von Adaon

In der Archäologie konnte seit dem Erwachen ein neues Feld erschlossen werden: die Arkanarchäologie. Manches Artefakt weist nun tatsächlich magische Kräfte auf, und für den richtigen Sammler können diese einiges wert sein. Doch die mächtigsten dieser Artefakte sind solche, die aus einem vergangenen Zeitalter stammen – einer Zeit, in der es schon einmal Magie auf der Erde gab, und jene, die die Gabe haben, würden für solch einen Schatz fast alles tun.

Der Magier Elijah, spezialisiert auf die Untersuchung arkaner Artefakte, ist seit Langem in den Schatten unterwegs. Dank seiner Fähigkeiten und seines guten Rufes wird er angeheuert, um abseits der großen Spieler bei der Artefaktjagd für seinen jeweiligen Auftraggeber entweder die Echtheit von Artefakten zu prüfen, ihre genaue Natur zu ergründen oder diese gleich ihrem Besitzer zu entreißen. Seit Längerem schon arbeitet er dabei mit der Adeptin Kyrie zusammen. Weiteres Talent wird nach Bedarf angeheuert, wie der Hacker für den aktuellen Run mitten in einer stilvollen Abendgesellschaft. Alles verläuft nach Plan, bis plötzlich ein weiterer Runner mit demselben Ziel wie sie auftaucht – und die Dinge anfangen schiefzulaufen.

Dennoch ist Mr. Johnson mit dem Verlauf und insbesondere mit den Fähigkeiten der beiden zufrieden und stellt einen neuen Auftrag vor. Eine Organisation in Chicago hat eine alte Karte im Besitz, von der auch Elijah schon gehört hat. Von seiner Neugier geleitet und von guter Bezahlung verlockt, stimmt dieser dem Auftrag zu, noch ehe er sich mit Kyrie absprechen kann.

In Chicago angekommen, hat ein alter Freund Elijahs, der Hacker Leung, bereits einen Straßensamurai und eine Riggerin angeheuert, um den Auftrag durchführen zu können. Diese zusätzlichen Maßnahmen erweisen sich auch als nötig, denn das Zielobjekt befindet sich mitten in der Containment Zone in Chicago, in ausgesprochen schlechter Nachbarschaft. Als die Gruppe den Ort erreicht, an dem sich die Karte befinden sollte, wurde diese jedoch bereits weitergebracht, und Mr. Johnson ist bereit, die weitere Reise zu bezahlen, um das Objekt zu erhalten. Und so macht sich die zusammengewürfelte Gruppe auf den Weg nach Süden. Weit, sehr weit nach Süden ...

Das Team in „Feuer und Frost“ ist bemerkenswert kompetent und steht die gefährlichsten Situationen durch. Teilweise wirken die Verknüpfungen der Situationen und Orte, denen sich die Runner stellen müssen, etwas hergeholt – doch dem Autoren gelingt es für jeden Ort, an dem sich die Gruppe aufhält, ein eigenes Hintergrundgefühl zu entwickeln. Kampfkraft, Magie und Matrix werden abgedeckt. Lediglich zum Ende hin erscheint es, als hätte der Autor einen Rückfall in alte Regelgewohnheiten, während praktisch jedes Mitglied der Gruppe für sich selbst steht, statt gemeinsam zu agieren, wie es die Stärke der 5. Edition ist. Dennoch weiß die kurzweilig erzählte Jagd um den halben Globus zu unterhalten und bringt ein überzeugendes „Shadowrun“-Gefühl mit sich.

Fazit: Die Autoren der jeweils aktuellen „Shadowrun“-Romane haben es nicht leicht. Sie müssen die Stimmung von „Shadowrun“ einfangen, den Stil einer Rollenspielrunde verfolgen, die langjährigen Fans überzeugen, neue Leser gewinnen und die Regeln der aktuellen Edition unauffällig im Hintergrund der Handlung so mitlaufen lassen, dass die Ereignisse für den Leser nach diesen Regeln glaubwürdig erscheinen. Bei all diesen Kriterien kann „Feuer und Frost“ mithalten. Es ist, bei aller modernen Umsetzung, ein „klassischer“ Rollenspielroman, bei dem mal der eine, mal der andere Charakter im Mittelpunkt steht, eine Reise über tausend Kilometer kaum Zeit in Anspruch nimmt und ein kurzes Gefecht sich über längere Zeit erstreckt. Als „Shadowrun“-Fan kann man hier nicht viel falsch machen.

Shadowrun: Feuer und Frost
Rollenspiel-Roman
Kai O?Connal
Pegasus Press 2017
ISBN:  978-3-95789-123-5
336 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,95

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