von André Frenzer

Zunächst einmal wird die mehrteilige Geschichte um Trag Hochberg, den untoten Taurenkrieger, zu einem Ende gebracht. Am Ende seiner langen Pilgerreise gen Norden steht sein Aufeinandertreffen mit dem Lichkönig. Hier muss sich nun zeigen, wie stark seine auf magische Art erlange Untotenschaft wirklich ist und ob er sich dem Einfluss des Lichkönigs widersetzen kann. Das Finale rund um Trag gestaltet sich sowohl pathetisch wie auch recht phlegmatisch und ist damit einer der schwächeren Teile der insgesamt vier Teile umfassenden Geschichte. Wieder einmal siegt Freundschaft über Pflichtbewusstsein und Gehorsam und ein weiteres Mal wartet ein „absolut unvorhergesehenes Ende“ auf uns. Ehrlicherweise bin ich froh, dass die – wirklich stark gestartete – Geschichte um Trag Hochberg nun vorläufig zu Ende gegangen ist.

Deutlich besser gefallen hat mir „Blutsegelbukanier“ aus der Feder von Dan Jolley. Drei junge Burschen geraten unversehens in die Fänge der finsteren Blutsegelbukaniere, einer Piratenbande. An Bord des Schiffes erfahren sie eine gnadenlose Ausbildung, lernen zu kämpfen und zu töten und werden schließlich zu hartgesottenen Männern. Konfrontiert mit ihrer Vergangenheit müssen die Drei eine folgenschwere Entscheidung treffen … Jolley gelingt nicht nur eine gute Charakterzeichnung der drei Protagonisten, nein, er erzählt auch auf schwungvolle Art und Weise eine mit der richtigen Prise Humor gewürzte Geschichte, die zu fesseln weiß. Weiter geht es mit „Blut ist dicker“, die von dem Jahrmarkt Silas Dunkelmonds handelt. Als eine der Schaustellerinnen mit einem örtlichen Adeligen aneinandergerät, der auch noch am nächsten Morgen tot aufgefunden wird, scheint die Sache für die Obrigkeit klar. Doch während die junge Kerri im Kerker auf den Galgen wartet, nimmt die Jahrmarktstruppe die Ermittlungen auf. Viele interessante Charaktere und eine Handlung abseits der großen Konflikte der „Warcraft“-Welt trösten über die recht dünne Kriminalhandlung hinweg und wissen zu gefallen.

Die vierte Geschichte, „Kriegerin durch und durch“ ist der Beginn einer neuen Fortsetzungsreihe und erzählt die Geschichte von Draka, der Mutter von Thrall – der ja später Anführer der Orks werden wird. Drakas angeborene Schwäche macht sie zur Schande ihrer Familie und sie macht sich auf den Weg, um Stärke und ihren Platz im Clan zu erkämpfen. Ehrlicherweise erahnt man bereits am Ende dieses ersten Kapitels, wie die Geschichte nachher ausgehen wird und auch die Tatsache, dass man sich um die Protagonistin Draka nicht sorgen muss – immerhin wird sie später noch Thrall zur Mutter – nimmt einige Spannung aus der Geschichte. Abgerundet wird dieser vierte Band mit einer Vorstellung der Autoren und Zeichner und einigen interessanten Hintergrundinformationen über die Entstehung von Comics und den Hintergrund einiger „Warcraft“-Geschichten. Gerade diese Einblicke fand ich sehr interessant. Abgeschlossen wird der Band wiederum mit einigen großformatigen Bildern, die Szenen aus den verschiedenen Geschichten wiedergeben

Handwerklich kann ich dem vierten Teil der Reihe abermals ein gutes Zeugnis geben. Die „Legends“-Reihe bleibt sich nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch treu, was Zeichnungen in verschiedenen Stilen aber auf sehr ordentlichem Niveau bedeutet. Der 192 Seiten starke Band erscheint komplett in Schwarz-Weiß, das Cover ist robust. Der Erstauflage liegt außerdem eine „exklusive Sammelkarte“ als kleines Gimmick bei.

Fazit: Ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Sicher, die Tatsache, dass im vierten Band Fragmente von gleich zwei Fortsetzungsgeschichten enthalten sind, machen ihn eher für Sammler interessant. Die beiden anderen Geschichten gehören aber zu den Besten der bisherigen Reihe. Für Fans damit absolut empfehlenswert, Gelegenheitskäufer müssen sich fragen, ob ihnen zwei gute Geschichten genügen.

Warcraft – Legends: Band 4
Comic
Richard A. Knaak, Dan Jolley, u. a.
Cross Cult 2017
ISBN: 9783959814850
192 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 10,00

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