Waisen 2: Das erste Blut

Bevor sie Elitesoldaten wurden, mussten die Waisen durch einen harten Drill. Dieser ist neben dem erneuten Aufeinandertreffen mit den Aliens zentraler Inhalt des furiosen zweiten Teils des Comics über die „Waisen“.

von Lars Jeske

Unter den Waisen hat es vor allem Ringo mit seinem Temperament und seinem Ungehorsam schwer, sich in den militärischen Drill einzuordnen und Anweisungen zu folgen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sowohl Colonel Nakamura, als auch Professorin Juric nichts gegen das vorzeige Ableben des Jungen haben. Erst durch eine List von Jonas, a.k.a. ‚Boyscout‘, dem designierten Anführer der Gruppe, gelingt es, Ringo etwas fügsamer zu machen, ohne ihn zu brechen. Denn er erkennt das Potenzial des Hitzkopfes bereits in deren gemeinsamer Kindheit sehr gut. Das untermauert sowohl seinen Stellenwert bei den anderen, als auch den Wert Ringos.

Der ‚Pistolero‘ bleibt dann auch Dreh- und Angelpunkt dieses Bandes. Auf einer der Missionen als Erwachsener wird sein Raumschiff abgeschossen und er muss gegen jede Chance auf einem unwirtlichen Planeten überleben bis Hilfe naht. Vielleicht. Selbstverständlich hat er das Glück auch dort auf einen der Feinde zu treffen und sich einem Duell auf Leben und Tod zu stellen. Ergebnis offen …

Der andere Charakter, der näher beleuchtet wird, ist ‚Rotznase‘ Sam. Das kleine, unschuldige Mädchen kann auch ganz anders, wenn es gefordert wird. Dieses wird auch erneut im Finale des Doppelbandes deutlich, wenn es eine große Schlacht mit den Aliens gibt.

Nahtlos geht es mit der Geschichte um die „Waisen“ weiter. Nach der Einführung der Charaktere im ersten Doppelband, geht es nunmehr um die Weiterentwicklung dieser auf den zweiten gut 200 kolorierten Comic-Seiten. In den beiden bekannten Zeitebenen werden entscheidende Momente der Kinder gezeigt, die die Gruppe zusammenschweißen und etwas über ihre Charaktere und deren Gefüge untereinander erzählen. Hinzu kommt die Interaktion mit den anderen Gruppen der Kindersoldaten. Ebenso gibt es durch die Szene zwischen der Professorin und dem Colonel mehr Hintergrundinformationen, was es mit dem Drill der Kinder zu einer Elitegruppe und dem gesamten Camp überhaupt auf sich hat.

Bei den aktuelleren Szenen sind aus den unbedarften Kindern namens Jonas, Juno, Sam und Ringo dann etwa der Eremit, Pistolero oder Rotznase geworden. Sie findet man nunmehr ausschließlich in Kampfhandlungen wieder. Denn diese sind es, wofür die Kinder von einst auserwählt wurden. Der mächtige Feind, der nunmehr als „Spektren“ bekannt ist, wird in dem ein- oder anderen Scharmützel bekämpft und die Überlebenden der Menschheit finden immer mehr Informationen über ihren bisher überlegensten Feind heraus.

Am Ende gibt es wiederum als Bonus einen kurzen Anhang mit Skizzen und Entwürfen, die die Grundlage zu der Comic-Reihe bilden. Nehmst ein paar Worten der Schöpfer, um auf einzelne, für sie wichtige Aspekte gesondert einzugehen. Heuer sind es die Figuren sowie die Technologie.

Anmerkung: Im hinteren Teil dieses Bandes gibt es fast wie wahllos eingefügte Gedankenfetzen, die völlig losgelöst zur übrigen Geschichte wirken. Sie stehen für sich und sind in sich geschlossen, wirken aber wie Fremdkörper, deren Timing nicht schlüssig ist. – Dem nächsten Band „Der Mann mit dem Gewehr“ liegt dann die Erklärung bei. Es handelt sich um einen Druckfehler bzgl. der Reihenfolge, die dann umfassend geradegerückt wird. Nicht der schlechteste Grund sich gleich noch einmal diesen Band oder sogar die ganze Reihe vorzunehmen, da sie auch beim erneuten Lesen überaus glanzvoll ist.


Fazit: Schnörkellos geht es in „Das erste Blut“ weiter. Während man in Szenen über die Vergangenheit der Jugendlichen quasi gemächlich informiert wird, ziehen Tempo und Action in der jetzigen Zeit an, während das Adrenalin selbst beim Lesen durch den Körper schießt. Das hohe Niveau von Story und Umsetzung in den Zeichnungen wird gehalten und mit den kleinen Streitereien am Ende des Bandes sogleich ein Ausblick in eine nicht so rosige Zukunft und Fortsetzung der Geschichte gezeigt. Die Idee der zwei Zweitlinien ist weiterhin spannend, da man den Protagonisten in der einen Zeitlinie immer voraus ist, während man (noch) nicht genau weiß, warum sich einige Dinge so entwickelt haben. Grandiose Idee, nicht nur um den Leser dauerhaft zu binden.

Waisen 2: Das erste Blut
Comic
Roberto Recchioni, Gigi Cavenago, Massimo Dall’Oglio, u.a.
Cross Cult 2014
ISBN: 978-3-86425-391-1
205 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,80

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