Star Wars Marvel Comics-Kollektion 68: Kopfgeldjäger – Im Fadenkreuz

Vom Jäger zum Gejagten – so lässt sich die Rolle von Kopfgeldjäger Beilert Valance im vorliegenden Comic wohl am Besten beschreiben. Da wollte er nur etwas Gutes tun, indem er das Mädchen Cadeliah – eine Erbin zweier rivalisierender Verbrecherclans – rettete, und nun hängen ihm zig Feinde im Nacken, darunter das unverwüstliche Duo Zuckuss und 4-LOM. Wie wird Valance seinen Kopf wohl aus der Schlinge ziehen?

von Frank Stein

Der 68. Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ ist der zweite Band der „Kopfgeldjäger“-Reihe. In diesem werden die US-Comic-Hefte „Star Wars: Bounty Hunters #6-11“ versammelt, die zwischen Oktober 2020 und April 2021 ursprünglich erschienen sind. Im Original handelt es sich dabei um den Zweiteiler „Target Valance“, den Dreiteiler „The Terminus Gauntlet“ und den One-Shot „The Great Hunt of Malastare“. Hier wurden alle Teile unter dem sehr allgemeinen Titel „Im Fadenkreuz“ zusammengefasst. Das Kreativteam Ethan Sacks (Autor), Paolo Villanelli (Zeichnungen) und Arif Prianto (Farben) ist gleich geblieben – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im August 2021 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Ungeachtet der Tatsache, dass man im Deutschen einen Sechsteiler daraus gemacht hat, bleiben die Geschichten gewissermaßen episodisch. Der erste Zweiteiler erzählt davon, wie Valance mit Cadeliah vor den Kopfgeldjägern fliehen, die die fiese Vukorah vom Unbroken-Clan auf sie angesetzt hat. Vor allem Zuckuss und 4-LOM (die durch einen 2-Minuten-Cameo in „Episode V – Das Imperium schlägt zurück“ berühmt wurden) heften sich unbarmherzig an ihre Fersen und liefern sich mehrere heftige Zusammenstöße mit Valance. Dabei bringt Valance auch alte Freunde, die jetzt zur Rebellion gehören, in Gefahr.

Das führt zur Handlung des Dreiteilers, denn dort muss Valance seine Schulden abbezahlen, indem er Rebellen von einem im freien Raum gestrandeten Evakuierungsschiff rettet – nachdem er sich zuvor mit einem noch sehr jungen Tasu Leech geprügelt hat (bekannt durch seinen 2-Minuten-Cameo in „Episode VII – Das Erwachen der Macht). Und weil er bislang fehlte, taucht dort natürlich Dengar (2 Minuten; „Episode V“) auf, wenn auch zunächst als Gefangener von Piraten. Mehr Raumjäger- und Personengefechte, außerdem macht sich die nächste Person auf den Weg, die auf Rache aus ist. Zwischengeschnitten sind immer wieder Momente aus Valances Vergangenheit als Imperialer, wie man sie im Comic „Han Solo – Kadett des Imperiums“ erleben konnte.

Im One-Shot schließlich schlägt sich Bossk auf Malastare mit Häftlingen rum, die als Opfer einer perversen Jagd auf Intelligenzwesen dienen müssen. Es gibt viele Tote, und Bossk darf zeigen, was für ein harter Knochen er ist, ansonsten gibt die Story aber wenig her. Am Ende sind schließlich alle unterwegs, um Boba Fett auf die Pelle zur rücken, der ja den eingefrorenen Han Solo im Gepäck hat. Das führt uns zum „Krieg der Kopfgeldjäger“, dem Cross-Over-Event aus dem Jahr 2021. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Die „Kopfgeldjäger“-Reihe verkommt im zweiten Sammelband ein wenig zur Nummernrevue. Valance gegen Zuckuss und 4-LOM, Valance gegen Tasu Leech, Valance gegen Dengar und dann noch ein Auftritt von Bossk. Dabei heißt es vor allem: Kampf, Kampf, Kampf. Beilert Valance ist echt der Bruce-Willis des „Star Wars“-Universums. Immer am Limit, aber nicht totzukriegen. Egal wie viel er einstecken muss, mit grunzender Entschlossenheit steht er wieder auf für die nächste Runde im Ring. Er hat eben doch auch etwas von dem T-800-Terminator, dem er optisch so ähnelt. Zugleich werden immer wieder Momente seiner Vergangenheit eingestreut, hier vor allem seiner Liebe zu einer Frau seiner Heimatwelt, die in seiner Gegenwart keinen Bestand haben kann. Der Fokus liegt jedoch auf dynamischer und sehr körperlicher Action. Viel Tiefsinn darf man in dieser Reihe nicht erwarten.

Die Optik bleibt wie gehabt. Wie man kämpfende Körper inszeniert, weiß Paolo Villanelli. Dabei wirken seine Panels – ähnlich wie die Handlung – immer wieder etwas zu voll, was nicht zuletzt an den vielen Personen liegt, die sich überall dort tummeln, wo sich Valance herumtreibt, sei es in einer Bar oder einer Rebellenbasis. Es herrscht jedenfalls viel Durcheinander, das durch die grellen Explosionen und das bunte Blasterfeuer von Arif Prianto noch verstärkt wird. Das ist nicht als Kritik zu verstehen. Der Comic bietet schon etwas fürs Auge, vor allem viel Bewegung und Action.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort fasst Vergangenes nochmal zusammen, um den Einstieg in diesen hier zu erleichtern. Begleitet wird der Text passend von einem Cover von „Bounty Hunters #8“. Die Cover-Galerie wurde diesmal irritierenderweise aus Platzgründen auf einer Trennseite zwischen dem Zwei- und Dreiteiler untergebracht, das heißt alle sechs Cover wurden briefmarkengroß auf eine Seite gepresst. Tragisch, einfach nur tragisch.

Fazit: Viel Hektik herrscht in dem Sammelband „Im Fadenkreuz“. Namhafte Kopfgeldjäger geben sich die Klinke in die Hand, während in prall gefüllten, actionreichen Panels eine Kampfsequenz praktisch die nächste jagt. In kurzen Ruhemomenten wird etwas die Vergangenheit von Beilert Valance erhellt, wobei man nicht das Gefühl hat, etwas zu erfahren, das man nicht schon über ihn gewusst hätte – zumindest wenn man den Comic „Jagd auf Vader“ zuvor gelesen hat. Krachende Unterhaltung für Freunde schmutziger Action. Ein Comic wie ein Chuck-Norris-B-Movie aus den 80ern.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 68: Kopfgeldjäger – Im Fadenkreuz
Comic
Ethan Sacks, Paolo Villanelli, Arif Prianto
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3579-3
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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