von Frank Stein
Der 116-seitige Softcoverband umfasst die US-Ausgaben „Lando #1-#5“ von Autor Charles Soule und Zeichner Alex Maleev. Beide haben bislang vor allem Superheldencomics für Marvel und DC realisiert, wenn auch nicht gemeinsam. Der Comic ist kurz nach der Schlacht um Yavin IV angesiedelt, und als einziges Bonusmaterial gibt es eine kleine Covergalerie. (So viel zu den harten Fakten.)
Die Geschichte beginnt auf imperialen Kolonialwelt Castell. Calrissian steht, wie so oft bei Männern seines Schlages, bei einem lokalen Unterweltboss in der Kreide, und auch ein seiner Ansicht nach perfekter Coup hilft ihm kaum aus dem Schlamassel. Stattdessen sieht er sich gezwungen, gemeinsam mit seinem Kumpel Lobot für den Fiesling ein Raumschiff zu stehlen, das in der Orbitalwerft von Sienar Fleet Systems überholt wird. Alles, was an Bord ist – vor allem Kunstschätze, denn der Besitzer soll Sammler sein –, darf er auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Nur das Schiff muss er abliefern. Klingt soweit gut, denkt sich Lando, heuert ein paar Muskeln und eine Expertin für Kunstschätze an und zieht los. Dummerweise gehört das Vergnügungsschiff nicht irgendeinem imperialen Bürokraten … und schon bald sitzen die Diebe so richtig in der Klemme. Wird es Lando gelingen, sich mit Witz und Charme aus der Affäre zu retten?
Wie so viele Comics und Bücher der letzten Zeit, ist auch „Lando“ vor allem ein Abenteuer, das dazu dient, einen Charakter der klassischen „Star Wars“-Trilogie ins Rampenlicht zu rücken, hier den titelgebenden Glücksspieler Lando Calrissian. Als solches trägt die Handlung wenig zur galaktischen Geschichte an sich bei, stattdessen bleibt es eine kleine, isolierte Episode, die man lesen kann, aber keineswegs muss, um den Fortlauf der Saga zu verstehen.
Das soll nicht heißen, dass der Comic schlecht wäre, im Gegenteil! Die abgeschlossene Story ist flott erzählt und weist ein paar hübsche Wendungen auf. Lando ist treffend charakterisiert und unterscheidet sich, vor allem in seinem Umgang mit Frauen, angenehm deutlich von dem anderen großen Schurken, Han Solo. Sehr schön ist auch, dass die selten bemühte Figur des Lobot näher beleuchtet wird. Der Charakter ist auf einmal geradezu tragisch zu nennen. Die Zeichnungen sind ansprechend umgesetzt und von Paul Mounts in atmosphärischen, an selige „Dark Empire“-Zeiten erinnernden Farben koloriert. (Auch wenn ich zumindest bei dem Verbrecherboss, mit dem Lando Ärger hat, unwillkürlich an „Hellboy“ und „B.U.A.P.“ denken musste. Da bricht das Setting ganz kurz mal.)
Fazit: Unterm Strich präsentiert sich „Lando“ als gelungenes, kleines „Star Wars“-Abenteuer. Wie so viele aktuellere Werke ist es vom Inhalt her absolut optional und setzt weder Vorkenntnisse voraus (abgesehen von dem Film „Das Imperium schlägt zurück), noch wird es großen Einfluss auf Folgewerke haben. Aber eine unterhaltsame, flott erzählte Story und ein atmosphärischer, angenehm „erwachsener“ Zeichnungstil machen den Sammelband für Fans auf jeden Fall zu einer lesenswerten Unternehmung.
Star Wars – Lando
Comic
Charles Soule, Alex Maleev, Paul Mounts
Panini Comics 2016
ISBN: 987-3-95798-709-9
116 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,99
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