Star Wars – Die letzten Jedi: Die illustrierte Enzyklopädie

Mit „Die letzten Jedi“ hat Regisseur Rian Johnson im letzten Winter eine „Episode VIII“ zur „Star Wars“-Saga vorgelegt, die das Fandom gespalten hat. Viele hielten den Film – etwa Dank seiner starken Frauenfiguren – für zukunftsweisend für die Saga. Viele andere ärgerten sich über dumme Witze und hanebüchene Plot-Entscheidungen. Egal wie man dazu steht, auch „Die letzten Jedi“ hat das „Star Wars“-Universum um zahlreiche Raumschiffe, Aliens, Welten und Technologien erweitert. „Die illustrierte Enzyklopädie“ stellt diese dem Fan nochmal in aller Ruhe vor.

von Frank Stein

Das Format und die Präsentation des bebilderten Schmökerwerks entspricht dem der Vorgängerbände. Auf 80 großformatigen Seiten werden Figuren, Fahrzeuge, Welten und Ausrüstung des achten Episode der „Star Wars“-Saga dem neugierigen Leser mit vielen Fotos und kleinen Erklärtexten vorgestellt. Dabei folgt das Buch dem Verlauf der Filmhandlung.

Es geht los mit einem zweiseitigen Überblick der aktuellen galaktischen Situation. Dabei erfährt man auch, dass die Neue Republik nie die Größe der Alten Republik erreichte, sodass ihre Schlagkraft gegen die Erste Ordnung viel geringer ist, als intuitiv von vielen Fans angenommen. So wurden in „Episode VII“ tatsächlich nicht nur die Hauptwelt, sondern auch große Teile der ohnehin durch Abrüstungsverträge dezimierten Flotte zerstört. Die vier Schiffe, die zu Beginn des Films von D?Qar aus fliehen, stellen dann auch nur die private Flotte des Widerstands dar (wo immer die sich beim Kampf gegen die Starkiller-Base herumgetrieben hat – deren Bomber wären da durchaus hilfreich gewesen). Diese Schiffe werden auf den nächsten zwei Seiten kurz vorgestellt.

Danach folgt ein Informationsblock über die Akteure des Widerstands. Wichtige Offiziere, der Ex-Sturmtruppler Finn, General Organa und C-3PO, Poe Dameron, die Droiden des Widerstands, die Bombercrews und die Sternenjägerpiloten stehen jeweils kurz im Fokus, wobei viele Gesichter – auch nur kurz im Film auftauchende – mit Namen und kleinen Hintergrundgeschichten versehen werden. In diesem Zusammenhang wird auch allen Verwirrten die Antwort geboten, wie Bomben im schwerelosen All aus einem Bombenschacht „fallen“ können. Sie werden per Magnetbeschleunigung ausgestoßen. Durch bemerkenswerte Abwesenheit glänzen an der Stelle die wichtigen Figuren Rose Tico und Vizeadmiral Holdo. Aber keine Sorge: Sie wurden bloß in die Mitte des Buchs verbannt, weil sie zu Beginn des Films noch keine Rolle spielen.

Zuvor gibt es einen Block mit dem Personal der Ersten Ordnung. General Hux und sein Team, Kylo Ren, die Flotte der Ersten Ordnung, Snokes Mega-Schlachtschiff Supremacy (das tatsächlich der Mega-Klasse angehört, wobei es nur dieses eine Exemplar davon gibt), der oberste Anführer und seine Prätorianergarde zeichnen das überzeugende Bild eines neu erwachten Imperiums. Witzigerweise werden die dunklen Machtanwender dabei auf schwarzen Seiten präsentiert. Eine Antwort auf Snokes Herkunft liefert allerdings auch dieses Buch nicht. Geradezu lachhaft ist die Zahl an Sternenzerstörern, die die flüchtenden Widerständler im Film verfolgen. 30 dieser Brocken sind laut Buch General Organas Schiffchen auf den Fersen. Und dennoch ist die Erste Ordnung zu blöd, die Rebellen zu schnappen. Erstaunlich.

