Winterwelt

Nach rund zwanzig Jahren gibt es ein Wiedersehen mit einem besonderen Comic-Highlight der 1980er Jahre: „Winterwelt“ von Texter Chuck Dixon, mit Zeichnungen des Argentiniers Jorge Zaffino. Zusammen mit der Fortsetzung „Wintersee“ präsentiert diese künstlerische Arbeit der beiden Comic-Macher Endzeit-Szenarien, Postapokalypse-Geschichten in einem aufregenden Universum, in einer zukünftigen Welt aus Eis und Schnee. Bei Cross Cult erfährt das Werk eine Wiederveröffentlichung, mit zusätzlichem Bonusmaterial.

von Simon Ofenloch

 

 

Die 1980er Jahre sahen den Erfolg der „Mad Max“-Filmreihe, die ihren Anfang bereits 1979 nahm, über einen zweiten Teil 1981 an Profil gewann und dann zum überdrehten Spektakel „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“ von 1985 auswuchs. Der Publikumszuspruch zu den wagemutigen Filmen von George Miller, die Mel Gibson zum Durchbruch als Kino-Star verhalfen, begünstigte die Wiederkehr ähnlicher Produktionen in den 1990er Jahren, wie „Tank Girl“, „Waterworld“ oder „Postman“. Auch in den 1970er Jahren hatte es schon einige ähnliche Endzeitfilme gegeben, 1975 zum Beispiel „Der Junge mit dem Hund“ von Regisseur L.Q. Jones, mit einem jungen Don Johnson in der Hauptrolle. Denselben Eindruck wie wenige Jahre später „Mad Max“ konnte dieser Film allerdings nicht machen.

Dem heiß-trockenen Wüsten-Schauplatz, in dem Mad Max zu tun hat, eine vereiste Welt unter Schnee zur Seite zu stellen, mag in den 1980er Jahren eine gute Idee gewesen sein. Diese Lücke schlossen die beiden Comic-Künstler Chuck Dixon und Jorge Zaffino mit ihren „Winterwelt“-Comics.

Diese handeln vom wortkargen Einzelgänger Scully, der mit einem Dachs durch die eisigen Landschaften zieht und mehr und mehr erkennen muss, dass ihm menschliche Gesellschaft letztlich doch wichtiger ist als er sich seit längerem ein- und zugesteht. Großen Anteil an dieser Erkenntnis hat das Mädchen Wynn, das Scully retten und beschützen möchte. Doch dazu muss er zunächst einen Pakt mit dem Teufel eingehen.

Mit einer gut aufgebauten, organisch entwickelten Story, die ihre verdiente Fortführung im Sequel „Wintersee“ erfährt, hat der US-amerikanische Comictexter Chuck Dixon die Grundlage für grandiose originelle Schwarz-Weiß-Bilder des  argentinisch-stämmigen Zeichners Jorge Zaffino geschaffen, Tuschearbeiten, die sich durch eine besondere Lebendigkeit auszeichnen und heute genauso gültig erscheinen wie in den 1980ern. Eine geradezu zeitlose Leistung. 

Der Comic-Klassiker wird von Cross Cult in üblicher hoher Qualität herausgegeben, auf robustem Papier in einem stabilen festen Einband. Eine tolle Sache ist es, „Winterwelt“ mit „Wintersee“ zu bündeln und dann das Ganze noch um weiteres interessantes Bonusmaterial zu ergänzen: ein damaliges Vorwort von Chuck Dixon, Pin-Up-Bilder in einer Galerie und ein informatives Porträt über Autor und Ideengeber Dixon, das auch Jorge Zaffino streift.

Am Schluss steht ein Werbehinweis zur kommenden Serie, die das „Winterwelt“-Universum fortan weiter ausloten soll. Die Veröffentlichung der Originale aus den 1980er Jahren wird somit zum Auftakt einer neuen fortlaufenden Comic-Reihe mit einigem Potential.

Fazit: Mit „Winterwelt“ kehrt ein Comic-Klassiker zurück. Mit einem fesselnden, düsteren Szenario und ausdrucksstarken Tuschezeichnungen, wie damals ganz ohne Kolorierung. Toll ausgestattet und ansprechend verpackt. Gleichzeitig als Vorbote einer neuen gleichnamigen Comic-Reihe, welche die ursprünglichen Abenteuer fortschreiben wird.

Winterwelt
Comic
Chuck Dixon, Jorge Zaffino
Cross Cult 2015
ISBN: 978-3-86425-590-8
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 18,00

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