Star Wars – Die Hohe Republik: Der Kampf um die Macht

Auf Jedha brennt die Hütte – oder vielmehr die ganze Stadt. Dazu braucht es keinen Todesstern im Orbit (kleiner Verweis auf den Film „Rogue One“), es reicht vielmehr eine intrigante Fanatikertruppe namens Pfad der Offenen Hand, um einen wilden Aufstand nach dem Motto „Jeder gegen jeden“ anzuzetteln. Und mittendrin: unser ausgeglichener Sonnenschein von einem Jedi, Vildar Mac.

von Ye Olde Jedi-Master

Für alle, die den Vorgänger-Comic-Band „Das Gleichgewicht der Macht“ nicht gelesen haben: Der letzte Satz des Teasers war natürlich Sarkasmus. Wir erinnern uns: Vildar Mac, der Jedi mit dem Kindheitstrauma und der kurzen Zündschnur, der sich irgendwie durch seine Padawan-Jahre geschummelt haben muss, war nach Jedha gekommen, wo er nicht nur die vorlaute Twi’lek-Padawan Matthea „Matty“ Cathley kennenlernte, sondern im Rahmen von Ermittlungen wegen des Diebstahls von Macht-Artefakten auch mit einem schlitzohrigen Sephi-Dieb namens Tey Sirrek zusammenstieß. Als wäre das nicht schon genug, um den Blutdruck in die Höhe zu treiben, zettelten die Anhänger des Pfads der Offenen Hand – die Schurken der Phase II von „Die Hohe Republik“ – unter ihrem Herold Werth Plouth auch noch einen Aufstand der Massen gegen die machterfüllten Eliten an. Das Ganze endete mit einem ganz großen Knall: dem Sturz einer riesigen, heiligen Jedi-Statue in der Wüste vor der Stadt.

Der vorliegende Band von Autor Cavan Scott schließt direkt an besagten Comic an und spielt etwa zeitgleich mit dem Hörspiel-Skript „Die Schlacht von Jedha“ von George Mann (im Englischen natürlich auch als vollwertiges Hörspiel verfügbar, auf Deutsch eben nur als Textversion). Außerdem stellt der Comic gewissermaßen die Vorgeschichte eines der Handlungsstränge des Young-Adult-Romans „Der Pfad der Rache“ – auch von Cavan Scott – dar, man sollte ihn also sinnvollerweise vor der Lektüre des Romans lesen. Ansonsten bekommt man in dem Roman nämlich die volle Spoilerladung verpasst.

Nicht, dass da elend viel zu spoilern wäre. Während „Das Gleichgewicht der Macht“ noch auf ein Potpourri der Handlungsfetzen setzte, kommt „Der Kampf um die Macht“ ziemlich gradlinig daher. Auf der einen Seite haben wir Jedi-Ritterin Oliviah Zeveron und Jedi-Meisterin Leebon, die es am Fuß der umgestürzten Statue mit Pfad-Plünderern zu tun bekommen. Auf der anderen Seite ist Vildar Mac mit ein paar zerlumpten Gestalten im Armenhaus des Pfads verschüttet und muss all seine Kraft aufwenden, um sie alle am Leben zu erhalten. Danach geht es für Vildar recht flott in die illustre Bar „Erleuchtung“ und von dort dann weiter in die Wüste, teils getrieben von ominösen Kampfrobotern, teils im Kampf gegen die Pfad-Anhänger. Dabei beweist Vildar immer wieder, dass er kein Mann der diplomatischen Worte ist, sondern lieber schwitzend und brüllend seine Ziele erreicht.

Der Comic ist ordentlich flott und damit kurzweilig erzählt. Dramatik kann Cavan Scott. Schön ist auch, wie der Comic – und sein Vorläuferband – mit den Young-Adult-Romanen verschränkt ist. Das sorgt für Kontinuität; das gefällt. Denn alles, was hier passiert – mit Matty und Oliviah und Werth Plouth sowie diversen anderen –, hat im Roman dann noch weitere Folgen.

Visuell ist der Comic leider so chaotisch wie das Geschehen, von dem er erzählt. Ganze drei Illustratoren und eine Illustratorin haben sich daran ausgetobt, was für sehr unterschiedliche Optik sorgt. Überwiegend bewegen sich die Bilder im soliden Mittelfeld, nur Ausgabe 7 reißt mit teilweise schlimmen Knautschgesichtern echt nach unten hin aus.

Einen erstaunlichen Ausreißer leistet sich auch die Übersetzung und zwar direkt im berühmten „Rolltext“. Da lernt der erstaunte Fan erstmal TeX Sirrek kennen, ebenso wie Oliviah ZeBeron (Hervorhebung von mir). Außerdem vermisst der Grammatik-Kenner ein N und überhaupt klingt das Ganze ein wenig holprig. Im normalen Comic fallen dann keine solchen Fehler mehr auf. Eindeutig so ein Montagsding – passiert halt mal …

Fazit: „Der Kampf um die Macht“ erzählt mit viel Krachbumm und einem wutschnaubenden Jedi Vildar Mac eine Episode aus der Schlacht um Jedha. Die Optik reißt leider keine Bäume aus, dafür gefällt die dichte Verknüpfung mit den Young-Adult-Romanen der Phase II umso mehr. Das macht den Comic relevant und – gemeinsam mit seinem Vorgängerband – zu einem wichtigen Mittelstück zwischen „Der Pfad der Täuschung“ und „Der Pfad der Rache“.

Star Wars – Die Hohe Republik: Der Kampf um die Macht
Comic
Cavan Scott,  Ario Anindito, Andrea Broccardo
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3794-0
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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