Star Wars: Der Auslöser – Ein Rogue-One-Roman

„Tarkin“, „Thrawn“, „Ahsoka“, „Phasma“ … wer die Titel aktueller „Star Wars“-Romane liest, erkennt schnell das Konzept von Disney. Während die Kinofilme die galaktischen Ereignisse präsentieren, vertiefen die Romane den Hintergrund einzelner Figuren. So auch „Der Auslöser“, der sperriger auch „Lyra und Galen Erso“ heißen könnte, denn er erzählt die Geschichte der Eltern von Jyn Erso, Kinogängern als die Heldin aus „Rogue One“ bekannt. Was verbindet Galen und den Imperialen Orson Krennic? Woher kennen Jyns Eltern den fanatischen Saw Gerrera? Und wie kam es, dass Galen, obwohl ein aufrechter Mann, zum Mitkonstrukteur des Todessterns wurde? Dieses Buch gibt Antworten.

von Frank Stein

Noch mitten in den Klonkriegen startet Kanzler Palpatine ein ehrgeiziges Projekt. Er lässt eine gewaltige Kampfstation bauen, bevor es den Separatisten gelingt, selbst eine derartige Superwaffe aus den nach der Schlacht um Geonosis gefundenen Plänen zu entwickeln. Projektleiter wird Orson Krennic, ein junger und extrem ambitionierter Ingenieur mit Verbindungen in die Politik und Militärkreise. Um das Problem des Superlasers, einer Technik, die bislang noch nicht mal im Planungsstadium existiert, in den Griff zu bekommen, wendet dieser sich an einen alten Studienfreund, Galen Erso, einen Pionier in Sachen Energiegewinnung aus Kyber-Kristallen (das sind die Dinger, die in sehr klein auch die Jedi-Lichtschwerter mit Energie versorgen).

Galen gilt als genialer Ingenieur. Leider ist er auch Pazifist. Unter der Behauptung, dass sie an einem Projekt zum Thema umweltfreundliche Energie für alle arbeiten würden, lockt Krennic Galen in eins der zahlreichen Teams, die überall in der Galaxis verstreut unter strikter Geheimhaltung – und größtenteils völlig unwissend, wozu ihre Arbeit in Wahrheit dient – tätigt sind. Leider macht der Imperiale seine Rechnung ohne Lyra Erso, Galens Frau und ein im Gegensatz zum weltfremden Galen kritischer Geist. Zwischen beiden beginnt ein gefährliches Spiel, während Krennic seinen besten Mann zu halten versucht und Lyra ihren Geliebten vor dem Bösen bewahren will.

Galen und Kyra Erso, Orson Krennic, Wilhuff Tarkin, Saw Gerrera, Has Obitt und natürlich Baby Jyn: „Der Auslöser“ erfüllt seine Aufgabe als Hintergrundwerk zu „Rogue One“ hervorragend, denn er legt all die Konflikte an, die in dem Kinofilm später weitergesponnen werden. Über die Figur des Mas Amedda, des obersten Beraters von Palpatine, und das Ende der Klonkriege wird zudem elegant der Bogen zurück zu den Prequels gespannt. In mehreren parallelen Erzählsträngen zeichnet Autor James Luceno ein Panoramabild, das den Bau des Todessterns im Zentrum hat und dieses Projekt als Geheimoperation von monumentalen Ausmaßen präsentiert. Das willentliche Täuschen von Wissenschaftlern, das betrügerische Annektieren von Rohstoffplaneten und Waffentests, die als „Angriffe von Staatszersetzern“ vertuscht werden, gehören hier zum Alltag.

Neben der gelungenen Intrigenhandlung, gewinnen auch die Figuren an Konturen. Orson Krennic kann sich als großer Planer und Manipulator profilieren, der allerdings in dem ebenfalls aufstrebenden Tarkin einen ebenbürtigen Feind findet. Galen Erso wird als beinahe besessener Wissenschaftler gezeichnet (die Ruhe, die er im Film zeigt, hat er noch nicht gefunden). Lyra Erso ist die starke Frau an seiner Seite, ohne die Galen verloren wäre. Und für die Halbweltfraktion steht der Dresselianer Has Obitt, ein Schmuggler, der sich lange Zeit als unfreiwilliger Handlanger von Krennic betätigen muss, bis es ihm gelingt, das Ruder herumzureißen. (In „Rogue One“ taucht er nur als Spielzeugpuppe der jungen Jyn auf.) Sie alle setzt Luceno gut in Szene, und ab und zu darf auch Baby Jyn in die Kamera winken.

Ein Problem hat der Roman allerdings: Er kann nicht dramatisch sein. Der Bau des Todessterns zieht sich über fast 20 Jahre – vielen Dank, „Episode III“, für dieses Kanon-Problem – und auch wenn in dem Roman nur ein Bruchteil dieser Zeitspanne erzählt wird, sucht man actionreiche Momente, die den Verlauf der Handlung in spektakuläre neue Richtungen steuern, vergeblich. Es geht um sehr viel Politik und Ränkespiel. Es geht um Krennic, der Galen manipuliert, der Has Obitt ausnutzt, der vor Mas Amedda buckelt und gegen Tarkin tritt. Es geht um Lyra, die der Verschwörung nachspürt, und Tarkin, der seinerseits Krennic auszustechen versucht. Natürlich wird auch gekämpft. Aber nie so, dass man um das Leben der Figuren fürchtet – okay, das liegt wohl auch daran, dass man sie alle Jahre später noch in „Rogue One“ sehen wird. Im Grunde ist „Der Auslöser“ ein eher gemächlich erzählter Roman, der auf ein Ziel hinsteuert, das wir alle schon kennen.

Positiv hervorzuheben ist übrigens der Preis von 13 Euro. In Zeiten, in denen Paperback-Romane gerne 15 Euro aufwärts kosten, ist das ein – gerade für einen Lizenztitel wie „Star Wars“ – absolut faires Angebot.

Fazit: Ein Hintergrundwerk, das im Kleinen interessante Einblicke in die Vergangenheit der Eltern von Jyn Erso bietet und im Großen einen erhellenden Überblick des Mammutprojekts Todessternbau. Über einen Zeitraum von etwa drei Jahren lässt Luceno seine Figuren sich in einem Netz aus Intrigen verfangen, aus dem den Ersos am Ende der durch den  Film „Rogue One“ bekannte Ausbruch gelingt. Eine interessante Lektüre ist das auf jeden Fall, allerdings kommt das Ganze eher spannungsarm daher. Nächte wird man sich wegen des Romans nicht um die Ohren schlagen.

PS: Kurios nehmen sich die 9 leeren Seiten am Ende des Buchs aus. Sollen die für eigene Notizen sein? :) (Ja, ich weiß, dass durch Druckbögen feste Seitenzahlen bei Büchern nötig sind, aber warum wurde der Platz nicht für Werbung oder eine Leseprobe genutzt?)

Star Wars: Der Auslöser – Ein Rogue-One-Roman
Film/Serien-Roman
James Luceno
blanvalet 2017
ISBN: 978-3-7341-6118-6
439 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 13,00

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