The Future is ...

Niemand kann die Zukunft vorhersehen. In dem jüngst bei Carlsen Comics erschienen Comic „The Future is …“ versuchen sich 14 Comic-Künstlerinnen an einer Vision der Zukunft. Das Besondere daran ist, dass sie jeweils nur sechs Seiten haben, um ihre Gedanken zu visualisieren. Ist das nicht zu kurz? Durch die Fülle an Gedankenfetzen entspinnt sich in „The Future is ...“ eine Art Dialog zwischen den einzelnen Geschichten. Was erzählen sie uns?

von Daniel Pabst

„The Future is …“ kann als ein Comic-Experiment bezeichnet werden. In diesem versammelt Lilian Pithan 14 Comics der Künstlerinnen Maren Amini, Whitney Bursch, Bea Davies, Sheree Domingo, Katia Fouquet, Aisha Franz, Melanie Garanin, Peer Jongeling, Kathrin Klingner, Mia Oberländer, Elizabeth Pich, Marijpol, Maki Shimizu und Malwine Strauss. Jede Künstlerin hatte als Vorgabe, eine Geschichte über die Zukunft zu entwerfen, die nach nur sechs Seiten zu einem Ende kommt. Das klingt vielversprechend und nach einer Fülle an Ideen. Was meint ihr?

Das Konzept von „The Future is …“ trumpft erst einmal durch die sehr schöne Gestaltung auf. Zum einen hat man sich für einen handlichen Hardcoverband entschieden. Zum anderen sind die einzelnen Buchstaben auf dem Cover geprägt worden. Die Farbgebung mit dem knalligen Neon-Orange tut ihr Übriges, um „The Future is …“ direkt ins Blickfeld aller Interessierten geraten zu lassen. Das Coverbild ist zudem nicht ohne Grund gewählt worden, sondern stammt – in abgewandelter Farbgebung – aus der ersten Kurzgeschichte von Bea Davies.

Um einen Überblick zu gewinnen, wurden die Geschichten in die folgenden vier Kategorien unterteilt: „Technorama“, „Schöne neue Welt?!“, „Leben lassen“ und „Ich und Du“. Ehrlich gesagt aber hätte es diese Unterteilung nicht benötigt, da die Geschichten für sich sprechen. Nach den Geschichten folgt am Ende des Bandes zu jeder der Künstlerinnen eine kurze Biografie, in der sie auch ihre persönlichen Zukunftswünsche prägnant mitteilen. Wie nur sollen auf den sechs Seiten die Gedanken über die Zukunft eingefangen werden?

Tatsächlich gelingt das nur bedingt. Die Geschichten sind eher als Gedankenanregungen zu betrachten, als dass sie eine Geschichte erzählen. Wie man die jeweiligen Geschichten bewertet, hängt ganz vom eigenen Geschmack ab. Der Zeichenstil und die Art der Erzählung ist sehr unterschiedlich. Als graphisches Highlight des Comics gehört definitiv die Geschichte von Bea Davies, die in der Leseprobe komplett abgedruckt worden ist. Auch die Geschichten von Malwine Stauss, Melanie Garanin und Kathrin Klingner machen künstlerisch einiges her.

Was aber erzählen die Geschichten? Behandelt werden insbesondere die Themen KI, Weltuntergang, Arbeitswelt, Antriebslosigkeit, Kreativität, Artensterben, Klimakrise, Wirtschaftswachstum, Erwachsenwerden, Krieg, Cyborgs, Genmanipulation, Roboter, Apokalypse, Getrenntsein, Isolation, Selbstwahrnehmung, Mental Health und die Liebe. Durch die Kombination in einem Band treten diese miteinander „ins Gespräch“. Dennoch wirkt der Comic als „Teaser“. Gerade wenn sich andere Medien darauf konzentrieren, immer kürzere Aufmerksamkeitsspannen anzusprechen, sollten Comics und Mangas dagegenhalten und nicht auf den Zug des „Swipens“ aufspringen.

       

Leseprobe

Fazit: „The Future is …“ macht durch seine Aufmachung viel her. Auch das Konzept, 14 Künstlerinnen in einem Comic zusammenzubringen ist sehr divers und regt die Gedanken (kurzfristig) an. Leider wurde das Potenzial dahinter nicht vollständig ausgeschöpft. Die sechs Seiten einer jeden Künstlerin sind für einen Titel, der sich Gedanken über die Zukunft machen will, widersprüchlich kurz. Als Antwort auf die Frage nach der Zukunft bietet dieser Comic abschließend vielleicht dennoch die folgende Idee: Die Zukunft ist … abwechslungsreich.     

The Future is ...
Comic
Lilian Pithan u. a.
Carlsen Comics 2024
ISBN: 978-3-551-76018-0
128 S., Hardcover, Deutsch
Preis: 25,00 EUR

bei amazon.de bestellen