SPIEL 2017: Smalltalk mit System Matters

Am letzten Oktoberwochenende öffnete die diesjährige SPIEL ihre Pforten. Neben den Größen der Brett- und Kartenspielbranche hat sich auch die gesammelte Rollenspielverlagslandschaft ein weiteres Mal eindrucksvoll präsentiert. Natürlich hat sich der Ringbote ins Messegetümmel gestürzt, um News und Neuigkeiten zu sammeln. Heute: der Verlag System Matters.

von Daniel Neugebauer und André Frenzer

Es ist noch früh, als ich auf Daniel am System Matters-Stand treffe. Dennoch ist seine Stimme von den vorangegangenen Tagen auf der Messe bereits angegriffen. Wir unterhalten uns trotzdem ohne größere Schwierigkeiten, denn ein Hustenbonbon später steht er meinen Fragen Rede und Antwort.

Die große Messeneuheit ist das gerade frisch vom Drucker eingetroffene „Dungeon World“. Daniel drückt mir ein beeindruckend schweres Ansichtsexemplar in die Hand. Ich bewundere das aufgeräumte Layout und die beeindruckende Seitenzahl. „Ja, wir haben dieses Mal auch nicht auf eine Internetdruckerei zurückgegriffen – bei einem 500seitigen Hardcoverband war uns das zu heikel“, führt Daniel aus. Die Qualität des Bandes spricht für sich. Ob das System nicht zu kompliziert ist, will ich wissen. Immerhin brauchte es einige Podcastfolgen mehr als beispielsweise für „Beyond the Wall“, um das System zu erklären. „Überhaupt nicht“, entgegnet Daniel. „Das Prinzip der ‚Spielzüge‘ mag ein wenig komplex erscheinen, wenn man es erklären muss. Aber letzten Endes spielt sich ‚Dungeon World‘ nicht anders als jedes andere Rollenspielsystem. Endlich sind aber einige Dinge, die man sonst instinktiv macht, als Regelelement enthalten.“

Die zweite Messeneuheit ist „Die Liebe in den Zeiten des Seidr“. „Das ist ein Erzählspiel von Jason Morningstar (und Matthijs Holter). Jeder Spieler und jede Spielerin spielt hier eine Figur, welche in ein Gespinst aus Intrigen und Bündnisse verstrickt ist. Es geht um den alten König, der keine männlichen Erben hat; sein Reich bröckelt. Er möchte seine Tochter an den Jarl des erstarkenden Nachbarreiches verheiraten. Wie in einer Oper sind hier die Rollen für die Spieler vorgegeben, aber s ist gut möglich, dass viele Figuren ein tragisches Ende finden werden, wenn der Vorhang fällt“, erklärt Daniel. „Die Liebe in den Zeiten des Seidr“ ist bereits das dritte Spiel aus der sogenannten „Kleinen Reihe“, aus der auch „Kagematsu“ und „Geh‘ nicht in den Winterwald“ stammen.

„Wir wollen gerne Rollenspielsysteme anbieten, die ohne großen Vorbereitungsaufwand zu spielen sind“, führt Daniel dazu aus. „Vielen Rollenspielrunden mangelt es nicht an Willen oder Energie, sondern schlicht an Zeit. Gerade die Spiele der ‚Kleinen Reihe‘ aber auch ‚Beyond the Wall‘ können ohne große Vorbereitung gespielt werden.“ Außerdem können so immer wieder neue Perlen der internationalen Rollenspielszene übersetzt werden. „Jason Morningstar ist ein Name, der für Qualität steht. Auch Indie-RPG-Award-Gewinner wie ‚Kagematsu‘ konnten wir so ins Deutsche übersetzen. Wir halten unsere Augen und Ohren offen“, schmunzelt Daniel.

Ein wenig Zukunftsmusik sei auch erlaubt. „Wir arbeiten gerade an einem weiteren Spiel aus der ‚Kleinen Reihe‘, nämlich ‚One Last Job‘, erklärt Daniel. „Hier übernimmt die Spieler die Rollen von heruntergekommenen Ganoven, die einen letzten großen Coup – ‚One Last Job‘ – durchziehen müssen. Besonders interessant fanden wir die Charaktererschaffung, die in Flashbacks gemeinsam von der Gruppe erzählt wird. Leider sind wir nicht rechtzeitig zur SPIEL fertig geworden und peilen nun die Dreieich-Convention als Veröffentlichungszeitpunkt an.“ Doch auch für das nächste Jahr hat der System Matters-Verlag bereits heiße Eisen im Feuer: „Wir arbeiten ja immer noch an ‚Im Schatten des Dämonenfürsten‘, ein wirklich großartiges System, über dessen baldige Veröffentlichung wir uns wirklich sehr freuen“, führt Daniel dazu aus. Es bleibt also spannend – mehr dazu erfahrt ihr natürlich auf dem Ringboten!