Star Wars: Die letzten Jedi – Der Jugendroman zum Film

Ende letzten Jahres kam die achte Episode der weltweit erfolgreichen „Star Wars“-Saga in die Kinos, und sie spaltete das Fandom wie kaum ein Film zuvor. Die einen fanden ihn frisch und mutig, die anderen unausgegoren und ärgerlich. (Das ging bis zu inakzeptablen Hass-Attacken gegen einige der Schauspieler von Seiten irgendwelcher Fan-Deppen.) Ich persönlich habe mich vor allem über einige eigenwillige Handlungsmomente gewundert. Gibt der Roman zum Film Antworten auf meine Fragen?

von Ye Olde Jedi-Master

So rein äußerlich ist der Roman wirklich hübsch. Klassisches Taschenbuchformat, Filmplakat als Cover sowie eine Fotostrecke im Inneren. Ich fühle mich sympathisch an die alten Filmromane von Goldmann erinnert, die etwa die gleiche Länge wie dieses 240-seitige Büchlein hatten, aber damals noch echt All-Age waren, also ohne den (impliziten) Zusatz „dünnes Buch und etwas oberflächliche Schreibweise = Jugendroman“. Negativ fällt dagegen gleich der Preis auf: 13,00 Euro für ein so kleines Buch ist einfach zu viel.

Zum Inhalt werde ich Genre-Fans wohl kaum etwas sagen müssen. Wer diese Rezension liest, kennt den Film gewiss. Aber für die paar tapferen Verweigerer, doch ein paar Sätze der Erklärung: Die Handlung setzt kurz nach dem Ende des Vorgängers „Das Erwachen der Macht“ ein. Zwar hat die Erste Ordnung ihre Starkiller-Basis verloren, aber dafür schwärmt sie nun mit aller Macht (und einer bemerkenswerten Kriegsmaschinerie, die sie Gerüchten zufolge zuvor in den Unbekannten Regionen versteckt hielt) in der Galaxis aus. Die Neue Republik, ohnehin nur ein fahler Schatten der einstigen Galaktischen Republik, liegt im Nu am Boden, und auch der Widerstand um General Leia Organa muss fliehen, denn die Häscher des Obersten Anführers Snoke haben den Rebellenstützpunkt ausfindig gemacht. (Hier geht die Handlung los.)

Was folgt ist die vielleicht langweiligste Raumschiffverfolgungsjagd in der Geschichte der bewegten Bilder. Dreißig Sternenzerstörer und Snokes Flaggschiff, ein unfassbarer Megakoloss namens Supremacy (60 km Breite, das sind gute drei Executors hintereinander), verfolgen vier mickrige Rebellenschiffe und können sie nicht einholen. Dennoch sind die Widerständler verzweifelt, denn ihnen geht der Treibstoff aus. Das Ende der Hetzjagd ist nur eine Frage der Zeit. Eine Flucht durch den Hyperraum scheint obendrein nichts zu bringen, weil die Erste Ordnung Schiffe selbst im Hyperraum orten kann. Also versuchen der ehemalige Sturmtruppler Finn und die Technikerin Rose, einen Weg zu finden, diese Hyperraumortung der Supremacy auszuschalten. Ihr Weg führt sie nach Canto Bight, ein Spielerparadies, das einige Gefahren bietet. Fliegerass Poe Dameron legt sich unterdessen mit der unnahbaren Vize-Admiral Holdo darüber an, wie der Widerstand am Besten zu retten sei. Und Machtschülerin Rey hat mit einem renitenten Luke Skywalker auf einer einsamen Insel zu kämpfen. Es wird viel gestritten und wenig erreicht. Und am Ende, nach einer zünftigen Schlacht mit AT-ATs (beziehungsweise ihren Nachfolgern, die ihrer Optik wegen ernsthaft Gorillaläufer heißen), sieht alles echt mies für die Helden aus.

