Star Wars: Rogue One – Der Jugendroman zum Film

Es ist einer der großen Momente der Filmgeschichte. Ein kleines Raumschiff hetzt über die Leinwand. Ihm folgt ein schier gigantisches Kriegsschiff, ein imperialer Sternenzerstörer. Mit blitzenden Kanonen zieht es über die Köpfe des Publikums hinweg und selbiges im gleichen Moment voll in seinen Bann. Die Rede ist natürlich von der Eröffnungssequenz von „Star Wars“, in der der dunkle Lord Darth Vader der hübschen Prinzessin Leia nachjagt, in deren Besitz sich die Baupläne des Todessterns befinden, der ultimativen Waffe des bösen Imperiums. Woher sie diese Pläne hat, bleibt unklar. Der Film „Rogue One“ – dessen Romanadaption hier vorliegt – liefert 39 Jahre später die Antwort.

von Ye Olde Jedi-Master

Tatsächlich wurde die Geschichte schon mehrfach erzählt, am populärsten vielleicht in dem Videospiel „Dark Forces“ von 1995, in dem der Söldner und Ex-Imperiale Kyle Katarn für die Rebellenallianz in eine imperiale Basis eindringt, um die Pläne in die Finger zu bekommen, die jene fatale Schwäche aufweisen sollten, die den Rebellen den Sieg über die gewaltige Kampfstation ermöglichte. Doch der Film „Rogue One“ erzählt die Geschichte nun erstmals „offiziell“. Wie die junge Schurkin Jyn Erso, die Tochter des zur Arbeit am Todesstern gepressten Ingenieurs Galen Erso, zusammen mit einer bunten Truppe Außenseiter die Todessternpläne für die Rebellenallianz erobert, ist ab jetzt Kanon. Sorry, Kyle.

An der Geschichte gibt es wenig auszusetzen, genau genommen ist der Film sogar verdammt gut, was einerseits sicher an sehenswerten Figuren wie dem sarkastischen umprogrammierten Kampfdroiden K-2SO oder dem Duo Chirrut Îmwe und Baze Malbus – der eine gläubiger Machtanhänger (ohne wahre Kräfte), der andere desillusionierter Soldat – liegt, zum anderen an dem mutigen Drehbuch, das sich, anders als „Episode VII“, nicht bloß in einer zitathaften Aneinanderreihung beliebter „Star Wars“-Momente ergeht, sondern mit Action, einer Prise Humor und vor allem brutaler Konsequenz eine der wichtigsten Missionen der frühen Rebellion beschreibt.

Nun möchte ich einwerfen, dass ich Romane zum Film im Prinzip mag. So sinnlos sie in den Augen vieler sein mögen (erzählen sie doch im Wesentlichen die Filmhandlung nach), so sehr gefällt es mir, wenn gute Filmromane Informationslücken schließen oder Figuren Tiefe verleihen, die ihnen in der Hektik der Filmhandlung nicht gewährt war. Wenn diese Bücher dann noch kleine Fotostrecken in der Mitte aufweisen, bin ich glücklich. So einfach kann ein Mensch gestrickt sein.

Eine Fotostrecke weist der Jugendroman zu „Rogue One“ auf, sogar eine über acht Seiten. Man fühlt sich in die guten, alten 80er Jahre zurückversetzt. Inhaltlich jedoch enttäuscht das Buch ein wenig. Es bietet keinerlei Mehrwert zur Filmhandlung selbst, sondern erzählt sie einfach nur nach – und das auch noch so eilig, dass durchaus nicht unwichtige Informationen unterschlagen werden. Der Roman setzt praktisch voraus, dass man die übrigen „Star Wars“-Filme kennt oder zumindest weiß, was ein X-Flügler ist, was es mit dem Planeten Coruscant auf sich hat usw. Wer aber „Episode I“ bis „Episode VI“ gesehen hat, der wird vor „Rogue One“ kaum Halt machen, zumal davon ausgehen ist, dass er mindestens zehn Jahre alt ist. Ein 10-Jähriger indes dürfte kaum von der ganz normalen Erwachsenenversion des Filmromans überfordert sein.

Ich stehe also hier vor einem ähnlichen Rätsel wie im Fall des Jugendromans zu „Episode VII“. An welche Klientel richten sich diese Werke? Sie sind nicht kindgerecht gut, um sie den ganz jungen Padawans vorzulesen – bei einem Kriegsfilm wie „Rogue One“ kaum verwunderlich. Ältere Fans sollten dagegen auch mit 448 Seiten (statt 224 – witzig genau halb so viel) nicht überfordert sein. Es sei denn, ich überschätze hier amerikanische Kids, aber der Gedanke kommt mir zynisch vor. Das Buch bietet eine hübsche Fotostrecke und erzählt Szene für Szene „Rogue One“ nach. Mehr bietet es allerdings leider nicht.

Fazit: Der Jugendroman zu „Rogue One“ ist ein hübsches Buch. Das Cover ist super, die Fotostrecke gefällt, von der Aufmachung her gibt es nichts zu meckern. Inhaltlich bietet der Filmroman jedoch ausschließlich die Filmhandlung selbst. Extraszenen fehlen ebenso wie tiefere Erkenntnisse zu den Figuren oder dem Konflikt. Ist rasantem Tempo jagt Matt Forbeck durch die Geschichte. Das liest sich durchaus kurzweilig (vor allem die Stellen mit K-2SO, dessen trockener Humor zum knappen Schreibstil passt), aber irgendwie fehlt einem ein Mehrwert. Empfehlenswert ist das daher nur für Sammlernaturen oder für Eltern von „Star Wars“-Fans, die den Film aus Altersgründen noch nicht sehen dürfen und die doppelt so dicke „Erwachsenenausgabe“ scheuen.

Star Wars: Rogue One – Der Jugendroman zum Film Film/Serien-Roman
Matt Forbeck
Panini Books 2017
ISBN: 978-3-8332-3449-1
224 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,00

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