Star Wars Marvel Comics-Kollektion 67: Operation Starlight

Vor 200 Jahren war die Starlight-Station der Hohen Republik ein Leuchtfeuer der Hoffnung in der Dunkelheit des Outer Rim. Auch für die verstreute Rebellion herrscht nach der Schlacht um Hoth heute Dunkelheit. Doch „Operation Starlight“ soll sie alle wieder zusammenführen. Ganz leicht wird es nicht werden …

von Frank Stein

Der mittlerweile 67. Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ versammelt die US-Comic-Hefte „Star Wars (2020) #7-12“, die zwischen Oktober 2020 und März 2021 erschienen sind und zum einen den Zweiteiler „The Will of Tarkin“ (dt. „Tarkins Wille“) sowie zum anderen den Vierteiler „Operation Starlight“ umfassen. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Charles Soule, die Illustrationen stammen von Ramon Rosanas und Jan Bazaldua. Koloriert wurden beide Comics von Rachelle Rosenberg. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Juni 2021 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Inhaltlich beginnt die Geschichte zunächst überraschend mit einem längeren Rückblick. Wir lernen – dramaturgisch von Soule sicher nicht unklug – die imperiale Kommandantin Ellian Zahra besser kennen, indem wir gewissermaßen an ihrer „Origin Story“ teilhaben dürfen. Wie sie vom berühmt-berüchtigten Großmoff Tarkin entdeckt wurde, wie sie sein Protegé wurde, wie sie in Ungnade fiel und was sie seitdem antreibt. Das mag ein längerer Schlenker von der Haupthandlung weg sein, hat aber durchaus seinen Wert, denn schließlich ist Zahra der Gegenspieler unserer Helden in dieser Serie, nach Königin Trios von Shu-Torun in der letzten übrigens erneut eine starke, böse Frau, mit der speziell Leia zu kämpfen haben wird.

Anschließend folgt die titelgebende „Operation Starlight“, wobei Soule hier einen etwas unerwarteten Schwerpunkt setzt. Das Problem der Rebellion liegt ja darin, dass ihre Codes geknackt wurden – und es besteht die Angst, dass auch weitere einfach geknackt werden. Da hat C-3PO eine interessante Idee, für die sich der Autor offenbar von den „Navajo Code Talkers“ der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg inspirieren ließ: Man braucht nur eine für den Feind völlig unbekannte und fremdartig aufgebaute Sprache, und wenn man darauf seinen Code entwickelt, wird er praktisch undurchdringlich. Eine solche Sprache befindet sich im Speicher eines uralten Droiden. Das Problem: Der steht in einem Museum auf Coruscant, der Hauptwelt des Imperiums. Eine Spezialoperation, an der sich auch Lando Calrissian und Lobot beteiligen – mehr oder weniger freiwillig –, wagt sich in die Höhle des Löwen …

Soule verbringt hier viel Zeit damit, die eigentliche „Operation Starlight“, die sichere Herstellung der Kommunikation zwischen den verstreuten Rebellenzellen, vorzubereiten. Das Verbreiten des Codes wird dagegen so lakonisch erzählt, das man das Gefühl hat, diesen Teil der Mission irgendwie überlesen zu haben. Dabei wäre es durchaus interessant gewesen, zu sehen, welche Probleme die anderen Rebellenzellen vielleicht haben und wer sich noch so da draußen versteckt. Gut gefällt in diesem Zusammenhang dagegen die Rolle von Lando. Der Verräter von Bespin hat sich zwar aus der Not heraus der Rebellion angeschlossen, ist aber nach wie vor bei Weitem kein überzeugter Anhänger der Sache und bleibt eine zwielichtige Gestalt, die vor allem an ihr eigenes Wohl – und das von Kumpel Lobot – denkt. Da ist noch einige Charakterentwicklung drin, bis aus ihm General Calrissian wird, der die Jägerstaffel in der Schlacht von Endor anführt.

Am Ende wird noch einmal still zurückgeblickt. Erneut gönnt sich Soule zwei Schlenker, um die Beziehung der Eltern von Poe Dameron (Shara Bey und Kes Dameron) näher zu beleuchten und um Leias Liebe zu Han Solo etwas mehr Fundament zu verleihen. Das dient der vertieften Charakterisierung der Figuren und ist sicher nicht falsch, lässt den Comicband aber noch weiter inhaltlich zerfasern. Unterm Strich hat man dann fünf bis sechs episodische Ereignisse, von denen ein Großteil nicht so richtig mit der „Operation Starlight“ zu tun hat. Das liest sich alles durchaus unterhaltsam, gar kein Frage, es macht den Band jedoch eindeutig zu einem Teil einer fortlaufenden Handlung. Als Einzelwerk mit einem starken, für sich stehenden Abenteuer funktioniert er kaum. Daher empfiehlt er sich nicht für Leser, die spontan zu einer Lektüre greifen wollen.

Die Optik ist gefällig, unterstützt das Erzählte mit klarem Strich und reißt weder nach oben noch nach unten merklich aus. Aufgefallen ist mir bloß, dass Leia stellenweise eher wie die junge Drew Barrymore aussieht als wie Carrie Fisher – die Wangen etwas zu rundlich, der Mund etwas zu klein. Aber das ist wohl künstlerische Interpretation.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort fasst die Handlung des Vorgängerbands zusammen. Begleitet wird der Text passend von einem Cover von „Star Wars (2020) #9“. Die Cover-Galerie am Ende bietet alle sechs Cover, zusammengequetscht auf einer Seite. Ein Unding! Aber es kommt leider immer wieder vor, um am Schluss Seiten zu sparen.

Fazit: „Operation Starlight“ setzt den Comic-Handlungsbogen zwischen den Filmen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ fort. Die eigentliche „Operation“ kommt zwar irgendwie zu kurz, dafür setzt Autor Charles Soule viele Charakterakzente, um Figuren mit Hintergrund auszustatten und/oder Konfliktpotenzial zu erzeugen. Als Einzelwerk nur bedingt zu empfehlen, denn es fehlt irgendwie ein runder Handlungsbogen, im Rahmen der Reihe „Star Wars (2020)“ aber eine sehr unterhaltsame und noch weiteres Drama versprechende Fortsetzung.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 67: Operation Starlight
Comic
Charles Soule, Rachelle Rosenberg u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3578-6
130 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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