In all diesen Punkten folgt die Romanhandlung der Filmhandlung. Das verwundert kaum, ist ja schließlich ein „Roman zum Film“. Insofern sind solche Werke für mich also vor allem in zwei Punkten interessant. Bieten sie mehr Inhalt? Und: Beantworten sie Fragen, die beim Schauen des Film entstanden sind? Etwa, warum dreißig Sternenzerstörer nicht imstande sind, vier Rebellenschiffe zur Strecke zu bringen. Oder warum Finn bei einer Undercover-Mission ausgerechnet mit seinem Raumschiff verbotenerweise auf einem Badestrand landet. Oder warum sich Luke den größten Teil des Films wie ein mürrischer Egoist verhält, der die Galaxis lieber brennen lässt, als sein Selbstmitleid zu überwinden und für vergangene Fehler einzustehen.


 Filmroman früher und heute. Nein, die beiden liegen nicht zufällig nebeneinander.

Leider kann Autor Michael Kogge dem Leser hier auch nicht weiterhelfen. Die Absurdität der Verfolgungsjagd wird überhaupt nicht thematisiert. Finn wird als Dilettant hingestellt (er kann das Schiff halt nicht fliegen und landet mit Ach und Krach auf der nächstbesten ebenen Fläche). Und Luke bleibt ein gefallener Held, der nach dem kapitalen Fehler, Kylo Ren auf die Galaxis losgelassen zu haben, ins Exil geht, um nicht noch mehr Schaden anzurichten. Damit wird die Figur ebenso entzaubert wie Han Solo im Film zuvor (der Leia nach dem Verlust ihres Sohns allein gelassen hat, um wieder Schmuggler zu werden). Alte Helden enttäuschen auf moralischer Linie, neue auf professioneller – das zieht sich leider bislang durch den ganzen „Reboot“ – pardon: die Fortsetzung – von „Star Wars“, und besonders augenfällig ist es in dieser Episode.

Eine Stärke hat der Roman indes: Er übergeht die hart an der Parodie inszenierten Momente des Films durch seinen nüchtern erzählenden Tonfall völlig. Lukes Lichtschwertwurf, der Bügeldroide, die Hüterinnen der Tempel-Insel, die grüne Milch. Was im Film auf unangenehme Art und Weise mit der Atmosphäre bricht, wird hier entweder kaum beachtet oder erhält sogar emotionales Gewicht. Beispielsweise wenn Luke sein Lichtschwert aus Schmerz und Frust von der Klippe schleudert, statt es mit trockener Miene über die Schulter zu flippen. Schön ist in dem Zusammenhang überhaupt die Klammer des Buchs (also die erste und die letzte Szene), die einen Einblick in Lukes Seelenleben gibt – und wie er letztlich Frieden findet.

Die auf dem Cover angekündigten Bonus-Szenen entsprechen den Deleted Scenes auf der Blu-Ray des Films. Diese Szenen verknüpfen ein wenig das restliche Geschehen, wirklich erhellend sind sie allerdings nicht. Der vermeintliche Piratenangriff auf das Dorf der Jedi-Insel-Hüterinnen ist tatsächlich genauso sinnlos wie er es im Film gewesen wäre (wo er ja zum Glück rausgeschnitten wurde).

Fazit: Der Jugendroman „Star Wars – Die letzten Jedi“ vertieft nur punktuell das Geschehen des Films – was sicher auch am eher flotten und oberflächlich deskriptiven Stil liegt. Grob unlogische Plot-Momente kann auch Autor Michael Kogge nicht retten – oder er gibt ihnen Erklärungen, die das Ganze fast noch schlimmer machen. Die satirisch inszenierten Momente der Filmvorlage übernimmt der Roman erfreulicherweise nicht beziehungsweise nur abgeschwächt, weswegen er atmosphärisch konsistenter wirkt und Kritikern des Films die vielleicht besser verdauliche Version der Geschichte bietet. Aber so ganz versöhnen vermag auch er mich nicht mit dieser „Star Wars“-Episode. Sorry, Ryan Johnson.

Star Wars: Die letzten Jedi – Der Jugendroman zum Film
Film/Serien-Roman
Michael Kogge
Panini Books 2018
ISBN: 978-3-8332-3629-7
240 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 13,00

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