von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #1-4 der Mini-Serie „Shadows of Starlight (2023)“. In den USA sind diese ursprünglich zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 in Heftform erschienen. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im September 2024. Geschrieben wurden die Comics von Charles Soule, die Zeichnungen stammen von vier unterschiedlichen Illustratoren und Koloristen, namentlich den Teams Ibraim Roberson und Fer Sifuentes-Sujo (#1), Marika Cresta und Guru-eFX (#2), Jethro Morales und Chris Sotomayor (#3) sowie David Messina und Mattia Iacono (#4). Da der Band vier einzelne Kurzgeschichten umfasst, ist der ständige Wechsel der Zeichner aber kein Problem und fällt nicht negativ auf.
Allen Geschichten gemein ist, dass sie einen sehr weiten zeitlichen Rahmen spannen. Es soll spürbar die Zeit zwischen Phase I und Phase III von „Die Hohe Republik“ überbrückt werden; es vergeht also ein Jahr, wobei der Beginn der Geschichten stets zeitlich unmittelbar nach der Katastrophe auf Eiram liegt. Die erste Story konzentriert sich auf Yoda und die Reaktion der Jedi auf das Geschehen. Aus Angst vor den ominösen „Namenlosen“, Kreaturen, die Jedi mit Leichtigkeit in den Wahnsinn und Tod treiben können, ziehen sich die Jedi geschlossen nach Coruscant zurück – auch wenn das viele ärgert. Yoda sucht derweil nach Antworten um jeden Preis – und findet sie bei einem gefährlich vom rechten Weg abgekommenen Mitglied des Ordens. Die Geschichte verbindet nicht nur Phase I und III, sondern bindet auch Phase II mit ein.
In der zweiten Geschichte geht es um das Jedi-Paar Avar Kriss und Elzar Mann, die für zwei abgeklärte Jedi-Meister doch ziemlich viele Gefühle füreinander hegen. Zunächst trauern sie gemeinsam um ihren verstorbenen Freund Stellan Gios, der der Dritte in ihrem Freundesgespann war. Vor allem Avar Kriss ist tief von Schuld zerfressen, weil sie eigentlich die Marschallin der Starlight-Station war, aber nicht auf ihrem Posten, als die Krise am größten war. Stattdessen hatte sie Jagd auf das Auge der Nihil gemacht, ohne zu merken, dass sie der falschen Person folgt. Dieses doppelte Versagen treibt sie an, sich dem Rückruf des Rats zu widersetzen und einmal mehr loszuziehen. Diesmal will sie das „wahre Auge“ auf jeden Fall erwischen. Als die Nihil dann den Sturmwall aktivieren und einen Teil des Äußeren Rands abriegeln (Finale von Phase I), landet Avar hinter feindlichen Linien. Kann sie dort überleben?
Comic drei widmet sich dem jungen Jedi Bell Zettifar. Er leidet noch immer darunter, dass er seinen Meister Loden Greatstorm an die Nihil verloren hat, weil er nicht daran glaubte, jener könne überlebt haben. Nun ist sein bester Freund, der Wookiee Burryaga, mit der Starlight-Station abgestürzt. Alle halten ihn für tot. Doch Bell will nicht den gleichen Fehler erneut begehen. Und so widersetzt auch er sich dem Ruf des Rats und bleibt auf Eiram, um nach Burryaga zu suchen. Die Geschichte macht in der Mitte einen etwas seltsamen Zeitsprung, was daran liegt, dass ein Teil davon schon in der Kurzgeschichten-Anthologie „Star Wars – Die Hohe Republik: Geschichten von Licht und Leben“ erzählt worden war. Darauf wird freundlicherweise hingewiesen. Tatsächlich endet die Handlung damit aber auch nicht, sondern zieht sich ebenfalls noch über Monate hin, wobei vor allem die Veränderungen, die Bell Zettifar hierbei durchläuft, im Fokus stehen.
Die letzte und definitiv rätselhafteste Geschichte dreht sich um das Auge der Nihil, Marchion Ro, selbst. Ro hat für den Moment alles erreicht. Er hat die Starlight-Station zu Fall gebracht und sein Herrschaftsgebiet durch den Sturmwall abgeriegelt. Doch nun scheint er nichts damit anfangen zu können. Während seine Nihil hemmungslos rauben, plündern und feiern, will seine Geliebte, die abtrünnige Republik-Senatorin Ghirra Starros, ein Königreich errichten, deren Souverän Ro sein soll. Doch ganz so glücklich scheint der nicht damit zu sein. Die Bedeutung dieser Geschichte erschließt sich ehrlich gesagt aus den Seiten nicht so ganz. Gerade Ros Motive und Gefühle können so und so ausgelegt werden. Antworten hierauf liefern wohl erst die Romane der Phase III.
Optisch herrscht gutes Mittelmaß vor. Ibraim Roberson und David Messina finde ich persönlich etwas stärker, Marika Cresta und Jethro Morales etwas schwächer, was sie vor allem auf Mimik und Gestik von Figuren bezieht. Allerdings reißt keiner der vier nach unten wirklich aus. Die Bilder transportieren gut die Handlung, wobei insbesondere Ibraim Roberson durch ein paar intensive halb- und ganzseitige Panels zu beeindrucken vermag.
Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt, eine Lösung, die mir gefällt, weil man so auch die Schluss- und Anfangspunkte der Einzelhefte besser würdigen kann.
Fazit: Als Gelegenheitslektüre ist der Comic nicht zu empfehlen. Die Handlung ist fest in das Projekt „Die Hohe Republik“ eingebunden. Wer nicht einen Großteil der bisherigen Romane kennt, der wird hier Vieles nicht richtig verstehen. Als Bindeglied zwischen Phase I und Phase III dagegen funktioniert der Comic großartig. Entweder allein oder zusammen mit der Anthologie „Geschichten von Licht und Leben“ genossen, bringt er einen als Leser wieder auf Stand, wie es ein Jahr nach dem Fall der Starlight-Station in der Galaxis aussieht, und er weckt Neugierde auf die neuen Werke, die das Großprojekt namens „Hohe Republik“ abschließen sollen.
Star Wars – Die Hohe Republik: Im Schatten der Starlight
Comic
Charles Soule, David Messina, Guru-eFX u.a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-4040-7
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
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