt vielen Fans bis heute als ein perfekter Moment in der Geschichte des Superheldenkinos. Tolle Schauspieler, ein großartiger Soundtrack und ein unglaubliches atmosphärisches Set Design im düster-dräuenden Gothic-Stil verschmolzen hier mit einer kurzweiligen Handlung zu zwei Stunden großartiger Kinounterhaltung. Der Comic „Batman ´89“ will diesem Kunstwerk huldigen und – nach „Batmans Rückkehr“ – einen legitimen dritten Teil aus dem Burton-Batman-Universum erzählen.

von Kurt Wagner

Mit Autor Sam Hamm wurde auch gleich der perfekte Mann für den Job engagiert. Hamm schrieb damals das Drehbuch für „Batman“ und lieferte auch Story-Ideen für „Batmans Rückkehr“. Er kannte sich also gut in dieser speziellen Version von Gotham City aus, und er wusste auch, welche Elemente in der Vorproduktion der Filme mal angedacht gewesen, aber dann verworfen worden waren. Stichwort: ein Schwarzer Robin. Der war tatsächlich mal geplant und sollte von Marlon Wayans verkörpert werden, aus Budgetgründen wurde dieser Nebenstrang der Handlung dann aber doch gestrichen.

Hier nun hat Robin alias Drake Winston seinen großen Auftritt. Dabei ist er als Figur völlig anders interpretiert als beispielsweise Chris O’Donnell als Dick Grayson in „Batman & Robin“ von Joel Schumacher. So wird er nie im Comic Robin genannt. Drake wächst im Schwarzen Armenviertel Burnside auf, wo er in der Autowerkstatt von Mister Otis arbeitet. In seiner Freizeit zieht er ein durchaus schick gestyltes Vigilantenkostüm an und patrouilliert durch sein Viertel, um Störenfriede zu vermöbeln und Bedürftigen zu helfen, tatsächlich eine Art „Robin“ Hood (der gelegentlich die Vögel auf dem Dach der Werkstatt füttert, darunter auch ein Rotkehlchen, englisch „Robin“, aber das ist nur ein winziger Verweis auf die ursprüngliche Inspiration für den Heldennamen des Batman-Sidekicks).

Aber nochmal einen Schritt zurück: Der Comic beginnt mit einem alten Bekannten: Staatsanwalt Harvey Dent (im Burton-Film verkörpert von Billy Dee Williams und auch hier als dieser gut erkennbar). Der geht mit seiner Angebeteten Barbara Gordon, der Tochter von Batmans Polizei-Partner Commissioner Gordon und einem Neuzugang in Burtons Batman-Welt, schick essen, weil er um ihre Hand anhalten will. Doch der traute Zweisamkeit wird jäh gestört, als unweit eine Bombe hochgeht, die eine Brücke sprengt und zwei schwere Geldtransporter abstürzen lässt, die dann von einer Truppe irrer Joker-Gangster ausgeraubt werden sollen. Natürlich greift Batman ein, rettet den Tag – und macht die Sache damit für manche Schurken im Dunkeln unglaublich kompliziert.

Der Comic will viel erzählen. Wir haben Drake Winston und seinen Kampf um soziale Gerechtigkeit für die Armen von Burnside. Wir haben Harvey Dent, der aus Burnside stammt, mittlerweile Staatsanwalt ist und es bis zum Gouverneur schaffen will, bevor ihm ein Feuer und Batteriesäure den Rest des Lebens verderben. „Batman“-Kennern sage ich nichts Neues, wenn ich verrate, dass aus dem ehrgeizigen Dent der zerrissene Two-Face wird, der hier tatsächlich über weite Strecken eine tragische Gestalt bleibt. Dazu kommt Ärger mit selbsternannten Batman-Friedenswahrern, die letztlich doch nur Schläger sind. Und dann ist da das Rätsel um den Angriff auf die Geldtransporter. Erwähnte ich schon, dass außerdem Catwoman zurückkehrt?

Das alles ist, wie gesagt, viel – stellenweise zu viel. So springt die Handlung sehr schnell von Szene zu Szene und spätestens nach Dents tragischer „Verwandlung“ verschiebt sich zudem der komplette Fokus der Handlung hin zu ihm. Das geht zum Beispiel zu Lasten der Schläger-Batmen, die als Plotelement relativ schwach aus der Story verschwinden. Auch die eigentliche Übeltat rund um den Geldtransporter-Raub wird zwar für den Leser aufgeklärt, jedoch ohne Folgen zu haben. In beiden Fällen fehlen eindeutig Szenen, die diese Plots sauber beenden. Am Ende werden zudem noch ein paar kleine Saatkörner ausgeworfen, die in einer Fortsetzung gedeihen könnten. Bislang ist es dazu allerdings leider nicht gekommen.

Zum Visuellen sei nur gesagt, dass Illustrator Joe Quinones und Kolorist Leonardo Ito ihre Sache durchaus gut machen. Man erkennt Billy Dee Williams, man erkennt Michael Keaton, man erkennt Michelle Pfeiffer – nicht perfekt, aber gut genug. Das Gothic-Setting der Filme hat der Comic leider etwas eingebüßt, was vor allem daran liegt, dass wenig Platz für Totalen und Panorama-Shots bleibt. Man ist fast immer nah an den Figuren, es ist immer viel los, auch die Sprechblasen füllen viel von den Panels. So bleibt die Optik hinter den Burton-Filmen zurück, aber trotzdem sieht das Ganze gefällig aus und man wird nicht durch visuelle Ausreißer aus der Geschichte gerissen.

Der Comic wird von einer Einleitung und einem Schlusswort flankiert, außerdem gibt es eine schöne Covergalerie, die sechs ganzseitige Variant Covers aufführt. Die eigentlichen Cover der sechs Heftausgaben wurden jeweils als Zäsurpunkte in die Geschichte direkt eingefügt, eine Vorgehensweise, die ich mir tatsächlich als Standard für alle Comic-Sammelbände wünschen würde.

Fazit: Optisch bleibt der Comic hinter den Burton-Filmen zurück. Und inhaltlich will er so viel, dass er nicht alle Handlungsstränge sauber beendet. Trotzdem: „Batman ´89“ ist ein tolles Werk, das die Geschichte um Tim Burtons Batman-Welt spannend fortsetzt und erweitert. Der Fall alter Charaktere – Harvey Dent und Commissioner Gordon – ist tragisch, der Aufstiege neuer – Drake Winston und Barbara Gordon – interessant zu beobachten. Batman Michael Keaton verleiht dem Ganzen ein starkes Zentrum, das allerdings auch nicht ohne Erschütterungen bleiben wird. Lesenswert!

Batman `89
Comic
Sam Hamm, Joe Quinones, Leonardo Ito
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3017-0
148 S., Softcover, deutsch
Preis: 19,00 EUR

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