von Frank Stein
Die „Kampftrupp-Startersets“, die seit einer Weile für „Star Wars Legion“ erhältlich sind, verfolgen das Ziel, Spielern in einer Box eine komplette Armee anzubieten, die thematisch aus einem Guss und mit 800 Punkten für Standardspiele geeignet ist. Außerdem soll damit auch der etwas preisgünstigere Einstieg in das Hobby ermöglicht werden, denn die Einheiten in der Box sind gesammelt billiger, als wenn man sie einzeln erwerben würde (was auch möglich ist). Allerdings ist das Starterset nicht einzeln nutzbar. Man braucht (für Regelwerk, Bewegungshilfen, Würfel etc.) auf jeden Fall entweder ein Grundspiel – sinnvollerweise hier in der Klonkriegs-Variante – oder ein Zubehör-Starterset, das alles bis auf die Miniaturen enthält. Wichtig auch: Das Starterset enthält natürlich nur eine Armee für einen Spieler (also bitte nicht von den Spielbeispiel-Fotos unten verwirren lassen). Das Schwesterprodukt zu diesem hier wäre das „Star Wars Legion: 501. Legion – Kampftrupp-Starterset“, in dem Klonkrieger und mehr zu finden sind. Natürlich kann man auch gegen jede andere Armee antreten, Rebellen, Imperiale etc., es wirkt dann bloß nicht ganz so stilecht.
Im vorliegenden Set ist nun also Separatisten zu finden. De facto handelt es sich dabei um 8 „Star Wars“-Einzelsets, die gebündelt wurden: 4 Sets B1-Kampfdroiden, 2 Sets Droidekas, 1 Set MagnaWächter und einen AAT. Dazu kommt als Anführer General Grievous aus der „Star Wars Legion – Clone Wars – Grundbox“. In Summe sind das dann 52 Miniaturen, 9 Einheitenkarten, 10 Kommandokarten, 30 Aufwertungskarten, 1 Marker-Stanztableau und 1 Beiblatt. Neu davon ist nichts bis auf 3 Kampftrupp-Kommandokarten. Für „Star Wars Legion“-Veteranen ist der Kaufanreiz also eher gering – es sei denn, man braucht dringend nochmal einen Schwung Droiden zum guten Preis (zum Vergleich: einzeln schlagen die Sets etwa mit 240 Euro zu Buche, hier bekommt man sie für ungefähr 130 Euro). Für Neulinge wirkt das Ganze durchaus attraktiver.
Die Box ist randvoll gefüllt!
Das große ABER kommt jedoch sogleich. Wenn man nämlich bereits die „Star Wars Legion – Clone Wars – Grundbox“ besitzt, dann ist diese Box nicht geeignet, die eigene Armee aufzustocken, etwa um endlich nicht nur Skirmish-Formate, sondern auch Standardpartien spielen zu können. Es gibt einfach zu viel Doppeltes. In der Grundbox erhält man bereits einen General Grievous, 2 Einheiten B1-Droiden und 1 Set Droidekas. Mehr als eine dritte Einheit B1er, die MagnaWächter und den AAT kann man also eigentlich kaum gebrauchen. Warum hier nicht wenigstens 1 bis 2 Sets B2-Superkampfdroiden statt 4 Sets B1ern beigepackt wurden, ist unverständlich, zumal die B1er blankes Kanonenfutter sind und sich – zumindest für Anfänger – kaum effektiv nutzen lassen. Auch „Star Wars Legion“-Veteranen, die vielleicht bisher eine Rebellenarmee hatten, aber jetzt Lust auf Separatisten bekommen, dürften sich mit der Mischung in dieser Box schwer tun. Denn es gibt einfach bessere Einheiten als B1er, die auch laut Armee-Zusammenstellungen 4x in diesen Kampftrupp integriert werden müssen. (Genau genommen müssen 4 Korps-Einheiten integriert werden, aber unter den erlaubten Korps-Einheiten für die „Separatisten-Eroberer“ werden nur die B1er aufgeführt. B2er sind gar nicht erlaubt.)
