Adventure Games – Das Verlies

Mit „Das Verlies“ leitet Kosmos eine neue Spielereihe ein, die „Adventure Games“. Als eine Abwandlung der inzwischen weit verbreiteten „Exit-Games“ löst man dieses Mal die Rätsel ganz ohne Zeitdruck und taucht in eine spannende Geschichte ein, bei der man Entscheidungen trifft, die Einfluss auf den weiteren Verlauf der Handlung haben.

von Shadow

Die Charaktere erwachen im Kerker eines mittelalterlichen Verlieses und leiden unter einer Amnesie. Der Ausbruch gelingt ihnen relativ unkompliziert, doch nun befinden sie sich in einem Raum mit weiteren Gefängnissen und haben keine Ahnung, wie man hier herauskommt. Als sie nach und nach die Gegend erkunden, erinnern sie sich wieder daran, dass ein guter Freund ebenfalls gefangen wurde und so beginnt die Befreiungsaktion.

„Das Verlies“ lässt sich alleine oder mit bis zu drei weiteren Spielern erkunden. Jeder Spieler übernimmt einen Charakter, der eigene Eigenschaften hat. Zur Auswahl gibt es „den Starken“, „den Wissenden“, „die Geschickte“ und „die Aufmerksame.“ Diese Eigenschaften haben Auswirkung auf die Handlung, daher sollte man sich immer gut überlegen, mit welchem Charakter man das Verlies erkundet. Hinzu kommen Lebenspunkte, die man bei einer falschen Entscheidung rasch verlieren kann. Sterben können die Charaktere zwar nicht, aber jeder verlorene Lebenspunkt hat eine negative Auswirkung auf die Punktezahl, die am Ende ausgewertet wird.

Der Reihe nach entscheidet man, was der eigene Charakter tun soll. Die Umgebung wird Stück für Stück durch Raumkarten erkundet. Man kann sich jederzeit frei bewegen, außer es handelt sich um eine verschlossene Tür. Die Karten stellen jeweils einen Raum dar und sind mit mehreren Nummern versehen. Als Aktion kann man eine dieser Nummern erkunden und erfährt im Abenteuerbuch, welche Entdeckung man gemacht hat. Mal findet man neue Gegenstände, mal verliert man Lebenspunkte oder man erfährt mehr über die Hintergrundgeschichte. Hat man die passenden Gegenstände beisammen, kann man sie miteinander kombinieren oder man verwendet sie innerhalb der Kartenabschnitte, indem man zum Beispiel mit einem Schlüssel eine Tür öffnet.

Je nachdem wie man sich entscheidet, nimmt die Handlung einen anderen Verlauf und es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Geschichte endet. Da überlegt man sich zwei Mal, welchen Schritt man als Nächstes wagt und man kann richtig mitfiebern. Allerdings ist die Handlung insgesamt eher einfach gestrickt und wirkt stellenweise etwas zu konstruiert. Hierzu gehört ein Bösewicht, der in einem epischen Monolog all seine Pläne darlegt und die Gruppe daraufhin lediglich bewusstlos werden lässt. Oder ein etwas zu deutlicher Hinweis, das bestimmte Gitterstäbe sich nur mit Drachenfeuer entfernen lassen – warum auch immer.

Das Spiel birgt noch eine Besonderheit: Man kann sich die Geschichte über eine App komplett vorlesen lassen! Der Sprecher geht hierbei sehr enthusiastisch ans Werk – da macht das Zuhören richtig Spaß! Man kann sogar die Gegenstandskombinationen eingeben und sich die Auswirkungen bequem vorlesen lassen. „Das Verlies“ lässt sich problemlos ohne App spielen, aber eigentlich sollte man nicht auf sie verzichten, weil sie ein erheblicher Mehrwert ist! Wer das Spiel mit in den Urlaub nimmt, sollte deshalb sicher gehen, dass er auch Netz hat oder die App am besten schon vorher im W-LAN herunterladen. Danach funktioniert sie auch ohne Internetzugang.



Rätsel gibt es auch, diese sind aber einfach gehalten und erinnern mehr an ein „Point & Click Adventure“ als an „Exit-Games.“ Dies ist zu einem der Altersempfehlung ab 12 zuzuschreiben, zum anderen liegt der Schwerpunkt auf der Handlung und den Auswirkungen, der von den Spielern getroffene Entscheidungen. Wenn man das so liest, könnte man meinen, dass es sich lohnt, das Spiel mehrmals zu erkunden und gezielt stark voneinander abweichende Entscheidungen zu treffen. Hierfür sind die offen stehenden Wege jedoch nicht unterschiedlich genug. Ein zweiter Durchgang lohnt sich also nicht. Man kann aber problemlos anderen mit diesem Spiel noch eine Freude machen, da am Spielmaterial nichts zerstört werden muss und auch die Qualität des Spielmaterials es zulässt.

Für jeden Charakter gibt es eine eigene Holzfigur. Sowohl Spielkarten, als auch die Raumpläne sind liebevoll illustriert. Da macht die Erkundung der Räume gleich doppelt Spaß und wenn man mal nicht weiter weiß, schaut man sich einfach noch einmal die schönen Karten an und hat dann vielleicht doch eine Idee.

Die erwartete Spieldauer teilt sich laut Packungsbeschreibung in 3 x 90 Minuten auf, fällt tendenziell aber eher kürzer auch, dennoch lassen sich damit gut ein oder zwei Abende verbringen.

Fazit: Für „Das Verlies“ sollte man sich die Zeit fest einplanen. Hat man erst einmal mit dem Spiel begonnen, möchte man nicht mehr damit aufhören. Es macht einfach Spaß, die liebevoll illustrierten Räume zu erkunden, Rätsel zu lösen und wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen. Die Geschichte kann man sich außerdem bequem per App vorlesen lassen.

Aventure Games – Das Verlies
Spiel für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan
Kosmos 2019
EAN: 4002051695088
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 14,99

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