Adventure Games – Das Verlies (II)

Wer kennt das nicht? Eben erfreute man sich noch bester Gesundheit und Freiheit. Und plötzlich wacht man ohne Erinnerungen in einem dunklen und modrigen Verlies auf. Doch wie kommt man hier wieder raus? Der erste Vertreter aus der neuen Reihe „Adventure Games“ aus dem Hause Kosmos widmet sich der altbekannten und vielgeliebten Frage auf gänzlich neue Weise. Oder doch nicht so neu? Wir werden sehen.

von Michael Wilhelm

Der Untertitel „Entdeckt die Story“ und ein Hinweis auf PC-Games auf der Schachtelrückseite geben uns schon mal einen kleinen Tipp, was auf uns zukommen könnte. Tatsächlich merken wir schnell, dass wir uns in einer Kartenspiel-Variante eines „alten“ Point-and-click-Adventures befinden, und obendrein in einem am Spieltisch spielbaren Escape Room.

„Das Verlies“ wird für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren empfohlen, wobei wie bei völlig kooperativen Spielen üblich, gerne auch ein oder zwei jüngere Spieler mitmachen können, wenn die älteren Spieler beim Lesen und Grübeln mithelfen.

Neben vier Charakterkarten und Spielfiguren (zwei Frauen, zwei Männer) und der Anleitung (mit dem Hinweis, sich das Spielmaterial nicht vorher anzusehen) finden wir in der Schachtel ein 64 Seiten dickes Abenteuerbuch, 18 großformatige Raumkarten, 83 Abenteuerkarten, sowie 3 Aufgabenkarten und 5 Ende-Karten. Alle diese Karten sollen bis auf die erste Raumkarte verdeckt bereitgelegt werden. Spoiler-Alarm!

Zu Beginn erhält jeder Spieler eine Charakterkarte, und die 12 Gesundheitskarten werden auf die Spieler verteilt. Dann setzt man die Spielfigur auf die erste Raumkarte, nämlich das Verlies. Dann sollte man sich, wie aus „Monkey Island“, „Space Quest“ oder „Baphomets Fluch“ bekannt, erstmal ordentlich umschauen. Aha, ein Fantasy-Setting oder zumindest ein historisches Setting ...

Auf der ersten Raumkarte sehen wir also unser Verlies. Stellen von besonderem Interesse sind mit dreistelligen Zahlen markiert. Wir sehen ein Bett (601), darauf eine Kiste (701), ein Gitterfenster (801), einen losen Mauerziegel (501), ein Abflussgitter im Boden (401) und, eigentlich am wichtigsten, wir wollen schließlich raus, eine Tür (101). Weniger vertrauenerweckend sind ein Skelett (301) neben der Tür und Kratzer auf der Tür (201). Wollen wir eine Stelle untersuchen, lesen wir im Abenteuerbuch den zugehörigen Eintrag. Manchmal werden wir mit einem Gegenstand belohnt, dann erhält man eine Abenteuerkarte mit zweistelliger Nummer. Wenn man Pech hat, wird man von einem Tier gebissen oder verletzt sich und muss eine Gesundheitskarte verbrauchen oder später sogar ganz abgeben.

Haben wir Gegenstände in Form von Abenteuerkarten ergattert, können wir anfangen, Gegenstände mit Orten auf den Raumkarten zu kombinieren, dann wird unter einem fünfstelligen Code im Abenteuerbuch nachgeschaut. Oder zwei Gegenstände können kombiniert werden. Das ergibt einen vierstelligen Code. Dabei kann es sein, dass wir neue Gegenstände bekommen, sich Türen öffnen oder wir Hinweise für Rätsel bekommen.



Elegant gelöst ist, dass benachbarte Orte auf einer Raumkarte im Abenteuerbuch weit auseinander liegende Einträge haben, sodass wenig Gefahr besteht, gleich zu erfahren, was uns als nächstes blüht.

Aus dem Verlies rauszukommen, ist die erste Herausforderung, aber bei Weitem nicht die letzte, immerhin gibt es 18 Raumkarten zu erkunden. Und eigentlich wollen wir ja auch herausfinden, wie es uns in das Verlies verschlagen hat und wem wir das zu verdanken haben.

Die Geschichte ist auf drei Kapitel mit jeweils etwa 90 Minuten Spielzeit angelegt. Aber auch dann ist man noch nicht fertig. Bei einem Durchgang wird man sicher nicht alle Orte auf den Raumkarten erkundet und nicht alle Abenteuerkarten erhalten haben. Außerdem gibt es eine Abschlusswertung, sodass man motiviert wird, in einem zweiten oder dritten Durchgang besser abzuschneiden, indem man Gesundheit kostende Fallen vermeidet und Bonuspunkte (durch bestimmte Abenteuerkarten) sammelt. Selbst bei nur einmaligem Durchspielen hat man trotzdem noch mehr vom Spiel als bei den ebenfalls aus dem Hause Kosmos stammenden und in der gleichen Schachtelgröße erhältlichen „Exit“-Spielen, die ja definitiv nur einmal gespielt werden können, inzwischen aber über ein Dutzend verschiedene Ausgaben haben.

Fazit: „Das Verlies“ ist ein echtes Kleinod. Ein interessantes Spielkonzept, hochwertiges Material mit wunderschönen Illustrationen und mehrstündiger Knobelspaß, der zu einer spannenden Geschichte führt: Was will man mehr? Wir sind auf jeden Fall schwer gespannt, wie es mit der Reihe „Adventure Games“ weitergeht. Mit „Monochrome AG“ und „Die Vulkaninsel“ liegen schon die nächsten Abenteuer vor, empfohlen ab 16 respektive 12 Jahren.

Aventure Games – Das Verlies
Spiel für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan
Kosmos 2019
EAN: 4002051695088
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 14,99

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