Star Wars – The Mandalorian 1: Das ist der Weg

Mandalorianer im Allgemeinen und mandalorianische Kopfgeldjäger im Speziellen gelten als Inbegriff der Coolness, seit Boba Fett seinen ersten Kurzauftritt in „Das Imperium schlägt zurück“ hatte. Mit der Streaming-TV-Serie „The Mandalorian“, die von einem einsamen Krieger handelt, der mit einem „Baby-Yoda“ durch die Galaxis zieht, um ihrer beider Bestimmung zu finden, konnte Disney entsprechend einen Publikumserfolg verbuchen. Der vorliegende Comic erzählt die ersten vier Episoden der ersten Staffel nach.

von Ye Olde Jedi-Master

Über die Serie an sich soll gar nicht viel gesagt werden. Wer „Star Wars“ mag, wird sich davon sehr gut unterhalten fühlen. Die Handlung mag zwar bisweilen ein wenig dahindümpeln (gilt für alle drei bislang erschienen Staffeln), und Rollenspieler mögen sich mitunter an eine lockere Abenteuerkampagne erinnert fühlen – inklusive episodischer Herausforderungen und scheinbar von den Drehbuchautoren ausgewürfelten Random Encounters zwischendurch –, aber die Schauwerte sind toll, das Universum wird auf schöne Weise „am Rand der Republik“ vertieft und der Mando Din Djarin sowie sein kleiner grüner Kumpel Grogu sind einfach Helden, mit denen man gern unterwegs ist, auch wenn der eine nie sein Gesicht zeigt und der andere nicht sprechen kann.

Die erste Staffel hat acht Episoden, von denen die ersten vier im vorliegenden Comic nacherzählt werden. Und damit meine ich wirklich „nacherzählt“! Ich habe jetzt die vier korrespondierenden Episoden nicht erneut komplett geschaut, aber mal die ersten zehn Minuten der ersten Episode verglichen, und sowohl die Bilder als auch die Dialoge stimmen exakt (im Sinne von: wortwörtlich) überein. Hier und da wurde im Comic natürlich gekürzt, sodass man – schön für Leute, die dauernd im Stress sind – die Geschichte hier locker doppelt so schnell aufnehmen kann, wie wenn man die Streaming-TV-Serie schaut. Der Nachteil ist halt leider, dass der Comic nichts Eigenes der Handlung hinzufügt. Das ist insofern schade, weil es doch die Frage des Sinn und Zwecks aufwirft. Grundsätzlich finde ich Adaptionen von Geschichten in verschiedenen Medien sehr interessant, aber irgendwie erwarte ich doch einen Mehrwert, etwa mehr Innensicht bei Roman-Adaptionen von Filmen oder frische Perspektiven beziehungsweise das Einarbeiten von Deleted Scenes bei Comics. Denn so nah, wie sich Bewegtbild und Comic künstlerisch stehen – beides sind ja eindeutig visuelle Medien –, stellt sich bei der Lektüre dieses Comics dann doch die Frage, warum ich nicht einfach nochmal die ersten vier Episoden „The Mandalorian“ bei Disney+ schauen sollte. Sogar preislich käme ich dabei günstiger weg (immerhin kostet der Comic 18 Euro).

Damit mich niemand falsch versteht: Ich mag die Geschichte von Rodney Barnes! Erzählt wird von dem wortkargen Mando-Kopfgeldjäger Din Djarin, der für die Kopfgeldjägergilde unter Greef Karga auf dem Planeten Nevarro arbeitet und eigentlich nach dem Prinzip lebt: Job erledigen, keine Fragen stellen, Geld kassieren. Davon lebt er solide und kann auch noch ein wenig seinen kleinen Mando-Clan unterstützen, der versteckt in der Kanalisation von Nevarro lebt (lecker), seit das Imperium ihre Heimatwelt Mandalore zerstört hat. Dann jedoch erhält Din den Auftrag eines ewiggestrigen Ex-Imperialen, ein Zielobjekt zu finden und an ihn auszuliefern. Das entpuppt sich jedoch als unschuldiges Kind! Und auf einmal erwachen im Mando (der, wie Kenner der TV-Serie wissen, einst selbst ein Waisenkind war) Gefühle, die er so nie gekannt hat – und die ihm eine Menge Feinde einhandeln …

Ich mag auch die Optik von Georges Jeanty (Illustrationen) und Rachelle Rosenberg (Farben) – oder zumindest fühle ich mich damit nicht unwohl. Vor allem die Mandos sind alle sehr gut getroffen, bei Gesichtern und Sturmtruppenhelmen muss man hier und da mit gewissen Deformierungen leben. Der Detailgrad ist nicht üppig, aber gut genug, die Farbstimmung schwankt zwischen goldgelb tagsüber und blaugrau in der Nacht. Grundsätzlich wird eher mit einer gedeckte Farbpalette gearbeitet, intensiv bunt wird es nirgendwo, aber das passt zu dem etwas tristen und vor allem sehr schmutzigen Universum von „The Mandalorian“.

Alle Episoden werden jeweils sehr schön mit ganzseitigen Covermotiven eingeleitet, am Ende steht eine kurze Galerie mit zwei Variant Covers. Nicht großartig, aber fein – wie der ganze Comic an sich. Wäre er nicht eigentlich in der vorliegenden Form überflüssig.

Fazit: „Star Wars – The Mandalorian 1: Das ist der Weg“ ist ein guter Comic: nett gezeichnet, schöne Story, macht durchaus Spaß, ihn zu lesen. Er erzählt nur absolut nichts Neues, wenn man die Streaming-TV-Serie bereits kennt, sondern hält sich eng an die Handlung der vier ersten Episoden der ersten Staffel. Wer also auf ein „Mehr“ hofft, der wird enttäuscht. Womit sich ein wenig die Frage stellt, warum ich 18 Euro ausgeben sollte, um nachzulesen, was ich mir für 9 Euro (im Monat) auch im (natürlich noch besseren) Original anschauen könnte. Insofern nur eine Empfehlung für Superfans und Leute, die möglichst zeitsparend wissen wollen, worum es in „The Mandalorian“ geht.

Star Wars – The Mandalorian 1: Das ist der Weg
Comic
Rodney Barnes, Georges Jeanty u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-741-63346-1
136 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 18,00

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