von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #1-5 der Reihe „Star Wars: The High Republic Adventures (Phase III)“. Die fünf Comics wurden in den USA ursprünglich als Einzelband – „What the Mikkian Wants“ – sowie als zwei Zweiteiler – „The Ballad of Tartak Vil“ und „Now or Never“ – zwischen Dezember 2023 und April 2024 veröffentlicht. Dieser deutsche Softcover-Sammelband bei Panini folgte dann im November 2024. Geschrieben wurden alle Comics von Daniel José Older. Die Zeichnungen stammen von Harvey Tolibao und Nick Brokenshire (#1-3) sowie Elisa Romboli (#4-5). Für die Farben war Michael Atiyeh verantwortlich.
Wie eigentlich alle Werke der Phase III bislang beginnt der Comic mit Trauer. Noch ein Jahr nach dem Fall der Starlight-Station scheinen alle wie gelähmt vom Verlust ihrer Liebsten. Zugegeben hat die Mikkianerin Zeen Mrala ziemlich viele Freunde verloren. Von den Jedi und Padawanen aus ihrem Umfeld sind Bibs und Rardal Balnar tot, Meister Torban „Bluteimer“ Buck, Lula Talisola, Farzala Tarabal, Bindal Sep, Ishnar Ti-Kharatal und Dwint Parsopalton gelten als vermisst und vermutlich tot. Doch just Lula Talisola ist Zeens große Liebe und so kann sie deren Ableben einfach nicht wahrhaben. Wieder und wieder funkt sie die Bitte, sich zu melden, an die Liebste in die Leere. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Und eines Tages erhält sie eine kryptische Antwort …
Danach geht es um einen taktischen Sieg über die Nihil. Ein Kontakt der Republik hat erfahren, dass ein Gefängnisschiff der Nihil den Sturmwall durchfliegen wird, um im Raum der Republik Vorräte an Bord zu nehmen. Natürlich wollen die Jedi die Chance nutzen, um Gefangene zu befreien. Es kommt zu einer waghalsigen Rettungsmission. Dabei treffen Zeen und die anderen (sowie die Leser) auf alte Bekannte. Und für die Leser gibt’s obendrein einen Cameo.
Der erste Teil des Comics ist eigentlich ganz witzig gedacht. Zum einen untergräbt er nahe liegende Erwartungen, zum anderen findet sich auch spürbarer Humor in der Beantwortung der Frage, was passiert, wenn man eine zu vage Nachricht durch die ganze Galaxis schickt. Das hat mir gefallen. Auch die Erlebnisse einer gewissen Figur wirkten leidlich glaubwürdig, vielleicht nicht vom medizinischen Standpunkt aus, aber aus einer Unterhaltungsperspektive.
Der zweite Teil wirkt dagegen ein wenig forciert. Ein Gefängnisschiff, das durch den Sturmwall fliegt, weil es Vorräte im Republikraum suchen will? Die Okklusionszone ist riesig und voll von Planeten, wo es Vorräte gäbe! Aber gut, der (namenlose!) Aufseher sieht auch nicht nur aus wie eine verrückte Monsterfledermaus, er verhält sich auch wie ein waschechter Operettenschurke. Dass der taktisch sinnvoll agiert, muss man wohl nicht erwarten. Immerhin ist das dann Anlass für eine wilde, hin und her wogende Schlacht, die für die Republik mal mit einem guten Gefühl endet. Das ist im Umgang mit den Nihil wahrlich nicht oft der Fall. Man gönnt es ihr.
Als Cameo sind das Mädchen Driggit und der junge umbaranische Wissenschaftler Niv Drendow vor Ort, die sich Older aus seinem eigenen Jugendroman „Flucht von Valo“ ausgeliehen hat. Sie gehen dem Aufseher zur Hand, um mithilfe von Nivs Baby-Namenlosen versteckte Jedi unter den Gefangenen zu suchen. Ein Jahr, nachdem diese Leute gefangen wurden … Die organisatorischen Mühlen der Nihil scheinen auch langsam zu mahlen. Alternativ liegt hier mal wieder ein Beispiel vor, dass ein Jahr erzählter Zeitabstand zwischen Phase I und Phase III einfach zu viel war.
Visuell herrscht eine Mischung aus künstlerischer Exzentrik und solider Stangenware vor. Harvey Tolibao hat einen wahrlich eigenen Stil, der von übervollen, chaotischen Panels geprägt ist und die Seiten mitunter zum Wimmelbild werden lassen. Vor allem die Kampfsequenzen sind so voller Trümmer und verschlungener Leiber, dass man Mühe hat, das Geschehen zu überblicken. Nick Brokenshire hat dagegen einen geradezu reduzierten, aber auch durchaus eigenen Stil, der von gezielten Strichen, tiefen Schwarzflächen und – in den Rückblicken – von den verblassten Farben Atiyehs geprägt ist. Elisa Romboli schließlich gelingt das Kunststück, im Wechsel sowohl die hübschesten als auch die nachlässigsten Figuren zu zeichnen. Dabei scheint sie vor allem an Zeen Gefallen gefunden zu haben, die sie in der Regel als süßes, sommersprossiges Mädchen inszeniert. Andere Figuren, vor allem in Totalen, interessieren sie dagegen merklich weniger.
Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt. Mir gefällt es so, weil es die Dramaturgie der einzelnen Hefte unterstreicht.
Fazit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ ist eigentlich ein ganz unterhaltsamer Comic. Mit der Optik war ich nicht immer glücklich und der Nihil-Aufseher war so operettenhaft eindimensional wie der Cameo von Driggit und Niv Drendow unnötig, aber dass Zeen ein paar ihrer Freunde zurückbekommt, wärmt einem das Herz – auch wenn es natürlich der Tragik am Ende von Phase I nachträglich einiges an Schärfe nimmt. Aber so ist das nun mal bei „Star Wars“ wie auch bei Marvel und DC-Superhelden. Niemand stirbt wirklich, es sei denn, er war völlig überflüssig oder aber seinem Opfer liegt ein echter dramatischer Höhepunkt inne. Für mich definitiv eine der besseren Ausgaben der „Abenteuer“-Reihe. Aber auch hier gilt: Es ist ein Nebenschauplatz. Der Kampf der Republik gegen die Nihil wird nur unwesentlich weiterentwickelt. Insofern ist der Comic vor allem für Fans interessant, die die (Ex-)Padawane der „Starhopper“ mögen.
Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 8 – Die Hoffnung stirbt zuletzt
Comic
Daniel José Older, Harvey Tolibao u. a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-4039-1
120 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
bei amazon.de bestellen