The Walking Dead 17: Fürchte dich nicht

Die Welt wird wieder etwas gefährlicher. Erst recht, wenn man sich mit der örtlichen Schlägertruppe anlegt. Aber die Gruppe um Rick hat noch nie leichtfertig klein beigegeben. Auch dieses Hindernis sollte nur eine andere Art von Herausforderung werden und durchaus im Bereich des Beherrschbaren bleiben.

von Lars Jeske

Mit den Erkenntnissen über die Existenz der Erlöser und dem Deal, diese Bande von der Anhöhe fernzuhalten, kommt Rick zurück nach Alexandria. Dort stellt er in einer Versammlung diesen Handel und dessen Vorteile vor, sodass die nachfolgende Abstimmung quasi nur eine Formalie ist. Dennoch holt er sich nicht nur das Votum dafür ab, sondern will auch sogleich seine Kämpfer rekrutieren, die sich mit ihm dieser Aufgabe stellen. Obwohl Rick sich sicher ist, auch hier zu obsiegen, anderenfalls wäre er dieses Wagnis für sich und seine Leute gar nicht eingegangen, ist er sich bewusst, dass es nicht nur zu Blutvergießen, sondern auch zu Opfern in den eigenen Reihen kommen wird.

Alsbald hat er zusammen mit wichtigen Protagonisten eine erste persönliche Begegnung mit ein paar der Erlöser. Da diese kleine Gruppe nicht allzu viel Gegenwehr bietet, fühlt sich Rick bestätigt, das Richtige getan zu haben und kann nur in Ansätzen verstehen, warum die Anhöhe sich von so ein paar Leuten hat einschüchtern lassen und sich so fürchtet. Allerdings lässt die Revanche nicht lange auf sich warten. Eugene und Abraham werden bei der heimlichen Suche nach einer Munitionswerkstatt beobachtet und überwältigt. Nach der Konfrontation vor den Toren Alexandrias wird augenscheinlich, dass die Erlöser nicht nur skrupellos sind, sondern auch unberechenbar und viel mehr Personen als gedacht.

Um nichts zu riskieren, will Glenn seine schwangere Maggie zur Anhöhe bringen, da dort ein besserer Schutz in nächster Zeit besteht. Allerdings schaffen sie es nicht, vor Einbruch der Nacht dort anzukommen. Ohne die Führung von Jesus, der den Weg besser gekannt hätte als sie, ist die Gruppe gezwungen, im Freien zu campieren. Dabei werden sie von einer Übermacht gestellt, und es folgt der erste persönliche Auftritt von Negan mit Lucille. Einer, der so denkwürdig ist, dass dieser alle bisherigen Pläne in Frage stellt. Schnell erkennt Rick, dass er sich verzockt hat und Negan der Gewinner ist. In Alexandria gesteht er seine Niederlage ein und dass auch sie von nun an tributpflichtig sind. – Ist Rick wirklich geschlagen oder hat er noch ein Ass im Ärmel?

Erneut kann man sich ob er Übertragung des Titels „Something to Fear“ an den Kopf fassen, aber es ist der Inhalt, der zählt. Wenngleich wie immer in einfachen Schwarz-Weiß-Illustrationen gezeichnet, strotzt „Fürchte dich nicht“ nur so von extremer Gewaltdarstellung, und einmal mehr wird deutlich, warum die Comic-Reihe erst ab16 Jahren zumutbar ist. Diese Neuauflage nach 7 Jahren als Softcover Sammelband enthält die amerikanischen Einzelhefte 97-102 und endet zum Abschluss von Heft 100 mit einem richtigen Knalleffekt der Autoren Kirkman und Adlard.

Inhaltlich hat sich natürlich nichts verändert, aber durch die spätere Verfilmung als TV-Serie kann man Cross Cult mehr als dankbar sein, diese Comics noch einmal in dieser monetär günstigeren Version zu veröffentlichen. Da ein guter Teil der Leser zuerst die Verfilmung sah und dann erst auf den Comic aufmerksam wurde, bietet sich hier eine tolle Gelegenheit, noch mehr in das „Walking Dead“-Universum einzutauchen. Die seit Band 15 eingeführte Who-Is-Who-Liste der wichtigen Charaktere hilft zudem, den Überblick zu behalten, welche Personen aktuell Teil der mannigfaltigen Geschichte aus der angewachsenen Welt sind. Es ist ein guter Einstieg und jedes Mal erneut verblüffend, wie nahe die Verfilmung am Original liegt. Die erste Szene mit Negan (dem später auch ein Einzelband gewidmet wurde) hat man in der Tat gleich wieder vor Augen.

Was den Comic selbst anbelangt, arbeitet er neben der expliziten Gewalt und den Aggressionen der verfeindeten Parteien auch mühelos die sonstigen Gefühle und Beziehungen der Charaktere untereinander heraus. Man sieht in den Gesichtern die Emotionen, die mitunter förmlich greifbar sind, einwandfrei abgebildet. Die Kontinuität und der logische Aufbau der Handlung bleiben zudem ungebrochen weitere Pluspunkte der Reihe.

Fazit: „Fürchte dich nicht“ als nunmehr 17. Sammelband ist ein sehr intensives Leseabenteuer und emotional aufwühlend. Durch die neuen Widersacher wird der Comic brutaler und auch verstörender, da es erneut Menschen sind, sie sich gegenseitig weitaus Schlimmeres antun können als die Walker den Lebenden. Dieser Band ist wiederum sehr actionlastig und dabei überaus detailliert, die Handlung wird aber in keiner Weise vernachlässigt. Der erste Einblick in die neue Welt mit vielen Optionen beschleunigt das Tempo auf allen Ebenen.

The Walking Dead 17: Fürchte dich nicht
Comic
Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn
Cross Cult 2019
ISBN: 978-3-95981-363-1
140 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,99

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