Aber gehen wir, mal ganz abgesehen vom Spielwert der Zusammenstellung, nochmal einen Schritt zurück. Die Figuren kommen in Gussrahmen daher und müssen zunächst alle zusammengeklebt und – optimalerweise – bemalt werden. Das Bauen ist eine schreckliche Fitzelarbeit, das Bemalen geht dafür leidlich gut, gerade die B1er sind flott gesprüht und dann mit ein paar Akzenten versehen. Die MagnaWächter und die Droidekas sind freilich etwas anspruchsvoller. Das Beiblatt ist komplett nutzlos. Man wird dort bloß darauf hingewiesen, wo man im Internet Aufbauanleitungen als PDF runterladen kann. Keine fünf einführenden Sätze zur Droidenarmee, keine Strategietipps, wie man die Armee nutzt, keine Sonderregeln für die Armee und – wie gesagt – keine Aufbauanleitungen. Das PDF aus dem Internet ist okay von der Ausführung her, aber nicht ganz anspruchslos, gerade beim Zusammenbau der Droidekas. Hier wären ein bis zwei Extraschritte der Übersichtlichkeit halber wünschenswert gewesen.
Droidekas sind schnell, aber ohne ihre Schilde nicht sehr robust. (Bemalt von Phantasos Studio.)
Die Armee-Zusammenstellung geht recht schnell vonstatten, da doch einiges vorgegeben ist. Grievous, die vier B1er und der AAT sind Pflicht. Damit liegt man schon bei 489 von 800 Punkten. (Auf der „General Grievous“-Einheitenkarten hat sich übrigens ein Druckfehler eingeschlichen. Natürlich soll es unter „Abwehr“ nicht heißen, dass man kritische Treffer in Schilde umwandeln kann, sondern dass man Energiesymbole in Schilde umwandeln kann.) Die verbliebenen 311 Punkte kann man nun noch in MagnaWächter, Droidekas und Aufwertungen investieren. Diese Punkte sind flott weg. Eine Einheit MagnaWächter plus beispielsweise ein Elektropeitschen-MagnaWächter schlagen mit 100 Punkten zu Buche, eine Einheit Droidekas auch. Je B1er-Trupp eine schwerer bewaffnete Miniatur kosten nochmal 76 Punkte. Dann noch eine Extrawaffe für den Panzer und eine Pistole für Grievous und die Punkte sind weg. Man sieht: Man hat eher zu wenig Punkte und muss sich zum Beispiel für MagnaWächter oder Droidekas oder verbesserte B1er-Einheiten entscheiden, um noch ein paar Punkte für optionale Aufwertungen übrig zu haben. Insgesamt sind Einheiten und Aufwertungen im Wert von 1124 Punkten enthalten, also ein guter Überschuss. Damit lässt sich schon was anfangen.
Die Wuchtbrumme der Separatisten-Armee: der AAT. (Bemalt von Phantasos Studio.)
Im Spiel haben sich die Separatisten-Eroberer als gemisches Vergnügen erwiesen. Die B1-Kampfdroiden sind mit ihren weißen Angriffs- und Verteidigungswürfeln echt Kanonenfutter, das man entweder sehr mobil in Deckung halten muss oder einfach wissentlich verheizt, um gegnerische Käfte zu binden, während „die schwereren Geschütze“ tun, was sie tun sollen. General Grievous und seine MagnaWächter (die ihn beschützen können) machen sich derweil perfekt zur Jagd auf starke Einzelfiguren des Gegners, nicht zuletzt, da sie hochagil auch in schwierigem Gelände unterwegs sind.
