von André Frenzer

Der Cross-Cult-Verlag erweist sich als emsig. Neben seinen zahlreichen (Franchise-)Romanen vertreibt der Verlag unter dem Sublabel „Manga Cult“ deutsche Übersetzungen eben jener japanischen Comics, die hierzulande längst zum Importschlager geworden sind. Mit „Warcraft – Legends“ ist auch gleich ein publikumswirksames Zugpferd im Portfolio, ist das zugehörige MMORPG doch wohl eines der erfolgreichsten der Welt.

Ebenso wie im ersten Band sind vier Geschichten zwischen den Buchdeckeln versammelt. Zunächst gibt es in „Furcht“ ein Wiedersehen mit dem untoten Taurenkrieger Trag Hochberg, der bereits einen Auftritt im ersten Band der „Legends“-Reihe feiern durfte. In der Fortsetzung seiner Geschichte trifft er auf niemand Geringeren als Thrall, den Befreier der Orks. Leider ergeht sich die Geschichte in einer umfassenden Rückblende der Geschichte des Orkenführers, was nicht nur Kenner der Materie langweilen dürfte, sondern auch die Handlung um Trag Hochberg kaum voranbringt. Besser schlägt sich da die Geschichte „Krieger: Entzweit“. Ein junges Menschenmädchen wird von den Wildhammer-Zwergen großgezogen. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit trifft sie auf Loania, ihre Zwillingsschwester, die bei den Hochelfen lebt. Ihre Adoptiveltern müssen ihnen von ihrer Vergangenheit erzählen, was in einer Reise in das verfluchte Dunkelhain mündet. Hier lauern weitaus schrecklichere Gefahren, als die Mädchen sich vorzustellen vermochten.

Wie auch im ersten „Legends“-Band ist die dritte Geschichte mit einer großen Prise Humor gewürzt. Die junge Tauren-Schamanin Kova Breithorn wird von ihrer Stammesältesten auf eine einsame Mission geschickt. Unterwegs trifft sie den Gnomkrieger Miles Kernkrümmer, der mit ihr gemeinsam die weiteren Abenteuer bestreitet. Während die Geschichte einige sehr gute Ideen vorweisen kann – nicht zuletzt „König Mosh“ höchstselbst – überstrapaziert sie zusehends das Bild des „ungleichen Paares“, welches Tolkien höchstselbst bereits mit Legolas und Gimli in der Fantasy-Literatur eingepflanzt hat. Trotz einiger deftiger Sprüche vermag in dieser Konstellation der Funkte kaum überzuspringen. Zuletzt begleiten wir den Ork Jaruk Blutfeuer, einen der letzten Schamanen nach dem Dämonenpakt durch die Geschichte „Familienwerte“. Da er sich nicht an den Massakern an den Draenei beteiligen will, wird er von seinem eigenen Bruder erbarmungslos gejagt. Auch hier wird kaum ein Rad neu erfunden, aber immerhin lernt man einige Aspekte der „Warcraft“-Welt neu kennen, die sonst wenig Beachtung finden.

Wie auch schon im ersten Band gibt es wenig zu lachen, wenn man den Protagonisten in die „Warcraft“-Welt folgt. Die Comic-Reliefs Kova und Miles einmal ausgenommen, gibt es wenig Sieger und keine strahlenden Helden, auf die man treffen kann. Das wirkt schon fast ein wenig bemüht, um die Dramatik des Settings auch ja nicht zu verfehlen.

Gleich dem ersten Band ist der Zeichenstil der einzelnen Geschichten sehr unterschiedlich. Die Geschichten bewegen sich aber – wie schon im ersten Band – auf einem sehr ordentlichen Niveau. Abgeschlossen wird der Band wiederum mit einigen großformatigen Bildern, die Szenen aus den verschiedenen Geschichten wiedergeben. Der 192 Seiten starke Band erscheint komplett in Schwarz-Weiß, das Cover ist robust. Der Erstauflage liegt außerdem eine „exklusive Sammelkarte“ als kleines Gimmick bei.

Fazit: Wie auch schon im ersten Band dürften Fans von „Warcraft“ auf ihre Kosten kommen, auch wenn ihnen die Wiederholung von Thralls Geschichte redundant erscheinen mag. Der Mangel an echten Innovationen, der sich durch die Reihe fortzusetzen scheint, und das damit einhergehende Gefühl, diese Geschichten so oder schon einmal anders gelesen zu haben, verhindern eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Warcraft – Legends: Band 2
Comic
Richard A. Knaak, Dan Jolley, u. a.
Cross Cult 2017
ISBN: 9783959814775
192 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 10,00

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