In der Mitte des Buches folgt ein weiterer vierseitiger Block mit Kämpfern fürs Gute. Rose Tico, Vizeadmiral Holdo und weitere Offiziere des Widerstands werden hier näher vorgestellt. Danach geht es nach Ahch-To, wo Luke Skywalker im Exil sitzt. Schön ist, dass den Lanals – den echsenartigen Hütern der Jedi-Tempel-Insel – eine Doppelseite spendiert wird, die sie näher beschreibt. Dass die männlichen Exemplare dabei wie Schottenkarrikaturen aussehen, macht diese insgesamt eher alberne Spezies allerdings nicht sympathischer. Ebenso unschön fällt die Antwort auf die Frage aus, warum Luke eigentlich ins Exil gegangen ist. Worte wie „geplagter Geist“ und „Gleichgültigkeit“ fallen. Die Zerstörung seiner Jedi-Akademie scheint ihn wirklich in einen verbitterten Eremiten verwandelt zu haben, der sich der Macht verweigert – keine schöne Wandlung des einstigen Helden der Rebellion.

Nach einer Doppelseite über Chewbacca nimmt uns die Enzyklopädie mit auf die Spielwelt Canto Bight. Diese war im Film so hektisch inszeniert, dass man die Details kaum genießen konnte. Dieser Mangel wird hier auf angenehme Weise behoben. Schicke Flitzer, eine Polizei mit chromblitzenden Waffen, schräge Casinobesucher und der Fathier-Rennsport werden präsentiert. Am Ende hat auch der miese Schurke DJ seinen Auftritt, neben einigen anderen finsteren Gestalten, die im Gefängnis von Canto Bight sitzen.

Der vorletzte Block handelt von Finns und Roses Infiltration der Supremacy. Hier erfährt man unter anderem, wie Captain Phasma der Schrottpresse entkommen konnte, in die sie in „Episode VII“ völlig unnötigerweise geschmissen wurde. Außerdem erhalten die Sturmtruppen eine Doppelseite, und auch der berüchtige Bügeldroide erhält ein Eckchen. Den Abschluss bildet dann die Flucht nach und Schlacht um Crait. Über die Welt erfährt man wenig, aber das Wenige ist durchaus spannend. So wird die Atmosphäre aus Gasen gebildet, die sich aus langsam im Boden zersetzenden Feststoffen bilden. Auch die Doppelseiten über die Kampfläufer der Ersten Ordnung und die Verteidigungstruppen des Widerstands bieten nette Details.

Ein Register schließt den Band ab.

Fazit: Einmal mehr liegt eine großartige „Illustrierte Enzyklopädie“ zur „Star Wars“-Saga vor. Natürlich bleiben Fragen offen. Und natürlich hätte man sich noch mehr Details gewünscht. So fehlen etwa Abbildungen der Schauplätze, wie man sie aus dem Band „Star Wars – Schauplätze und Planeten“ kennt, völlig. Dabei wären gerade ein Einblick in das Casino auf Canto Bight oder die Bergbaubasis auf Crait spannend gewesen. Aber vielleicht gibt es ja irgendwann mal einen aktualisierten „Schauplätze“-Band. Dass der Band mit 80 Seiten viel dünner ist, als sein Vorgänger zu „Rogue One“ liegt im Wesentlichen daran, dass der Teil mit Raumschiff-Risszeichnungen in einen eigenen Band ausgelagert wurde. Außerdem gibt es keine seitenfressenden, doppelseitigen Filmfotos. Im Vergleich wirkt der Preis von 16,95 Euro hoch („Rogue One“ hatte 200 Seiten und kostete 19,95 Euro), aber noch immer halte ich ihn für absolut akzeptabel für so einen hübschen und dem Fan zahlreiche Detailinfos liefernden Bildband. Eine Empfehlung für alle Fans – auch die, die den Kinofilm nicht mochten.

Star Wars – Die letzten Jedi: Die illustrierte Enzyklopädie
Sachbuch
Pablo Hidalgo
Dorling Kindersley 2017
ISBN: 978-3-8310-3295-2
80 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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