111 Gründe, Rollenspiel zu lieben

„Eine Hommage an Würfel, Schwert und Raumanzug“, so der Untertitel des Werkes von Andreas Michels. Was hat es damit auf sich und lohnt sich die Lektüre auch für Eingeweihte?

von André Frenzer

Der Verlag Schwarzkopf&Schwarzkopf verlegt eine ganze Reihe mit Büchern, deren Titel auf den „111 Gründen“ basiert. Mithilfe dieser – oft amüsant dargebrachten – Texte soll Uneingeweihten die Faszination eines bestimmten Themas nähergebracht werden. So finden sich bei den Autoren oft Menschen, die in den jeweiligen Themengebieten recht versiert sind. So gibt es nicht nur „111 Gründe, Rollenspiel zu lieben“, sondern eben auch Bücher die sich dem Segeln, dem Waldspaziergang, Musikrichtungen oder bestimmten Städten widmen.

Mit „111 Gründen, Rollenspiel zu lieben“ stellt Autor Andreas Michels nun also das Rollenspiel dem neugierigen Leser vor. Ein wenig irreführend betitelt, aber inhaltlich-thematisch vielleicht auch naheliegend, beschreibt Michels dabei nicht nur das „Pen and Paper“-Rollenspiel, sondern streift auch Themengebiete wie LARP, Computerrollenspiele oder Table-Top-Spiele. Jedem Hobby sind dabei umfangreiche Kapitel mit mehreren guten „Gründen“ gewidmet, das Hobby zu lieben. Die „Gründe“ wiederum sind allerdings eher Kapitelüberschriften, um die verschiedenen Themen vorzustellen. In späteren Kapiteln verschwimmen dann die Grenzen zwischen den Hobbys zusehends, wenn Michels beginnt, die Vorzüge bestimmter Charakterklassen sowohl im LARP als auch im Computerspiel hervorzuheben oder die Bastelfähigkeiten der Spieler sowohl auf LARP als auch das Table-Top-Hobby bezieht.

Tatsächlich wird Michels den vielen Themen trotz der relativen Kürze der einzelnen Kapitel dabei sogar gerecht. Sicherlich könnte man zu jedem liebgewonnen Freizeitvertreib noch deutlich mehr niederschreiben, doch liefert Michels einen absolut ausreichenden Überblick über die jeweiligen Themen. So finden sowohl neugierige Außenstehende ebenso interessante Informationen, wie auch der versierte „Nerd“, der vielleicht einmal über den Tellerrand des eigenen Hobbys schauen möchte. Von der Geschichte des Rollenspiels über Beispiele aktueller Spiele und Verlage sowie bestimmte Computerspiele bis hin zu Basteltechniken im Table-Top-Bereich – die Informationsfülle ist recht beeindruckend. Und man merkt dem Autor tatsächlich zumeist das Herzblut an, mit dem er über seine Themen schreibt – immerhin betreibt Michels viele der hier vorgestellten Hobbys selbst.

Einziger Wermutstropfen bleibt damit der oft gewollt komisch-ironische Schreibstil. So wird bei kaum einem Kapitel darauf verzichtet, mit einer bewussten Pointe zu schließen, die den vorgestellten Text in ein humoristisches Licht rücken soll. Während der Klappentext das „Spiel mit gängigen Klischees“ und „Eigenironie“ vollmundig bewirbt, ermüdet mich dieses Stilmittel beim Lesen zusehends. Natürlich kann man sein Hobby nicht nur mit heiligem Ernst betrachten; dennoch hätte ich mir gewünscht, Michels hätte auf die eine oder andere Pointe auf Kosten des Hobbys verzichtet.

Fazit: „111 Gründe, Rollenspiel zu lieben“ ist eine unterhaltsame Lektüre für Neulinge wie Profis, die sich einen Überblick über das breite Gebiet der „Rollenspiel“-Hobbys verschaffen möchten. Die Kürze der einzelnen 111 Kapitel sorgt dafür, dass sich das Buch angenehm dosiert genießen lässt.

111 Gründe, Rollenspiel zu lieben

Sachbuch
Andreas Michels
Schwarzkopf&Schwarzkopf 2017
ISBN: 978-3862656745
288 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,99

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