Powder-Mage-Chroniken 3: Herbstrepublik

Adro wird von Innen und Außen bedroht und droht dadurch unterzugehen. Selbst der gewiefte Feldmarschall Tamas muss sich jetzt etwas Großes einfallen lassen, um sein Land zu retten. – Und dann waren da noch die Götter. Sie ziehen nicht nur im Hintergrund ihre Strippen, sondern mischen sich gern persönlich in die Belange der Sterblichen ein.

von Lars Jeske

Feldmarschall Tamas ist im besten Sinne des Wortes ein Patriot seines Landes Adro. Er liebt es innig und wäre bereit, für dieses und seine Ideale, wie es sein sollte, zu sterben. Im zweiten Roman „Schicksalswende“ wäre dieses beinahe sein Schicksal geworden, aber mit taktischer Finesse und etwas Glück sitzt er weiterhin fest im Sattel. Denn lieber als zu sterben, lebt er für sein Land und möchte es gegen die Feinde von Innen und Außen verteidigen. Somit schafft er es, sich der Bedrohung der Kez aus dem Süden erneut zu stellen.

Selbstverständlich ist er das Zugpferd und steht im Mittelpunkt des fast 800 Seiten starken Abschlussbandes „Herbstrepublik“ der „Powder-Mage“-Trilogie von Brian McClellan. In diesem hat er alle Hände voll zu tun, sowie einiges zu erleiden und durchzustehen, um sein Adro zu verteidigen. Die personell mehrfach überlegenen Kez sind noch immer auf dem Vormarsch. Unterdessen hat sich ein weiterer Aggressor nach dem Tod von König Manouch strategisch in eine gute Position gebracht, um die Herrschaft an sich zu reißen. Die Hauptstadt Adopest ist von einer weiteren Gruppierung besetzt, deren Anführer sogar mittels freier Wahl in der frisch geschaffenen Republik an die Macht kommen möchte.

Unterdessen schlägt sich Taniel auf der Suche nach Ka-poel durch Feindesland und wird alsbald von allen Seiten gejagt. Bo nahm sich Nila an Novizin an, um sie im Umgang mit der ihr innewohnenden Magie zu unterrichten, damit sie vielleicht den Krieg überlebt und eines Tages auch eine Privilegierte werden kann. Inspektor Adamat obliegt es einstweilen, in der Hauptstadt einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, welches selbst das Geheimnis um die Identität des Patrons in den Schatten stellen könnte. Daneben gibt es eine Vielzahl von Konflikten zwischen Personen und Interessensgruppen, die den Leser nur allzu deutlich an die Verhältnisse in manch anderen, viel realeren Ländern erinnern.

In den beiden vorangegangenen Wälzern hat man das Ensemble der Charaktere bereits sehr gut kennengelernt, wodurch man sich noch mehr auf die eigentliche Handlung konzentrieren kann, die zielgerichtet ihrem Finale entgegensteuert. Dabei fällt dem Leser unweigerlich auf, wie gut auch dieser Roman geschrieben ist. McClellan gelingt es, alle Handlungsfäden fortzuführen und sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Immer wieder wird in den Kapiteln zwischen den verschiedenen Schauplätzen gewechselt, ohne dabei heischend immer genau an einem Cliffhanger die Szenerie zu verlassen. Die Schilderungen sind nahezu chronologisch, wodurch diese Romanreihe wie eine Geschichtsschreibung aus Adro wirkt. Man ist hautnah dabei und erlebt, wie es sich seinerzeit dort zugetragen hat, in den Irrungen des Krieges.

Alles andere als zufällig kreuzen sich dann alle Schicksale erneut in der Hauptstadt Adopest und das Märchen könnte glücklich ausgehen. Doch es gibt noch über 100 Seiten im Roman. Denn richtig, die Götter, die erneut allgegenwärtig in Adro wandeln, wollen bei dessen weiteren Schicksal ein gewichtiges Wort mitzureden und offenbaren sich schlagartig. Die über weiten Strecken aufgebaute Suspense und Überzeichnung des Gottes Kresimir wird dann in einem großen Finale mit all der zuvor aufgebauten Mystik entladen. Dazu kommt als (kleine) Überraschung zum Ende der Reise eine phantastische, im Sinne von mythologisch, bemerkenswerte Offenbarung. Erst kam es mir so vor, als wenn jetzt, wie in einem schlechten Krimi, ein Unbekannter auf der Bühne erscheint und das Whodunit-Prinzip ad absurdum geführt wird. Aber nein, es ist alles anders und logisch herleitbar. Somit fiebert man in der Schlacht mit den Götter noch einmal richtig mit.

Fazit: „Herbstrepublik“ ist ein gelungener Abschluss der „Powder-Mage“-Chroniken. Nicht nur gelingt es Brian McClellan, sich aller offenen Fäden zu entsinnen, sondern er schafft es auch noch, diese geschickt zu verweben. So entsteht eine bis zum Schluss spannende, zusammenhängende und intensive Geschichte, in welcher der Leser trotz der vielen Schauplätze und involvierten Personen nicht die Übersicht verliert. Dass dies dabei auch noch so leicht wirkt, zeugt von überaus beeindruckendem Talent, welches sich im Laufe der Reihe immer mehr abzeichnete. Eine rundum gelungene Geschichte, welche trotz der sehr vielen Seite nie langweilig geworden ist.

Die Powder-Mage-Chroniken 3: Herbstrepublik

Fantasy-Roman
Brian McClellan
CrossCult 2019
ISBN: 978-3-95981-386-0
770 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 18,00

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