Ein echter Brocken – nicht nur als Miniatur auf dem Spielfeld – ist dagegen der AAT, der mit 9 Lebenspunkten, Panzerung und rotem Verteidigungswürfel echt was wegstecken kann und zugleicht irrsinnig Schaden austeilt, sofern man ihn nicht im Nahkampf angeht (und das ist schwer, denn er kann sich auch in alle vier Himmelsrichtungen bewegen und kommt dank der großen Base selbst mit einer Bewegungsrate von 1 dabei ziemlich flott voran). Droidekas schließlich können raketenschnell übers Schlachtfeld rollen, allerdings sind sie entweder nur hoch beweglich oder einsatzbereit zum Kampf. Effektiv als Flankierer sind sie damit nur, wenn man sie in zwei Runden zeitlich nah beieinander aktivieren kann. (Die Droidekas verfügen übrigens über Schilde, allerdings wurden die Schildmarker in der Box vergessen. Eindeutig ein Produktionsfehler, wenn auch kein dramatischer. Da muss man sich irgendwie behelfen.)
Wo Lichtschwerter geschwungen werden, sind Droiden nur Statisten. (Bemalt von Phantasos Studio.)
Ein echter Nachteil aller Droiden ist übrigens die „KI“-Eigenschaft, die vorschreibt, welche Aktion die Einheit zuerst durchführen muss, wenn sie nicht einen offenen ausliegenden Befehlsmarker bei ihrer Aktivierung hat. So müssen etwa B1-Kampfdroiden zwingende als erstes angreifen, wenn ihr Befehlsmarker zufällig aus dem Stapel gezogen wird. Nun gibt es etliche Möglichkeiten, den Droiden solche Befehlsmarker zuzuteilen, aber es fühlt sich ein wenig an, als hätte man den Einheiten zunächst eine deutliche Schwäche ins Konzept geschrieben und danach müsse der Spieler schauen, wie er diese wieder aushebelt. Vergleichbares ist jedenfalls bei keiner anderen Fraktion zu finden.
Da man in der Box nur einen Commander und keine Agenten hat, muss man bei Standardpartien übrigens aufpassen, dass sich Einheiten nicht zu weit verstreuen, sonst kann man ihnen keine Befehle mehr erteilen. Es sei denn, man hat Flankentrupps vorsorglich mit Kommunikationsausrüstung (bestimmten Aufwertungskarten) ausgestattet. Gerade die „Verbindung zum Hauptquartier“ ist taktisch echt Gold wert.
Die Separatisten-Eroberer im Kampf gegen die 501. (Bemalt von Phantasos Studio.)
Fazit: Das Urteil fällt gemischt aus. Wer bislang noch keinerlei Separatisten hat, sondern zum Beispiel nur die erste Grundbox (Rebellion vs. Imperium), der bekommt mit diesem Kampftrupp eine starke Grundausstattung zum sehr guten Preis. Allerdings wird man recht schnell das Bedürfnis haben, die B1er gegen mindestens B2er auszutauschen, womit der Kampftrupp dann nicht mehr als solcher gespielt werden kann, weil der B2er verbietet (das heißt die drei exklusiven Kommandokarten entfallen, allerdings sind deren Texte auch nicht gerade spielentscheidend). Wer allerdings schon die „Star Wars Legion – Clone Wars – Grundbox“ besitzt, erhält hier eine Menge Doppelte und muss sich überlegen, ob er nicht lieber bloß die MagnaWächter und den AAT für 90 Euro einzeln kauft, statt 130 Euro für diese Box auszugeben. Am Inhalt an sich gibt es wenig zu mäkeln. Die Einheiten bestehen aus hochwertigem Plastik und sehen toll aus, sind allerdings Fitzelarbeit im Zusammenbau. Das Beiblatt ist Murks, das PDF im Internet zweckmäßig. Es fehlen vier Schildmarker für die Droidekas, da muss man sich irgendwie behelfen.
Star Wars Legion: Separatisten-Eroberer – Kampftrupp-Starterset
Brettspiel-Erweiterung
Will Pagani, Andrew Dursum u.a.
FFG/Atomic Mass Games/Asmodee
EAN: 841333119317
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 129,99 Euro
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